Fünfgeschossige Produktion hochwertiger Architekturbetonfertigteile in Belgien
Ein Highlight in der industriellen Serienfertigung architektonisch anspruchsvoller Betonfertigteile setzt der Hersteller Kerkstoel 2000+ im belgischen Grobbendonk. Die Investition in eine neue Massiv-, Doppel- und Thermowandfertigung vor ca. zwei Jahren trägt nun bereits Früchte.
Der Anruf von Dr. Thomas Kranzler, Geschäftsführer der Syspro-Gruppe Betonbauteile e. V., kam für die BFT-Chefredaktion ebenso spontan wie erfreulich: „Wir haben eine Einladung unserer belgischen Mitgliedsfirma Kerkstoel Group in ihr neues Betonfertigteilwerk erhalten. Falls ihr Zeit habt, könnten wir schon in der nächsten Woche nach Flandern fahren und in der BFT darüber berichten!” Gesagt – getan, und die Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern bei Weitem übertroffen: Ein echtes Highlight in der industriellen Serienfertigung architektonisch anspruchsvoller Betonfertigteile setzt Kerkstoel 2000+ aktuell in Belgien.
Vielfältige Betonfertigteile der Kerkstoel-Gruppe finden sich in modernen Wohn- und Bürokomplexen, aber auch in Einkaufszentren, Bahnhöfen und Flughäfen. Um weiter Trends zu setzen, investierte der belgische Baustoffspezialist in Grobbendonk nahe Antwerpen bereits vor ca. zwei Jahren in eine neue Massiv-, Doppel- und Thermowandfertigung für vielseitige Bauteilgeometrien und Kundenausführungen. Damit können Betonelemente mit sehr unterschiedlichem Komplexitätsgrad im gleichen Zeitraum hergestellt werden, ohne dass die Anlagenproduktivität sinkt.
Die insgesamt fast 160 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen produzieren jährlich ca. 220.000 m² Doppelwand- und 25.000 m² Thermowandelemente sowie 725.000 m² Deckenplatten.
Traditionsunternehmen mit zahlreichen Referenzen
Die Familie Kerkstoel ist seit mehr als 100 Jahren in der Baubranche tätig: Leonard Kerkstoel begann im Jahr 1902 als Bauunternehmer; sein Sohn Florent Kerkstoel begann 1935 mit der Herstellung und dem Handel von Baustoffen. Dessen Sohn Michel Kerkstoel begann 1965 in der Nähe des Albert-Kanals im flämischen Grobbendonk mit der Betonproduktion. Seit dieser Zeit investiert die Familie in die Herstellung von Betonfertigteilen. Ende der 1980er Jahre entstand eine der weltweit ersten industriellen Serienfertigungsanlagen für Elementdecken mit Produktionstechnik des deutschen Anlagenbauers Vollert. Das Jahr 1997 prägte den Einstieg in die Doppelwandproduktion vor allem für den modernen Wohn- und Industriebau.
Mittlerweile gilt das Unternehmen unter seinem Vorstandsvorsitzenden Pascal Kerkstoel als Vorreiter und Innovationstreiber in ausgezeichneter Architektur mit Betonfertigteilen. „Dies reicht vom Ericsson-Hauptquartier in Zaventem, dem Hauptbahnhof Eurostation II in Brüssel bis zum Justizgebäude in Antwerpen – alles architektonische Highlights“, schildert Pascal Kerkstoel nicht ohne Stolz. In der Tat entstanden unzählige Architektur-Leuchtturmprojekte und Immobilienobjekte in den Beneluxstaaten mit Fertigteilen „made in Grobbendonk”. Heute werden die Betonelemente an Kunden in Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Luxemburg und den Niederlanden geliefert.
Hochmodernes Betonfertigteilwerk entsteht 2019
„Stillstand ist immer Rückschritt“, davon ist Pascal Kerkstoel fest überzeugt. Heute sind Wände, Decken oder Fassadenbauteile nicht nur deutlich vielfältiger hinsichtlich Architektur, Formen oder Oberflächenqualitäten, sondern erfordern auch größere Arbeitsinhalte, mehr Einbauteile oder integrierte Spezialfunktionen. Gleichzeitig werden die notwendigen Kapazitäten für Bauprojekte größer und der Kostendruck steigt, um im Wettbewerb um Kunden und Aufträge konkurrenzfähig bleiben zu können. Diese Entwicklungen sind eine große Herausforderung für viele Betonfertigteilhersteller. „Da auch unsere Kundenanfragen immer mehr auf Doppel- und Massivwandelemente mit komplexen Bauteilgeometrien und überdimensionalen Wandflächen bis 3,80 m abzielen, entschieden wir uns 2018, in eine weitere moderne Betonfertigteilproduktionslinie zu investieren. Der Erstkontakt zu den Anbietern entstand Ende 2018 während der Engineering Days in Wien und nur knapp zwei Jahre später lief die Produktion in der nunmehr papierlosen ‚Smart Factory‘ wieder auf Hochtouren. Heute reden wir von der sicherlich bisher größten Investition in unserer Historie.”
