Einbau und Prüfung von Abwasserleitungen und -kanälen
Die Neufassung des Arbeitsblattes DWA-A 139 enthält die von den beteiligten Fachkreisen für notwendig erachteten ergänzenden Hinweise und weitergehende Ausführungen zur DIN EN 1610 „Einbau und Prüfung von Abwasserleitungen und -kanälen“. Das Arbeitsblatt soll die Anwendung und Interpretation der DIN EN 1610 erleichtern und den am Bau Beteiligten helfen, die in der Norm enthaltenen Spielräume zu erkennen und zu nutzen. Gegenüber Arbeitsblatt DWA-A 139 (Ausgabe 12/2009) enthält das redaktionell überarbeitete Arbeitsblatt (Gelbdruck Stand 30. Juni 2017) neben Änderungen auch zusätzliche Ausführungen. Diese betreffen unter anderem folgende Themen:
Anforderungen an Planung und Ausschreibung
Baugrund
Kurzbaugruben
Herstellung des Leitungsgrabens
Verbau
Selbstverdichtende Verfüllmaterialien
Weitergehende Aussagen zur Dichtheitsprüfung
Im vorliegenden Beitrag wird speziell auf die Themen Herstellung des Leitungsgrabens und der Leitungszone sowie zeitweise fließfähige selbstverdichtende Verfüllbaustoffe eingegangen.
Bei der Herstellung von Abwasserkanälen in offener Bauweise müssen für die statische Berechnung ATV-DVWK A 127 und DIN EN 1295 sowie bei der Ausführung DIN VOB/C 18306 [1], DIN EN 1610 und DWA-A 139 beachtet werden. Dabei können Fehler gemacht werden, wie etwa:
Fehlerhafte Ausbildung der Leitungszone beziehungsweise Abweichungen von den Vorgaben der statischen Berechnung der Rohre
Wahl eines Verbausystems, welches nicht den Vorgaben der Rohrstatik entspricht
Nichteinhaltung des Plangefälles mit der Folge von Unterbögen
Nichtgelenkiger Anschluss der Rohre an Schächte und Bauwerke mit der Folge von Rissen im Einbindungsbereich (hier nicht weiter betrachtet)
Die Vermeidung der geschilderten Probleme erfordert auf Seiten der Planung ein entsprechendes Verständnis für die Arbeitsabläufe insbesondere bei der Ausbildung der Leitungszone und Bettung. Es muss bei Planern und Auftraggebern auch die Bereitschaft bestehen, von den Mindestgrabenbreiten nach DIN EN 1610 abzurücken und dem Personal mehr Arbeitsraum zur Verfügung zu stellen. Durch regelmäßige Schulungen und Einbaukontrollen während der sensiblen Prozesse Bettungsherstellung und Seitenverfüllung lassen sich Fehler sicher vermeiden. Intelligente Produkte aus Beton leisten hierbei einen wichtigen Beitrag, wie zum Beispiel der Rohrtyp PerfectPipe (Abb.). Die Optimierung der Rohrgeometrie trägt zur wesentlichen Erleichterung und Beschleunigung des Rohreinbaus und zur Erhöhung der Tragfähigkeit bei. Die vorliegenden Erfahrungen mit diesem Rohrtyp bestätigen die Erwartungen.
Zur Herstellung der Leitungszone und der Hauptverfüllung können „Zeitweise fließfähige selbstverdichtende Verfüllbaustoffe“ (ZFSV) eingesetzt werden. Eine wesentliche Eigenschaft von ZFSV sollte die langfristige Wiederausbaufähigkeit mit leichtem Gerät sein. Bei der Verwendung dieser Baustoffe können mechanische Verdichtungsvorgänge entfallen. ZFSV können aus natürlich anstehenden Böden und aus aufbereiteten Böden oder geeignetem Recyclingmaterial hergestellt werden. Anforderungen an die bodenmechanischen Eigenschaften und insbesondere die Langzeiteigenschaften unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen zum umgebenden Boden und Grundwasser müssen definiert und überwacht werden. Im Arbeitsblatt DWA-A 139 (Gelbdruck) sowie im Hinweis des FGSV sind entsprechende Regelungen aufgenommen worden. Im Vortrag werden Erfahrungen und Aussagen zur Wirtschaftlichkeit präsentiert. Der Einsatz von selbstverdichtenden fließfähigen Verfüll-materialien kann vorteilhaft sein, sofern die mit dem Einsatz verbundenen Besonderheiten bei der Ablauforganisation berücksichtigt werden.