Fertigteilwerk Dobler produziert mit verstärkten Filigran-EV-Gitterträgern
Besondere Baumaßnahmen erfordern besondere Bauteile. In der Stadt Kempten sollen vorgeschichtliche Überreste der Erasmuskapelle Besuchern als Schauraum zugänglich gemacht werden. Der unterirdische Raum dieser ehemaligen Kapelle aus dem 12. Jahrhundert einschließlich der historischen Außenmauern, sollte stützenfrei überspannt werden. Die erforderliche Spannweite lag damit bei etwa 10 m bis 13 m.
Die Wahl des statischen Systems sowie die Bemessung erfolgten durch das Ingenieurbüro Dr. Schütz Ingenieure in Kempten. Die Decke wurde 34 cm stark gewählt und von der Firma Dobler GmbH & Co. KG, Kaufbeuren als Teilfertigdecke konstruiert. Zur Begrenzung der Durchbiegung wurden Spannglieder für den nachträglichen Verbund eingeplant. Die Ausführung erfolgte als teilvorgefertigte Filigrandecke. Die Decke lagerte teilweise auf Bohrpfählen auf und ragte über diese hinaus. Dadurch wurden Plattenlängen von bis zu 15,3 m erforderlich.
Die Transport- und Montagezustände dieser außergewöhnlich dimensionierten Platten waren sicherzustellen. Die Firma Dobler entwarf die Fertigteile mit einer Dicke von 11 cm. Darüber hinaus empfahl die Firma Filigran Trägersysteme GmbH & Co. KG, Leese, den Einsatz von verstärkten Gitterträgern mit Diagonalendurchmesser von 9 mm und Obergurtdurchmesser 16 mm. Für diese Filigran-EV-Gitterträger liegt eine neue bauaufsichtliche Zulassung Z-15.1-147 vor. Aufgrund der hohen Tragfähigkeit dieses neuen Trägers konnten für Gitterträgerhöhen von 18 cm bis 30 cm Momente und Querkräfte je Gitterträger von bis zu 10 kNm bzw. 7,7 kN zugelassen werden. Diese Werte liegen deutlich über den zulässigen Werten anderer Gitterträger und können zur Sicherstellung größerer Montagestützweiten sowie der Transportzustände genutzt werden.
Für den Einsatz in Kempten wurden Filigran-Gitterträger EV 26 - 6 9 16 mit einer Bauhöhe von 26 cm gewählt. Bei einem gewählten Trägerabstand von 30 cm und einer Gesamtdeckenstärke von 34 cm errechnet sich nach der Zulassung eine Montagestützweite von 4,75 m. Diese wurde beim Bauvorhaben annähernd ausgenutzt. Zusätzlich konnten auch die Schnittkräfte infolge Krantransports durch die Gitterträger aufgenommen werden. Dieser Transport wurde realisiert durch vier etwa quadratisch angeordnete Anschlagpunkte je Plattenende. Der Schwerpunkt dieser Anschlagpunkte lag etwa im Viertelspunkt der Plattenlänge. Bei dieser Anordnung waren die Schnittkräfte in der Platte beim Krantransport (Abb. 1) nicht größer als im Montagezustand bei vorgenannter Montagestützweite.
Die 3 m breiten und bis zu 15,3 m langen Platten überdeckten eine Fläche von 45,9 m2 bzw. von 51,9 m2, wenn die beidseitig großen Stahlüberstände von 1 m berücksichtigt werden. Das Gesamtgewicht einer Platte von bis zu 12,6 t wurde durch den Einsatz verstärkter Filigran-EV-Gitterträger sicher transportiert und montiert.