Das Anlagenkonzept und das Layout wurden durch Prilhofer Consulting als unabhängiges Beratungsunternehmen entwickelt. Nachdem sämtliche Anlagen- und Leistungsanforderungen festgelegt waren, wurde für jeden Teil der Maschinentechnik ein Spezifikationsdokument erstellt. Auf dieser Basis wurde von Kerkstoel 2000+ und Prilhofer Consulting eine Ausschreibung für die Anlagentechnik durchgeführt, bei der sich der Betonwerksspezialist Vollert zusammen mit RIB SAA Software Engineering und seinem lokalen Partner UBO Engineering erfolgreich durchsetzte. Die Ausführungsplanung und Projektabwicklung erfolgten ebenfalls durch Prilhofer Consulting in enger Abstimmung mit dem Projektteam von Vollert. Zielsetzung war es damals, jährlich bis zu 500.000 m² betonierte Wand- und Deckenfläche auf einer vorgegebenen Grundfläche von 4.880 m²zu erreichen.
Kerkstoel-Gruppe setzt weitere Meilensteine
Bereits seit Ende 2019 werden hochwertige Doppelwände für mehrere Prestigebauprojekte im Großraum Antwerpen, aber auch für die anderen Beneluxstaaten produziert. Spezielle Kundenausführungen oder Sonderbetonteile wie auch große Serien für Großbauprojekte können jetzt simultan hergestellt werden. „Technologie, großes Know-how, maximale Qualität und absolute Termintreue, darauf können sich unsere Kunden auch weiterhin verlassen“, erklärt Pascal Kerkstoel mit Blick auf das weitere Wachstum seines traditionsreichen Familienunternehmens und Pioniers in der Betonfertigteilproduktion.
„Wir sind nach wie vor ein familiengeführtes Unternehmen und versuchen, dies auf alles zu übertragen, was wir tun. Das reicht von einer flachen Unternehmensstruktur über kurze Entscheidungswege bis hin zu unseren zentralen Werten: Engagement, Zugänglichkeit und Zuverlässigkeit. Kerkstoel möchte auch für Innovationen bekannt sein, beispielsweise für die thermisch aktivierten Decken, die wir produzieren, oder das hochpräzise Schneiden von Dämmstoffen mittels Robotern”, so Pascal Kerkstoel weiter.
„Auch vor der Zukunft ist uns nicht bange – aufgrund des Arbeitskräftemangels auf den Baustellen besteht generell eine große Nachfrage nach Betonfertigteilen. Wir erwarten, dass diese auch beim Bauen von morgen ein zentrales Element bleiben werden, und sind davon überzeugt, dass Modularität und Kreislaufwirtschaft an Bedeutung gewinnen, weil der Fokus auf Langlebigkeit gelegt wird. Hinzu kommt, dass infolge der CO₂-Besteuerung auch neue Betonmischungen Eingang in die Fertigteilproduktion finden werden. Apropos Betonmischungen: Jetzt fehlt uns nur noch eine neue Mischanlage, die wir jedoch innerhalb der nächsten Monate installieren und in Betrieb nehmen werden. Details folgen zu einem späteren Zeitpunkt.”
Großes Lob auch vom Syspro-Geschäftsführer
Auf die Frage der BFT-Redaktion, ob man das neue Werk nicht zuletzt aus Prestigegründen mehrstöckig geplant habe, konnte sich Kerkstoel 2000+-Geschäftsführer Kurt Guldentops, der die Besucher durch die Produktion führte, ein Schmunzeln nicht verkeifen: „Das mag sicher ein interessanter Nebeneffekt sein, aber wir haben quasi aus der Not eine Tugend gemacht. Weil das Grundstück für das neue Werk zwischen Albert-Kanal und E313 relativ klein und nicht erweiterbar war, mussten mehrere Zwischengeschosse und Ebenen vorgesehen werden.”
Dr. Thomas Kranzler, wie eingangs erwähnt Geschäftsführer der Syspro-Gruppe Betonbauteile e. V. und Initiator dieses Besuchstermins, war ebenfalls voll des Lobes: „Für das Team der BFT und auch für mich persönlich ist ein solcher ‚Blick über den Tellerand‘ natürlich immens wichtig. Als einziges belgisches Mitglied der Syspro-Gruppe bringt die Firma Kerkstoel neue Impulse und Perspektiven ein, von denen auch unsere anderen Mitglieder aus Deutschland, Österreich und Italien profitieren können. Für Silvio Schade und mich selbst, die wir schon viele Betonfertigteilwerke von innen gesehen haben, ist eine Produktion auf gleich fünf Ebenen außergewöhnlich. Daher nochmals mein herzliches Dankeschön der Kerkstoel Group für die Einladung.” Dr. Kranzler abschließend: „Bereits bei meinem Dienstantritt als neuer Syspro-Geschäftsführer im Jahre 2020 hatte ich unseren Mitgliedern versprochen, meinen wesentlichen Fokus neben der Entwicklung und Realisierung von technischen Innovationen darauf zu legen, die Qualitätsmarke Syspro noch mehr in den Fokus von Architekten und Planern im Hinblick auf das energieeffiziente Bauen zu rücken – dafür ist die Kerkstoel Group ein exzellentes Paradebeispiel.”
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