Durchstanztragfähigkeit exzentrisch belasteter Einzelfundamente – Großversuche im Realmaßstab

Das Durchstanztragverhalten zentrisch belasteter Einzelfundamente wurde in der Vergangenheit bereits ausgiebig untersucht. In  der Praxis ist jedoch eine ungleichmäßige Beanspruchung infolge ungewollter Ausmitten und planmäßiger Lastexzentrizitäten
häufig unvermeidbar. Diese ungleichmäßige Verteilung der Schubspannungen im Einzelfundament wird sowohl im aktuellen Eurocode 2 als auch im Entwurf des Eurocode 2 der nächsten Generation durch Lasterhöhungsfaktoren auf der
Einwirkungsseite berücksichtigt. Eine Beurteilung der Wirtschaftlichkeit und letztlich des Sicherheitsniveaus der Bemessungsansätze
für exzentrisch belastete Einzelfundamente ist jedoch aufgrund der wenigen Versuchsdaten nicht möglich.

Um diese Lücke zu schließen, wurden Durchstanzversuche an Stahlbetonfundamenten im Realmaßstab mit systematisch abgestufter exzentrischer Belastung durchgeführt. Das Versuchsprogramm umfasste hierbei zwölf quadratische Fundamente mit einer Plattendicke h = 0,65 m, die sich auf zwei Versuchsserien mit unterschiedlicher Schubschlankheit, aber konstantem u0/d-Verhältnis aufteilten. Die jeweils zu erzielenden ein- und zweiaxialen Ausmitten wurden durch ein vollautomatisiertes Hydrauliksystem über eine linear variable Sohldruckverteilung aufgebracht.

Generell gilt, dass der im Vergleich zur einaxialen Querkrafttragfähigkeit erhöhte Widerstand beim Durchstanzversagen aus der Einschnürung der Druckzone und letztlich der Ausbildung  eines mehraxialen Betonspannungszustandes in Form  eines Druckrings resultiert. Diese Spannungszustände im  Druckring können durch neuartige Messverfahren sichtbar gemacht werden. Die Versuchsergebnisse belegen ein-deutig einen Einfluss der steigenden Lastexzentrizität auf den Druckring, die Form des Bruchkegels und die letztlich erreichte Durchstanztragfähigkeit. Die vorgestellten exzentrischen Durchstanzversuche leisten zudem einen wichtigen Beitrag zur Optimierung der verschiedenen  Bemessungsansätze, bei denen Verbesserungspotenzial festzustellen ist.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 02/2018 Betonbemessung

Schlanke, unbewehrte Druckglieder unter zweiachsig ­exzentrischer Beanspruchung

Druckglieder wie Stützen oder Wände erfahren neben der einwirkenden Normalkraft auch Biegemomente aus den Verdrehungen der angrenzenden Bauteile. Wenn sich Verdrehungen um zwei Achsen einstellen...

mehr
Ausgabe 02/2021 Tag 4: Freitag, 26. Februar 2021

Podium 14: Beton in der Tragwerksplanung

91 Punching shear reinforcement in crosswise arrangement – Effective or impermissible? Kreuzförmig angeordnete Durchstanzbewehrung – Effektiv oder unzulässig? Dr.-Ing. Johannes Furche   92...

mehr
Ausgabe 02/2014 Neue Hilfsmittel für die Praxis

Durchstanzen –

Während in DIN EN 1992-1-1 und dem nationalem Anhang für Deutschland die Durchstanzbemessung von Ortbetondecken und zentrisch belas-teten Einzelfundamenten ausführlich geregelt ist [1, 2], werden...

mehr
Ausgabe 06/2022

Fasern ersetzen Bewehrung – Schnellbau mit faserbewehrten Halbfertigteilen

Konventionell bewehren ist aufwendig und zeitintensiv. Bei Stahlfaserbeton entfällt dieser Prozessschritt. Jedoch werden Fasern in der Regel nicht als alleinige statische Bewehrung genutzt, sondern...

mehr
Ausgabe 09/2019 HALFEN

Neuartige Durchstanzbewehrung für Fundamente

Je größer das Gebäude, desto größer sind auch die Querkräfte, die punktartig auf Stahlbetonplatten einwirken. Um ein Durchstanzen der Stütze durch Betonplatten zu verhindern, kommt im...

mehr