90 Jahre Dyckerhoff Weiss: Eine Marke schreibt Geschichte
Im Jahr 2021 blickt Dyckerhoff auf die 90-jährige Geschichte seiner Weißzementherstellung zurück. Seit dem ersten Auftritt im Jahre 1931 hat sich Dyckerhoff Weiss zu einem international bekannten Markennamen entwickelt, der heute oft als Synonym für weißen Portlandzement verwendet wird.
Wie alles begann
Bereits seit 1864 steht der Name Dyckerhoff weltweit für Zemente und Baustoffe. Im Jahre 1931 wurde der Weißzement fester Bestandteil des Dyckerhoff Produktprogramms und erhielt analog zu den damaligen Grauzement-Sortennamen Dyckerhoff Normal und Dyckerhoff Doppel den Namen Dyckerhoff Weiss. Bereits im Jahr 1870, also kurz nach der Unternehmensgründung, brannte der Chemiker und Ingenieur Rudolf Dyckerhoff in einem Schachtofen versuchsweise kleinere Mengen weißen Zements. Die Zeit war jedoch noch nicht reif, zumal der graue Zement damals noch ein junger und aufsteigender Baustoff war, der alle Kräfte erforderte.
So dauerte es über fünf Jahrzehnte, ehe der weiße Zement wieder in den Fokus rückte. Dr. Walter Dyckerhoff brachte 1925 von einer Südamerikareise nicht nur optisch hochwertige Bodenplatten – „Mosaicos“ genannt – mit, die von der weißen Farbe des Bindemittels geprägt waren, sondern damit auch als Erster die Idee des Weißzements endgültig nach Europa. So ging man in Wiesbaden schon kurz darauf erneut das Thema „weißer Portland-Zement“ an – und diesmal mit nachhaltigem Erfolg. Nach einer halbjährigen Erprobung ging der Zement am 1. Juli 1931 zu den Kunden.
Enge Zusammenarbeit mit dem Markt
Dass Dyckerhoff Weiss schon bald zu einer echten Marke wurde, liegt unter anderem an der kontinuierlichen und engen Zusammenarbeit mit allen Kundengruppen – von Herstellern und Verarbeitern von Beton- und Mörtelprodukten bis hin zu den Planern und Architekten. Von Anfang an waren die Dyckerhoff-Experten bestrebt, sich in die Verarbeitungstechnologie ihrer Kunden einzuarbeiten. Man hatte erkannt, dass ein Baustoff, der hauptsächlich wegen seiner gestalterischen Funktionen verwendet wird, in den jeweiligen Weiterverarbeitungsstufen ganz individuellen Anforderungen genügen muss. Dyckerhoff Weiss war auch Vorreiter in der Nutzung aktueller Marketinginstrumente. So wurde bereits 1935 von der UFA ein 30-minütiger Schulungsfilm über die verschiedenen Anwendungen des weißen Portland-Zements gedreht, der mit seinen interessanten herstellungstechnischen Perspektiven selbst heute noch als Vorbild dienen kann.
Als ein wichtiges Kommunikationsmedium erwies sich der regelmäßige Auftritt von Dyckerhoff Weiss auf den großen Fachmessen. Bestes Beispiel hierfür ist die alle zwei Jahre stattfindende Bau in München. Hier wurden nicht nur die aktuellen Objekte präsentiert, hier gab es stets auch „Weißbeton zum Anfassen“. Unvergessen ist dabei die geschwungene Brücke mit edlen, teilweise sehr grazilen Fertigteilen aus weißem Zement, auf der das Ballett des Münchner Staatstheaters tanzte. Spektakulär waren auch das legendäre Treppenprojekt „Stairway to heaven“ mit seinen verschiedenfarbigen Stufen, ebenso wie später die erste, freitragende weiße Nanodur-Treppe, die schnell zu einem großen Messethema wurde. Und als vor mehr als einem Jahrzehnt die Idee des fugenlosen Betonbodens in Form von Dyckerhoff Terraplan hinzukam, wurde auch dieser mit seiner eleganten Optik zu einem von vielen bewunderten Blickfang auf dem Münchner Messestand.
