Architekturbeton für den grünen Bürokomplex AERA in Berlin
Gebäudehüllen für Neu- und Bestandsbauten werden seit einigen Jahren zunehmend als vorgehängte Fassadenelemente in Betonoptik ausgeführt. Diese Bauweise erfordert dünnwandige, leichte sowie freigeformte und gleichzeitig hochfeste Fassadenelemente, sodass klassischer Stahlbeton aufgrund seiner Mindestbetonüberdeckung kaum Anwendung findet. Demgegenüber verfügen stahlfrei bewehrte Betone – insbesondere Kurzfaser- und Carbonbeton – über ein hohes Anwendungspotenzial. Diese Baustoffe bestehen aus nichtkorrosiven Materialien, wodurch eine Mindestbetondeckung nicht erforderlich ist und somit filigrane Betonstrukturen mit hohem Leichtbaugrad und drastisch reduziertem CO2-Fußabdruck umgesetzt werden können.
In Berlin erfolgte an der Charlottenburger Mierendorff-Insel der Neubau des terrassierten Bürokomplexes Aera, der Nachhaltigkeit und urbanes Leben kombiniert. Dabei sollte sich die innovative und nachhaltige Gebäudeidee auch beim Konzept der Gebäudehülle im gleichen Maße widerspiegeln. Vom Generalunternehmer MBN GmbH erhielt Medicke den Auftrag für die komplette Fassadenleistung in enger Zusammenarbeit mit dem Steinbeis-Innovationszentrum FiberCrete in Chemnitz. Dabei entwickelte FiberCrete den nachhaltigen, dünn-wandigen gestrahlten Architekturbeton materialtechnologisch. In Zusammenarbeit mit Medicke erfolgte die Umsetzung der 3.750 m² großen grünen Fassade als Pfostenriegelsystem aus Glas und Faserbeton.
Innerhalb von umfassenden Materialtests zeigte der zementklinkerreduzierte Architekturbeton eine hohe charakteristische Druck- (85 MPa) und 4-Punkt-Biegezugfestigkeit (13 MPa [LOP]) bei gleichzeitiger hoher Dauerhaftigkeit, die u. a. anhand des Frost-Tausalz-Widerstands mit einer mittleren Abwitterung von 100 g/m² nachgewiesen wurde. Sowohl der Faserbeton als auch das Befestigungssystem sind nicht allgemein bauaufsichtlich zugelassen, weshalb eine Zustimmung im Einzelfall erforderlich war.