Innovationskraft aus den Niederlanden:
Ein Blick auf mögliche Zukunftsszenarien für Deutschland

In Deutschland wird regelmäßig von mangelnder Innovation im Bausektor gesprochen, hier ist besonderer Kritikpunkt die starre Haltung der Baugesetzgebung/des Bauordnungsrechtes. Im Zusammenhang mit Kiwa schweift dann regelmäßig der Blick Richtung Niederlande, die als innovativer empfunden werden. Neben den Anforderungen aus der Bauproduktenverordnung (CE) wurde hier ein System basierend auf Beurteilungsrichtlinien (BRL) und Zertifizierungen auf weitestgehend freiwilliger Basis als Qualitätsstandard installiert. Diese Beurteilungsrichtlinien werden auf Basis von Normen und anderen technischen Regeln, durch ein Gremium von Sachverständigen erarbeitet.

Dabei kann über die CROW-Route für neue Materialien/Rohstoffe eine CUR-Empfehlung (Vornorm) geschrieben oder über ein „Kiwa Innovations-Zertifikat“ oder eine „KOMO Innovations-BRL“ eine vollständige KOMO BRL erarbeitet werden.

Ein weiteres Beispiel für vorgreifendes Handeln in den Niederlanden ist der „Beschluss Bodenqualität“ als eine dem niederländischen Baustoffegesetz (NL-BSB) nachfolgende Regelung. Dieser Beschluss hat den Schutz der Umwelt, insbesondere von Boden, Gewässern und Grundwasser zum Ziel. Mittlerweile findet sich eine - in die gleiche Richtung gehende - Festlegung in der aktuellen CPR, die Anforderung 7: „Emissionen von Bauwerken in die Außenumgebung“. Inwieweit hier Regelungen durch die harmonisierten Spezifikationen aufgegriffen werden, bleibt abzuwarten, ggf. wird es auch nationale Konkretisierungen geben.

Die niederländischen Regelungen zum Einsatz von recycelten Gesteinskörnungen in Beton gehen deutlich über die Möglichkeiten der DAfStb-Richtlinie „Rezyklierte Gesteinskörnung“ in Verbindung mit DIN 4226-101 hinaus; auch in Deutschland werden die Anwendungsgrenzen erweitert werden müssen, hier lohnt der Blick über den Tellerrand. Für konstruktiven Beton schränkt die EN 206, die Menge von recyceltem Material ein. Bei Betonpflastersteinen und ähnlichen Produkten basierend auf europäischen Produktnormen (EN 1338 etc.) sind in NL bis zu 100% recyceltes Material möglich.

Ein Beispiel, dass auch Deutschland sich bewegt, sind Initiativen wie ein seit 2021 erteiltes abZ (ABg) für konstruktive Fertigteile aus Beton mit 100 % recycelter Gesteinskörnung (analog Typ 3).

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