Tragende Betonfassaden an der Machbarkeitsgrenze — Neues Finanzamt Karlsruhe
Anspruchsvolle Sandwichfassadenelemente jenseits uniformer Großtafelbauten mit optischer Tiefe und prägnanten Strukturen sind gefragt. Auch die Anforderungen an die Planung steigen mit den Ansprüchen an die Optik. Die Bemessung der Vorsatzschalen mittels finiter Elemente benötigt die Definition der Ankerfedereigenschaften und des Dämmungsbettungsmoduls. Diese Eigenschaften und passende Temperaturgradienten sind nur bedingt in Zulassungen oder Normen geregelt. Schon der Umfang der Schalenstatik überrascht Prüfingenieure und bietet eine Vielzahl von Interpretationen zur Berechnung, bis hin zu rechtlichen Bedenken zur Anwendung von Ankerzulassungen. Jeder erwartet möglichst Rissfreiheit der Schalen. Betonbemessung kennt dagegen nur Rissweitenbegrenzung. So kann eine Machbarkeitsgrenze schon die Planung der Elemente werden. Oft wird erwartet, die Statik der Tragschale könne der Fassadenplaner nebenbei mit erledigen. Fragen und Kosten zu Deckeneinspannungen, Aussteifungskräften, Erdbebenbeanspruchungen bis zum Brandschutz sind jedenfalls immer frühzeitig zu klären. Stark profilierte Fassadenelemente können nicht einfach von einem schräg stehenden Kipptisch abgehoben und transportiert werden. Das horizontale Abheben mit speziellen Ankern erzeugt schon im frischen Zustand große Beanspruchungen aus Schalungshaftung und Eigenlast. Die verschiedenen Probleme werden anhand einiger Dreßler-Bau-Projekte aufgezeigt, wobei das Bauvorhaben Fassade Finanzamt Karlsruhe ein Vorzeigebeispiel ob der Zusammenarbeit aller Beteiligten ist. Architekten, Tragwerksplaner und Prüfingenieur arbeiteten im offenen Dialog an den anstehenden Problemen, bis hin zur TU Kaiserslautern, welche die Anwendung der Zulassung der preisgünstigen Glasfaserankerstäbe der Fa. Schöck speziell begleitete. Die Produktion der Elemente war nicht nur in handwerklicher Hinsicht eine Herausforderung. Dies belegen eindrucksvoll die Vortragsbilder.