Optimierung der Querkraftbemessung von Platten
Ein maßgeblicher Anteil des verbauten Betonvolumens sind Plattentragwerke, bei denen der Querkraftnachweis für die Dimensionierung häufig maßgebend ist. Aus baupraktischer Sicht ist eine Ausführung von Platten ohne Querkraftbewehrung erstrebenswert, da der Einbau aufwendig ist. Der aktuelle Ansatz zur Querkraftbemessung von Stahlbetonbauteilen ohne Querkraftbewehrung nach EC2 ist semi-empirisch und wurde anhand einer Datenbank mit Querkraftversuchen an gelenkig gelagerten Einfeldträgern unter Einzellasten kalibriert. Hierdurch werden tragfähigkeitssteigernde Einflüsse aus realitätsnäheren mehrfeldrigen Systemen mit verteilter anstelle von konzentrierter Belastung bei der Bemessung aktuell nicht berücksichtigt. Versuche mit unterschiedlicher Belastung zeigen erhebliches Querkrafttragfähigkeitssteigerungspotenzial im Bereich von Innenauflagern durchlaufender Plattensysteme (Abb., [1, 2]), das in zukünftigen Normengenerationen einfließen könnte.
Durch neue Versuche soll weiterhin überprüft werden, ob eine Gewölbewirkung rechnerisch erfasst werden kann. Dieser Effekt, der infolge einer belastungsabhängigen Druckmembrantragwirkung entsteht, wurde in der Vergangenheit bereits in Bezug auf die Biege- und Durchstanztragfähigkeit von Stahlbetondecken untersucht, siehe z. B. [3, 4]. Eine Berücksichtigung dieser Tragfähigkeitsreserven könnte sich bei der Querkraftbemessung von Platten, vor allem bei der Nachrechnung von Bestandstragwerken, günstig auswirken.