Messe München

BAU 2017: 3D-Druck, Bewehrungstechnik, BIM

Über sehr viele Besucher und gute Stimmung an den Messeständen konnten sich die Aussteller der Messe BAU 2017 in München freuen. Laut dem Veranstalter Messe München kamen an den sechs Messetagen zwischen dem 16. und dem 21. Januar 250.000 Besucher in die sechzehn, vollständig ausgebuchten Messehallen. Insgesamt 2.120 Aussteller aus 45 Ländern präsentierten ihre Produkte und Neuheiten auf einer Ausstellungsfläche mit einer Größe von 183.000 m2.

Einen guten Überblick über die Trends der Betonfertigteil-Produktion in Deutschland in den Bereichen Hochbau, Tiefbau und Infrastruktur- beziehungsweise Galabau sowie über aktuelle Forschungsprojekte gab der Gemeinschaftsstand des InformationsZentrum Beton (IZB) und der dort vertretenen Partner-Betonwerke und Forschungseinrichtungen.

Eindrucksvoll: zwei additive Verfahren für die Herstellung von Bauteilen mithilfe von Beton, die derzeit an der Technischen Universität München entwickelt werden; umgangssprachlich werden diese Verfahren auch als 3D-Druck mit Beton bezeichnet. Das erste Verfahren ist ein Extrusionsverfahren, bei dem vorab leichte Zuschläge, wie Blähglasgranulat oder Partikel aus Holz, Zement und Wasser vermischt werden ; anschließend bringt ein Schneckenförderer, der mit einem Roboterarm bewegt wird, die Mischung in schmalen Frischbetonsträngen aus. Übereinander abgelegt entsteht aus den geschichteten Strängen nach und nach ein Bauteil (s. Abb. 7).

 

Selektives Binden

Das zweite Verfahren wird als selektives Binden bezeichnet. Auf einer Grundfläche wird eine Lage Gesteinskörnung ausgebracht und nur die Bereiche der Fläche, wo sich die Partikel der Körnung verbinden sollen und wo ein Bauteil emporwachsen soll, werden in einem zweiten Arbeitsschritt mit einer fließfähigen Zementsuspension besprüht (s. Abb. 6). Diese Schritte werden so lange wiederholt bis das Bauteile fertig ist; alternativ bestehen die im ersten Schritt ausgebrachten Lagen aus einer Mischung aus Gesteinskörnung und Zement, die im zweiten Schritt nur noch mit Wasser benetzt wird, wiederum an den Stellen, wo das Bauteile emporwachsen soll (s. Abb. 8).

Am IZB-Stand vertreten waren außerdem die zwölf Hersteller von Betonelementen Karl Bachl Betonwerke, R. Bayer, Concrete Rudolph, Bernhard Jäger Betonwerk, Kronimus AG, Laumer Bautechnik, Lucem, Mauthe, Quinting Zementol, REC Bauelemente, Rieder Gruppe und Schwab-Stein, die Informationsgemeinschaft Betonwerkstein e. V. (info-b), die Initiative Pro Keller und der Zulieferer Hebau.

 

Exklusives für Fassaden

Gegenüber präsentierte der Hersteller von Spezialzementen Dyckerhoff die ganze Bandbreite seiner Produkte mit beeindruckenden Betonfertigteil-Exponaten – darunter hinterleuchtete Lichtbeton-Platten, wie sie die Fassade der Al-Aziz-Moschee in Abu Dhabi schmücken, Elemente der Wandverkleidung der sechs Bahnhöfe der Wehrhahnlinie in Düsseldorf, ein mit Dyckerhoff Nanodur Compound gefertigtes Maschinenbett oder der fugenlose Terraplan Betonboden in Terazzo-Optik, der wieder eigens für die BAU in der Messehalle gefertigt wurde.

