EPDs leicht gemacht mit dem Umweltrechner
Viele Unternehmen schrecken bei Ökobilanzen und Umweltproduktdeklarationen (EPDs) vor dem vermeintlich hohen Aufwand zurück. Den Mitgliedsunternehmen des Betonverbands Straße, Landschaft, Garten e.V. (SLG) kommt jetzt ein neues Angebot ihres Verbands entgegen: der sogenannte SLG-Umweltrechner. Verbandsmitglieder können damit schnell und kostengünstig individuelle Ökobilanzen und EPDs erstellen, zum Beispiel für alle Arten von Betonpflastersteinen (http://www.betonstein.org/service/umweltrechner/).
Siegrun Kittelberger von der Unternehmensberatung thinkstep, die den Rechner im Auftrag und gemeinsam mit dem Verband entwickelte, und Dietmar Ulonska, Geschäftsführer des SLG, stellen in einem Zwiegespräch die Beweggründe für das neue Serviceangebot dar.
Siegrun Kittelberger: Umweltfreundliche Beschaffung, Green Building, EPDs – das sind nur einige der Schlagworte in der aktuellen Nachhaltigkeitsdiskussion. Mit welchen Themen beschäftigen sich die Mitgliedsunternehmen des Betonverbands SLG?
Dietmar Ulonska: Nachhaltigkeitsthemen sind im Hochbau seit vielen Jahren präsent. Es war nur eine Frage der Zeit, bis diese auch im Straßen- und Gartenbau Einzug halten würden. Unsere Mitglieder beschäftigen sich mit Themen wie versickerungsfähiges Pflaster, lärmarmes Pflaster und NOx-Reduzierung. Eine immer größere Rolle spielen aber auch EPDs.
Wir gingen schon vor mehr als zehn Jahren davon aus, dass Bauweisen mit Betonsteinen im Vergleich zu Bauweisen mit anderen Baustoffen eine relativ gute Ökobilanz haben. Jedoch hatten wir keine belastbaren Daten. 2008 konnten wir dies mit ersten Ökobilanzberechnungen belegen. Mit den gesammelten Erfahrungen sind wir dann die nächsten Schritte gegangen, mit dem Ziel, eine Verbands-EPD zu entwerfen. Diese haben wir für einen Betonpflaster-Standardstein 2015 veröffentlicht. Damit verfügen wir über ein solides, nahezu zehnjähriges Know-how in diesem Feld.
Kittelberger: Welche Vorteile bietet eine Verbands-EPD den SLG-Mitgliedern?
Ulonska: Mit der Verbands-EPD wollten wir zunächst stärkere Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenken. Das Signal lautete: Die Betonsteinindustrie ist vorbereitet und die Verbandsmitglieder können auf entsprechende Anfragen reagieren. Viel wichtiger war uns aber der aktuelle Schritt. Mit dem Anfang des Jahres eingeführten Umweltrechner können unsere Mitglieder selbst Ökobilanzberechnungen und EPDs erstellen und für ihre Kommunikation nutzen. Der große Vorteil ist, dass dies ganz individuell geschehen kann, bezogen auf die eigenen Produkte und Marken unter Verwendung der eigenen spezifischen Daten. Gerade im Objektgeschäft wird das aus unserer Sicht wichtiger. Dabei geht es oftmals um individuelle Formate, Farben und Oberflächen der Betonpflastersteine. Unterschiedliche Szenarien können so bei Bedarf schnell und kostengünstig bereits im Planungsstadium durchgespielt werden.
Kittelberger: Wie funktioniert der Umweltrechner?
Ulonska: Jedes Mitglied kann seine eigenen Daten, zum Beispiel Rezepturen, Stromverbräuche und so weiter in einem geschützten Bereich des Umweltrechners hinterlegen. Der Umweltrechner verknüpft diese Daten mit einer Ökobilanzdatenbank. Aus beiden Quellen kann dann mit wenigen Klicks eine Ökobilanz für einen bestimmten Pflasterstein berechnet werden. Die Daten können für sich genommen genutzt werden, zum Beispiel auch zur Produktoptimierung, oder sie werden in ein elektronisches EPD-Formular eingegeben, um daraus eine individuelle EPD zu erstellen.
Kittelberger: Welche konkreten Vorteile haben Ihre Mitglieder durch den Umweltrechner?
Ulonska: Unsere Mitglieder haben große Vorteile in Bezug auf Komfort, Schnelligkeit und Kosten. Sehen Sie, Ökobilanzdaten für unterschiedliche Produkte manuell zu ermitteln, ist aufwendig und auch nicht ganz preiswert. Und die Produktpalette vieler unserer Mitglieder ist sehr umfassend. Wer also konsequent auf den Nachhaltigkeitszug aufspringen möchte und dabei nicht auf ein solch intelligentes Instrument wie den Umweltrechner zurückgreifen kann, der muss schon enorm in Zeit und Manpower investieren.
Mittlerweile haben wir alle relevanten Ökobilanzdaten bei Ihnen, unserem Partner thinkstep, hinterlegt. Auf diese Daten greift der Umweltrechner zurück. Sie sind bereits vorverifiziert und werden ständig aktualisiert, sodass allein daraus eine enorme Ersparnis resultiert. Unsere Mitglieder müssen nur wenige Daten individuell in das System eingeben. Der Kostenvorteil durch unsere Mitgliedschaft als Verband beim IBU kommt noch hinzu.
Kittelberger: Wie haben Sie den Umweltrechner eingeführt?
Ulonska: Ihre Unternehmensberatung thinkstep hat uns das Tool als eine Art Prototyp im April 2016 vorgestellt. Das hat unseren Vorstand sofort überzeugt. Wir haben dann in einem Briefing die Eckdaten festgelegt: Was muss das System leisten, welche Informationen müssen vorliegen und so weiter. thinkstep hat das so umgesetzt, wie wir uns das vorgestellt hatten. In Online-Workshops mit den Mitgliedern wurden weitere Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Den fertigen Rechner haben wir dann im November 2016 bei der Mitgliederversammlung präsentiert.
Kittelberger: Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus?
Ulonska: Wir werden den Umweltrechner jetzt verstärkt kommunizieren, sowohl nach innen als auch nach außen. Unsere feste Überzeugung ist, dass das Thema Nachhaltigkeit an Bedeutung weiter zunehmen wird. Wir gehen weiter davon aus, dass die konkrete Nachfrage nach Betonpflasterstein-EPDs, unter Umständen sogar objektbezogen, steigen wird.
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