Ästhetische Welle: Büroneubau von Reckli

Im Zuge umfangreicher Erweiterungsmaßnahmen am Firmenhauptsitz in Herne hat der führende Matrizenhersteller Reckli kürzlich einen modernen Verwaltungsneubau errichten lassen. Der Beitrag ist in voller Länge im Beton Bauteile Jahrbuch 2023 zu lesen (nur deutsch), erhältlich in der Profil-Buchhandlung des Bauverlages.

Absoluter Blickfang des nach Plänen von Schildgen Architekten (Herne) in effizienter Sandwichbauweise entstandenen Gebäudes ist die anthrazitfarbene Sichtbetonfassade mit außergewöhnlicher Wellenstruktur und dreidimensionalen Effekten – ein Musterbeispiel für gelungene Betonarchitektur im Zusammenspiel mit innovativer Bautechnik.

 

Architektonisches Konzept

Das Unternehmen Reckli steht seit über 54 Jahren für hochwertige und innovative Formen und Matrizen für Architekturbeton und hat weltweit unzählige herausragende Projekte realisiert. Durch das stetige Wachstum war in dem bisher angemieteten Verwaltungsgebäude in Herne nicht mehr genügend Raum für die Arbeitsplätze der Beschäftigten vorhanden. So entschieden sich die Verantwortlichen 2021 für die Durchführung umfangreicher Baumaßnahmen. Neben der Sanierung eines bereits bestehenden Gebäudeteils bildete die Errichtung eines modernen zweigeschossigen Erweiterungsbaus den zentralen Bestandteil der Arbeiten. Der Entwurf des Architektur- und Planungsbüros Schildgen sah dabei ein zweigeschossiges Gebäude vor, das mit dem Bestandsbau harmoniert und mit einem Durchgang an diesen angebunden ist. Neben hellen und modern eingerichteten Büros und Besprechungsräumen beherbergt das neue Gebäude einen großen Konferenzraum, der sich durch mobile Trennwandelemente mit dem Pausenraum und der Küche verbinden lässt. Die sich daran anschließende Terrasse wird zukünftig in einen Skulpturenpark führen, in dem der Matrizenhersteller unter anderem Produktanwendungen für den Bodenbereich präsentieren wird. Auch das Erdgeschoss soll zusätzlich als Showroom fungieren – hier ist unter anderem eine professionelle Musterwand mit aktuellen Strukturneuheiten verortet.

 

Fassadenarchitektur

Realisiert wurde das neue Verwaltungsgebäude in wirtschaftlicher und hochwertiger Sandwichbauweise mit tragenden Elementen aus Betonfertigteilen. Während sich das Erdgeschoss mit seiner großflächigen Glasfassade gestalterisch bewusst unterordnen sollte, sah die Planung für die obere Etage eine auffällige und anspruchsvolle Architekturfassade aus Sichtbeton vor. Ziel von Reckli war dabei vor allem, die ästhetische Wirkung von attraktiven Oberflächenstrukturen am eigenen Neubau „hautnah“ zu präsentieren. So wählten die Verantwortlichen für die Umsetzung der Vorsatzschale die außergewöhnliche Matrizenstruktur „Hawaii“ aus der „Select“-Serie des Unternehmens – umgesetzt mit einem anthrazit eingefärbten Beton. Das dunkle, vertikal verlaufende Wellenprofil verleiht der Fassade eine seichte und vorhangähnliche Tiefenstruktur und zeichnet sich dabei durch ausgeprägte dreidimensionale Effekte aus. Mit der Planung, Produktion und Montage der außergewöhnlichen Fassadenlösung beauftragte Reckli aufgrund der positiven Erfahrungen aus zahlreichen gemeinsam realisierten Bauvorhaben die Spezialisten von Hering Bau (Burbach).

 

Fassadenherstellung und Oberflächenbearbeitung

Die Herstellung der insgesamt 14 Sandwichelemente in Formaten von 3,58 x 4,71 m erfolgte im Werk von Hering Bau größtenteils auf Kipptischen. In die aus einem Holzwerkstoff gefertigten Schalungen wurden zunächst – nach entsprechendem Zuschnitt – die formgebenden Strukturmatrizen eingelegt und verklebt. Darauf folgte der erste Betoniervorgang. Nach Einlegen der Bewehrung wurde eine weitere Betonschicht zur Komplettierung der zwängungsfrei befestigten Vorsatzschale gegossen.