Traditionell stark vertreten sind auf der Messe BAU auch die Hersteller von Befestigungs- und Bewehrungstechnik für die Betonfertigteilindustrie. Die Halfen GmbH mit Sitz in der deutschen Stadt Langenfeld präsentierte zahlreiche Neuheiten. Mit der HEK-Fertigteilverbindung werden Betonfertigteile untereinander oder mit angrenzenden Ortbetonbauteilen einfach, schnell und sofort belastbar verbunden. Weitere Neuheiten: das FPA-SL30-System zur Befestigung von dünnen, großformatigen vorgehängten Beton-Fassadenelementen und der symmetrische Balkonanschluss HIT-MVX.

Schnelle, belastbare Verbindung

Peikko präsentierte auf seinem Stand unter anderem die PCs-Konsole (s. Video auf www.bft-international.com) für die es jetzt eine Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) gibt. Die Konsole stellt eine unsichtbare Verbindung her zwischen einer Stahlbetonstütze und einem Stahlträger, einem Peikko Deltabeam-Verbundträger oder einem Betonfertigteilträger. Die Konsole lässt sich im Fertigteilwerk einfach einbauen, ohne Sonderkonstruktionen oder Unterbrechungen im Schalungsverlauf. Auf der Baustelle lässt sich die Verbindung zwischen Stütze und Träger schnell montieren. Vorteilhaft ist, dass die PCs-Konsole großzügige Fertigungs- und Montagetoleranzen zulässt; die Träger können vertikal, horizontal und in Längsrichtung justiert werden.

Auch das Personal am Stand von B. T. Innovation konnte sich über großen Besucherandrang an allen Messetagen freuen. Auf dem Stand gab es viele Klassiker zu sehen, darunter das bewehrte BT-Spannschloss zum einfachen, kraftschlüssigen Verbinden von Betonfertigteilen, das Abdichtband Rubber Elast für die Abdichtung von Betonfertigteilstößen sowie der ultraleichte Magnet MagFly AP mit seinem herausragenden Haftkraft-Masse-Verhältnis oder der leichte Schalungsträger FlyFrame.

 

Blick in die virtuelle Bau-Zukunft

Großen Andrang konnte Matrizenhersteller Reckli am Messestand verbuchen. Mit den Matrizen des Unternehmens aus der deutschen Stadt Herne lassen sich die Oberflächen von Betonfassaden mit nahezu jedem beliebigen Muster verzieren. Eine herausragende Referenz am diesjährigen Stand: das NOSPR-Konzerthaus in der polnischen Stadt Kattowice; Reckli lieferte die Matrizen für die wellenartige Struktur auf den schwarzen Betonelementen, mit denen die Innenwände des beeindruckenden Konzertsaals verkleidet sind. Weiteres Highlight: Mit der Virtual Reality-Brille und einer hervorragenden Grafik konnten sich Standbesucher einen Eindruck davon verschaffen, welche Gestalt die von ihnen selbst jeweils favorisierte Matrize einer Fassade geben würde.

Einen Blick in die Zukunft des Bauens konnten die Messebesucher auch in Halle C3 wagen, wo die Software-Hersteller über die aktuellen Trendthemen informierten, darunter Building Information Modelling (BIM) oder Augmented Reality, also die Ergänzung der Realität durch mit dem Computer generierte Zusatzinformationen. Am Stand von Trimble etwa konnten Besucher mit der Microsoft HoloLens die neue Version der SketchUp Viewer-Software erleben. Durch die Brille blickt der Träger beispielsweise auf ein real existierendes Gebäude und SketchUp ergänzt dieses reale Gebäude durch einen virtuellen Anbau, der von der Microsoft HoloLens eingespielt und im Sichtfeld des Trägers dargestellt wird. Der Architekt Greg Lynn nutzte die Technologie, um seinen Entwurf für die Umnutzung des ehemaligen Packard-Autowerks in Detroit zu erstellen und mit seinen Kunden zu diskutieren.

Die nächste Ausgabe der Messe BAU, die BAU 2019, wird vom 14. bis 19. Januar 2019 auf dem Gelände der Messe München stattfinden. Das dann um zwei weitere Hallen erweiterte Ausstellunggelände wird eine Gesamtgröße von 200.000 m2 haben.

Text: Christian Jahn, M. A.

 

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