Ansätze zur CO2-Reduktion im Beton für eine klimaneutrale Baubranche
Solid Unit feiert ersten Geburtstag – seit vergangenem Herbst gibt es ein deutschlandweit aktives Netzwerk für klimaneutrales, innovatives Bauen mit mineralischen Baustoffen (siehe auch BFT 10/2022). Der Name Solid Unit steht dabei für Vertrauen, Verlässlichkeit und Stärke („solid“) aber auch für Einheit und Gemeinschaft („UNIT“). Das Netzwerk engagiert sich gemeinsam mit seinen Partnern und Mitgliedern dafür, die Transformation hin zu einer klimaneutralen Baubranche zu beschleunigen. Ziel ist es, das Wissen um die Klimaschutzpotenziale des innovativen Massivbaus noch stärker in die Breite zu tragen. Dazu fördert Solid Unit den Dialog und das Zusammenwirken zwischen Politik, Wissenschaft, Architekten/Planern, Start-ups und der Öffentlichkeit.
Mitglieder von Solid Unit sind Unternehmen und namhafte Verbände aus Bauindustrie und Bauwirtschaft, die mit ihren Leuchtturmprojekten und ihrer Expertise den Weg zum klimaneutralen Bauen ebnen, sowie Start-ups, die ihre innovativen Ideen als Fördermitglieder einbringen. Das starke Bündnis dieser Akteure zeigt: Die Voraussetzungen und das technische Know-how, um zukunftsweisende nachhaltige Gebäude zu bauen, sind vorhanden. 2023 hat Solid Unit zudem einen Klimabeirat ins Leben gerufen, der sich aus planerischen und politischen Persönlichkeiten zusammensetzt und die Baubranche mit seiner Expertise zum nachhaltigen Bauen auf dem Weg in die Klimaneutralität begleiten soll. Mitglieder des Klimabeirats sind Prof. Lucio Blandini (Leiter ILEK), Bernhard Daldrup MdB (SPD), Michael Kießling MdB (CDU/CSU), Dr. Christine Lemaitre (Vorstand DGNB), Dr. Tillman Prinz (Geschäftsführer Bundesarchitektenkammer), Kassem Taher Saleh MdB (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dietmar Walberg (Geschäftsführer ARGE) und Sandra Weeser MdB (FDP).
„Wir wollen die Forschung bei innovativen neuen Baustoffen unterstützen, ein kreislaufwirtschaftliches Denken fördern, Gebäudeenergiebedarfe optimieren und setzen uns für eine Lebenszyklusbetrachtung von Bauwerken ein. Solid Unit steht dabei nicht für die Förderung bestimmter Bauweisen, sondern für ein gemeinsames Vorgehen für mehr klimaneutrales Bauen! Dabei war es uns wichtig, in unserem Netzwerk von Anfang an auch junge Start-ups mit ihren Ideen einzubinden. Drei dieser Unternehmen sind unsere Solid Unit Mitglieder Alcemy, EcoLocked und Sonocrete. Wir wollen Licht anmachen und zeigen, was bei den mineralischen Baustoffen schon jetzt in puncto Klimaneutralität möglich ist“, erklärt Solid Unit Geschäftsführer Thomas Zawalski.
Dekarbonisierung der Betonbranche
Ein großer Hebel zur Dekarbonisierung der Baubranche ist die Reduktion des Klinkeranteils im Beton. Das Start-up Alcemy hat hierzu eine Software entwickelt, die mittels KI und intelligenter Algorithmen eine bessere Steuerung von klinkerreduziertem Beton ermöglicht. Mithilfe einer Sensorik-Schnittstelle ermittelt die Software in Werk und Fahrmischer wichtige Daten wie Wirkleistungskurve, Dosierung, Feuchte, Temperatur und Öldruck und stellt so ein lückenloses Monitoring vom Werk bis zur Baustelle in Echtzeit sicher. Dank maschinellem Lernen können anschließend exakte Vorhersagen zum Ausbreitmaß getroffen und die Qualität des klinkerreduzierten Betons besser gesteuert werden.
Für bessere Früh- und Kompressionsfestigkeiten bei klinkerreduzierten Betonfertigteilen sorgt das Start-up Sonocrete mit einem weltweit einzigartigen Vormischkonzept. Das Unternehmen integriert dem klassischen Ablauf der Betonmischung einen Bypass-Prozess, in dem ein kleiner Teil des Zements und ein Teil des Wassers zu einer Zementsuspension verbunden und mithilfe von Hochleistungsultraschall behandelt werden. Dieser „Sonocrete-Effekt“ ermöglicht es den Betonfertigteilproduzenten, CO2-reduzierte Betone zu nutzen, ohne Abstriche bei den Frühfestigkeiten machen zu müssen.
Einen anderen Ansatz zur CO2-Reduktion verfolgt EcoLocked: Das Unternehmen entwickelt Zusatzstoffe auf Biokohlenbasis zur Herstellung von klimaneutralem und künftig vielleicht sogar klimapositivem Beton. Dazu verarbeitet EcoLocked Biokohle zu einem CO2-negativen Betonzuschlag, mit dem sowohl Zement als auch Sand zu einem Teil ersetzt und die funktionalen Eigenschaften des Betons verbessert werden können. Laut Angaben des Unternehmens kann der CO2-Fußabdruck von Beton auf diese Weise um bis zu 120 % verringert werden. Die ersten einsatzfähigen klimaneutralen Betonfertigteile hat EcoLocked in Kooperation mit der BNB Beton und Naturstein Babelsberg GmbH, bereits hergestellt.