 

Wärmedämmung

Im nächsten Schritt legten die Spezialisten von Hering Bau die Wärmedämmung auf. Für die thermisch trennende Befestigung und den zuverlässigen Halt wurden dabei die speziellen Fassadenanker Isolink aus Glasfaserverbundwerkstoff Combar vom Hersteller Schöck genutzt. Diese wurden unmittelbar nach der Verlegung der Dämmung durch dafür hergestellte Bohrlöcher in den noch frischen Beton eingebaut. Ein spezieller Tiefenbegrenzer gewährleistet dabei die richtige Einbindelänge in den Beton der Vorsatzschale – so konnte trotz der außergewöhnlich komplexen Struktur mit zahlreichen Vor- und Rücksprüngen sowie unterschiedlichen Dicken der Vorsatzschale eine optisch einwandfreie Oberflächenästhetik sichergestellt werden. Abschließend wurde die Bewehrung der Tragschicht eingelegt und diese mit grauem Beton gegossen. Das Entschalen der Elemente bzw. das Abheben vom Schalungstisch erfolgte nach einer Aushärtezeit von etwa 20 h. Danach wurden die Fertigteile unter definierten klimatischen Bedingungen etwa eine Woche in der Werkshalle gelagert – und zwar im um 90° gedrehten Zustand. Der Grund dafür: Die äußere Vorsatzschicht sollte die untere Decke und das Flachdach mit der aufgehenden Attika des Neubaus abdecken und wurde daher mit einer Höhe von 4,71 m wesentlich größer als die innere Tragschicht geplant. Um den filigranen Architekturbeton insbesondere im Bereich der Überstände sowie die hochwertige Betonoberfläche vor Beschädigungen zu schützen, entschieden sich die Fachplaner in Abstimmung mit den Spezialisten bei Hering Bau für diese eher unübliche Art der Lagerung und des Transportes, um die Teile stabil auf der Tragschicht ablasten zu können. Im letzten Produktionsschritt erfolgte die Oberflächenbearbeitung. Durch leichtes Säuern wurde die Zementhaut oberflächlich aufgelöst und abgewaschen. So kommen erste Teile der Gesteinskörnung zum Vorschein und verleihen der Oberfläche ein mattes und besonders hochwertiges Erscheinungsbild. Zum Einsatz kam hier das Produkt Cemgel KS von Reckli.

 

Fassadenverankerung

Aufgrund der besonderen Konstruktion der Elemente mit der im Vergleich zur Tragschicht deutlich größeren und damit ungewöhnlich schweren „Vorsatzschicht“ und der damit erforderlichen gedrehten Lagerung der Elemente ergab sich bei der zwischen den beiden Betonschichten montierten Verankerung eine weitere Herausforderung. Diese musste für zwei Belastungsrichtungen ausgelegt werden – daher waren auf dem vergleichsweise kleinen Platz der Tragschicht ungewöhnlich viele Verankerungen in komplexer Anordnung notwendig. Das gewählte System Isolink hat sich hier besonders bewährt und ermöglichte unter diesen Umständen immer noch ein wirtschaftliches, unproblematisches Arbeiten.

 

Montage

Nach einer Planungs- und Produktionszeit von nur knapp drei Monaten für die Fassade wurden die Sandwichelemente mit einem Innenlader zur Baustelle transportiert. Die Montage erwies sich als überaus anspruchsvoll. Jedes einzelne Element wurde mit Hilfe eines speziellen Krans mit zwei Winden angehoben, in der Luft gedreht und so in die Einbaulage gebracht. Da die Platten beim Versetzen – bedingt durch die schwere Vorsatzschicht im Verhältnis zur kleinen Tragschicht – nicht in gerader Position am Kran hingen, wurde zum Ausgleich dieser „Schieflage“ ein fünfter Transportanker in der Vorsatzschicht platziert. Durch die zweite Winde des Krans konnten die Platten vor dem Absetzen auf der Decke exakt in eine senkrechte Position gebracht werden.

 

Neues Vorzeigeprojekt

Dank des gelungenen Zusammenspiels von moderner Bautechnik, handwerklicher Perfektion und gelungener Architektur ist am Stammsitz von Reckli ein Vorzeigeprojekt für das Bauen mit Betonfertigteilen entstanden.

Bautafel

Bauherr: Reckli GmbH, Herne

Architektur: Architektur- und Planungsbüro Schildgen, Herne

Fassadenplanung/-herstellung: Hering Bau GmbH & Co. KG, Burbach

Fassadenanker: Schöck Bauteile GmbH, Baden-Baden

Matrizen: Reckli GmbH, Herne

Weitere Informationen zu den Unternehmen
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