Eine Kompetenzbewertung
Ein harmlos klingender Titel für ein sehr ernstes, oftmals ärgerliches und nicht selten auch teures Problem: Die Gutachten mancher Sachverständiger. Natürlich fehlt nicht jedem Sachverständigen, der mit unserer Branche in Berührung kommt, die nötige Fachkunde; das sei hier klargestellt. Aber was schon so alles an hanebüchenem „Kram“ von Gutachtern abgeliefert wurde, muss einem schon Sorge bereiten.
Was muss man davon halten, wenn ein Sachverständiger angesichts 10 cm tiefer Spurrinnen in einer gepflasterten Anlieferungszone zu dem Ergebnis kommt, dass dies zu verhindern gewesen wäre, wenn statt des gewählten Rechtecksteines der Firma X der Verbundstein Y der Firma Z eingesetzt worden wäre? Kann man ruhig bleiben, wenn ein anderer für die Reifenspuren auf einer hellen Betonsteinfläche die Oberflächenstruktur der Steine alleinig verantwortlich macht, ohne ein einziges Wort darüber zu verlieren, dass Reifenabrieb auf jeder Art von durch Kfz genutzten Belägen entsteht und dass die beeinflussenden Faktoren ausgesprochen zahlreich sind?
Die Gründe für fehlerhafte Gutachten sind meiner Erfahrung nach vielfältig. Dabei steht die fehlende Fachkunde an erster Stelle. Aber auch Termindruck und oberflächliches Arbeiten sind zu nennen. Ja sogar Hochmut und Voreingenommenheit spielen manchmal eine Rolle. Bedauerlicherweise kann sich jedoch ein Sachverständiger – und schon gar nicht in einem Gerichtsverfahren – zum Beispiel fehlende Fachkunde und oberflächliches Arbeiten leisten. Ich erwarte von den Betroffenen angesichts ihrer Bedeutung für ein Verfahren, dass sie alles daran setzen, ihr Gutachten stets sachlich und fachlich einwandfrei zu verfassen, ganz gleich wie viel Zeit es braucht. Der Münchner Architekt Peter Haimerl hat einmal gesagt: „Es ist gut, wenn es gut ist. Vorher ist es schlecht.“ Schlechte Gutachten haben wir schon genug; dagegen kämpfen wir. Wir brauchen bessere Gutachten; dabei helfen wir gern.