Sichtbeton-Farbgebung – Einfluss der Ausgangsstoffe,
Betontechnologie und Verdichtung
Die Sichtbetonbauweise ist ein unersetzliches architektonisches Stilmittel, insbesondere zur Gestaltung repräsentativer Bauwerke aus Beton. Trotz der steigenden Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten, z.B. mit farbigen, strukturierten Architektur-Betonfertigteilen, liegt die Präferenz vieler PlanerInnen und BauherrInnen auch weiter auf glatten Sichtbetonflächen mit gleichmäßig heller Farbtönung. In der Baupraxis treten jedoch immer wieder unerwünschte Effekte auf, wie etwa Farbtonabweichungen infolge schwankender Eigenschaften der Ausgangsstoffe sowie variabler w/z-Werte
oder Hydratationsdauern. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass auch Sichtbetonbauwerke stark zunehmenden ökologischen Anforderungen
unterliegen und infolgedessen die Betonzusammensetzungen und Verarbeit-ungsbedingungen komplexer werden. Derzeit liegen jedoch kaum geeignete
Methoden vor, den Einfluss von Schwankungen in der Verfügbarkeit
und den Eigenschaften von Ausgangsstoffen und Schwankungen in den Herstellprozessen auf die Oberflächeneigenschaften zu quantifizieren.
Im Rahmen verschiedener Projekte wurde daher zunächst ein Modell entwickelt, mittels dessen der Einfluss der Farbeigenschaften der Ausgangsstoffe auf die Farbgebung des Sichtbetons im Labor quantifiziert werden kann. Dies ermöglicht nicht nur eine gezielte Vorplanung der Farbeigenschaften von anspruchsvollen Sichtbetonbauwerken, sondern ist vielmehr für die Sicherstellung gleichbleibender Oberflächeneigenschaften bei schwankender Verfügbarkeit einzelner Betonausgangsstoffe von zentraler Bedeutung. Die Oberflächeneigenschaften des Betons werden jedoch auch durch Einflüsse aus der Herstellung, und hier insbesondere durch die Wechselwirkungen der Intensität und den Zeitpunkt der Betonverdichtung mit der Schalungssteifigkeit beeinflusst. Hierzu wurde in einem über die Arbeitsgemeinschaft industrieller
Forschungsvereinigungen geförderten Forschungsvorhaben in Kooperation der Leibniz Universität Hannover mit dem Deutschen Beton- und Bautechnik-Verein E.V. ein Prüfaufbau entwickelt, mittels dessen die Verdichtungsbeding-ungen (Amplitude, Frequenz, Zeitpunkt) gezielt variiert werden können. Die derzeit noch laufenden Untersuchungen weisen dabei auf eine Abhängigkeit von Dunkelverfärbungen von der Rüttelintensität, der Schalungssteifigkeit und dem Erstar-rungszeitpunkt des Betons bei mehrlagigen Bauteilen hin.
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