Finnischer Betonproduzent Lujabetoni auf
bestem Weg zur CO2-Neutralität
Lujabetoni zählt zu den größten Herstellern konstruktiver Betonfertigteile in Skandinavien. Das im finnischen Hämeenlinna ansässige Unternehmen empfing BFT-Chefredakteur Silvio Schade und Key Account Manager Erdal Top kürzlich im Werk Järvenpää. Lujabetoni zählt zu den Wegbereitern des 3D-(BIM)-Modeling und der IT-gestützten Fertigteilproduktion.
Lujabetoni Oy wurde vor mehr als 60 Jahren gegründet und ist heute in dritter Generation ein führender Betonproduzent in Finnland. Bei mehr als 800 Beschäftigten (davon ca. 120 im Werk Järvenpää) beträgt der Jahresumsatz rund 100 Mio. Euro. Hier wird auf drei Spannbetonbahnen à 210 m Länge produziert. Zur Unternehmensgruppe gehören insgesamt 27 Betonfertigteil-, Betonwaren- und Transportbetonwerke in Finnland und Schweden.
Lujabetoni zählt bereits seit den 1990er Jahren zu den Wegbereitern des 3D-(BIM)-Modeling und der IT-gestützten Fertigteilproduktion. Ein entscheidender Meilenstein war der Beginn erfolgreicher Kooperationen – vor allem mit dem im südfinnischen Espoo beheimateten Softwareunternehmen Tekla. Heute werden alle Großprojekte bei Lujabetoni, angefangen von der frühen Phase der Angebotserstellung bis hin zur Nachkalkulation nach Fertigstellung, gemeinsam mit Tekla realisiert. Ebenfalls für beide Partner sehr gewinnbringend ist die Zusammenarbeit mit dem in Lahti ansässigen Unternehmen Peikko, einem der weltweit führenden Anbieter von (unter anderem) Betonverbindungen und Verbundträgern für Fertigteil- und Ortbetonlösungen.
Low-Carbon-Concrete halbiert CO2-Fußabdruck
Geliefert wird der Großteil der Betonfertigteilerzeugnisse in den finnischen Binnenmarkt. Darüber hinaus zählen Kunden im Großraum Stockholm zu den Auftraggebern von Lujabetoni, das in Schweden mit L Betong AB eine eigene Niederlassung unterhält.
Nicht ohne Stolz präsentierte Kari Turunen, Vizepräsident der Luja-Betonfertigteilsparte, die Produktionszahlen: Durchschnittlich verließen unter anderem etwa 8.000 m³ Rahmenelemente, 100.000 m² Hohlkörperdeckenplatten und 5.000 Betonrohre jährlich die Werkstore von Lujabetoni; hinzu kam ein großes Volumen an Transportbeton.
Ein großer Schritt in Richtung Klimaneutralität ist der Low-Carbon-Concrete von Luja. Die Emissionen der gesamten Betonproduktion in Finnland machen etwa 2 % der finnischen CO2-Emissionen aus (mit Zementemissionen). Aber auch das ist zu viel und sollte zurückgeführt werden. Aus diesem Grund hat Lujabetoni den kohlenstoffarmen Beton Luja-Low auf den Markt gebracht, bei dem die CO2-Herausforderung bereits zur Hälfte gelöst ist. Die komplette CO2-Neutralität der Produktion wird bis zum Jahr 2040 angestrebt. Nicht zuletzt dank einer eigenen F&E-Abteilung liegt der CO2-Ausstoß bereits jetzt ca. 40 % unter dem Branchendurchschnitt. Weiterhin wird zunehmend Recyclingbeton eingesetzt, was gemäß aktueller finnischer Norm bis zu 30 % des Gesamt-Materialanteils möglich ist.
Einführung der SL-Decks
Die mit rund 25 Mio. Euro größte Investition in der Unternehmensgesichte von Lujabetoni war die Errichtung eines Werks für die Produktion der neuen „SL Superdecks“. „Wir haben das SL-Deck im Dezember 2018 auf den Markt gebracht und wollten damit die Kapazität für unseren wichtigsten Zielmarkt, den Wohnungsmarkt im Großraum Helsinki, schnell erhöhen. Mit der Investition erweitern wir die jährliche Kapazität von ‚Superlaatta‘ (SL-Deck) auf dem finnischen Markt um Hunderttausende Quadratmeter“, so Mikko Isotalo, CEO von Lujabetoni. „Der Werksstandort ist hervorragend, wenn man die wichtigsten Märkte Finnlands betrachtet – die Hauptstadtregion, Tampere und Turku – und wir haben Platz und Möglichkeiten, die Produktionskapazität weiter zu erhöhen.“
Kari Turunen ergänzt: „Das Besondere an der Superslab mit den Abmessungen 3.000 × 1.200 mm ist die Möglichkeit, einen Großteil der erforderlichen Technikkomponenten wie Sanitär und Elektro darin zu integrieren. Mit diesem noch jungen Produkt wollen wir unseren Kunden effizientere Bauprojekte ermöglichen.“
Enges Vertrauensverhältnis
„Ohne die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Projektpartnern und Zulieferern wäre die moderne Produktion nicht mehr denkbar. Dies betrifft neben dem eingangs erwähnten Softwareunternehmen Tekla auch den Anlagenbauer Elematic. Auf dem Multimaster können sowohl Hohlkörperdecken als auch ‚Superslabs‘ gefertigt werden.“
„Weitere Partner sind Haarup für die Mischtechnik, Finncementi und Schwenk für den Zement, Peikko für die Verbindungs- und Verankerungstechnik, Schöck für die Balkonbewehrungsanschlüsse, Ecoratio für die Betonchemie und Controls für die Betonprüfgeräte“, beschreibt Kari Turunen die Situation. Peikko-CEO Topi Paananen ergänzt auf Nachfrage der BFT-Redaktion: „Für uns als international breit aufgestellter Anbieter ist die Partnerschaft mit Lujabetoni natürlich ein sehr angenehmes Heimspiel – und dies für beide Seiten. Wir freuen uns, dass hier Betonverbindungen und Verbundträger aus Lahti zum Einsatz kommen, wie beispielsweise sämtliche Stützenschuhe für die vorgefertigten Lujabetoni-Elemente.“
Dennoch sei nicht alles Gold, was glänzt: Weil viel Stahl aus Russland und der Ukraine importiert wurde, litt die Liefersicherheit in diesem Sektor nicht unerheblich.
Etwas entspannter wird die Situation im Energiemarkt gesehen, weil die einzelnen Werke auf verschiedene Heizsysteme ausgelegt sind – teils mit Gas, aber auch mit Holz oder Kohle. Außerdem wird teilweise nachts gearbeitet, um Energie zu sparen, und in Kürze soll in Finnland ein neues Kernkraftwerk ans Netz gehen.
Die nächsten Großaufträge sind bereits unter Dach und Fach, so ein Krankenhaus in Helsinki mit 60.000 m² Fläche und ein 250.000 m² großes Logistikzentrum, das in einer ARGE ausgeführt wird.