Lange Liste herausragender Objekte
Lang ist die Liste herausragender Objekte, die in den letzten Jahren mit Dyckerhoff Weiss realisiert wurden. Das wohl prominenteste Gebäude ist das zwischen 1997 und 2001 nach Plänen von Axel Schultes und Charlotte Frank erbaute neue Bundeskanzleramt in Berlin. Eindrucksvoll auch das von den Berliner GWS Architekten geplante NS-Dokumentationszentrum in München, ein weißer Würfel wie aus einem Guss und eine gelungene Symbiose von Betonfertigteilen und Ortbeton. Über 8.000 Fertigteile aus weißem Marmorbeton prägen auch das von David Chipperfield entworfene Neue Museum in Berlin, einen der aufsehenerregendsten Museumsneubauten unserer Zeit. Besonders spektakulär auch die Niemeyer Sphere in Leipzig, visionäre Baukunst eines der berühmtesten Architekten der Moderne aus weißem Beton. Aktuell werden auch die imposanten Kelchstützen im Tiefbahnhof „Stuttgart 21“ mit Dyckerhoff Weiss beliefert.
Produziert wird in Wiesbaden-Amöneburg, dem Stammsitz von Dyckerhoff. Dabei werden nach Zementnorm DIN EN 197-1 grundsätzlich zwei Sorten weißer Portlandzement produziert, und zwar in den Festigkeitsklassen 42,5 und 52,5. Es gibt die Qualitäten Face für den Bereich Betonfertigteile und Betonelemente, Contact für den Bereich Feinmörtel, Decor für den Bereich Edelputze und Mörtel, Speed für den Bereich Spezialbauchemie sowie Strong für den Bereich Betonwaren und Bauchemie.
Basis für die hohen Endprodukt-Qualitäten ist ein besonderes Klinker-Mahlkonzept. Differenziert nach den Verwendungsgebieten werden hier ausgewählte Sulfatträger in fein abgestimmten Mischungsverhältnissen verwendet. Der fertig gemahlene Weißzement durchläuft zu guter Letzt noch einen Zementkühler, wo er auf max. 60 °C heruntergekühlt wird, was gerade in heißen Sommern für bauchemische Erzeugnisse bei Verwendung von Methylcellulosen ein wichtiges Kriterium ist.
Richtungsweisende Investitionen
Mit einer ganzen Reihe richtungsweisender Investitionen wurde die Effizienz am Standort Amöneburg ständig optimiert. Dazu zählt unter anderem ein neuer, zentraler Leitstand, der neben der Prozesssteuerung und Überwachung auch zur Qualitätskontrolle der Produktion dient. Hinzu kommen zwei neue Verladestraßen, an denen in Spitzenzeiten über 300 t Weißzement lose, d. h. in Silofahrzeuge verladen werden können. Von Wiesbaden aus wird der Weißzement flächendeckend nach ganz Deutschland verschickt, aber auch nach Österreich, in die Schweiz, die Beneluxländer und Frankreich.
Den Wunsch nach anwenderfreundlichen Produkten konnte Dyckerhoff insbesondere mit seiner Neuentwicklung Dyckerhoff Flowstone erfüllen. Basis hierfür ist ein besonders gesichteter Weißzement, der gezielt mit Feinstbindemitteln kombiniert wird. Zusammen mit einer abgestimmten Zusatzmittelkombination entsteht so ein äußerst feinteiliges Compound. Bei den Kunden in der Produktion wird Flowstone dann mit Gesteinskörnungen individuell gemischt. Auf Basis von Dyckerhoff Flowstone hergestellte Betone erreichen Biegezugswerte von > 15 MPa und Druckfestigkeiten von > 100 MPa. Die Anwendungsmöglichkeiten von Flowstone sind besonders anspruchsvolle Formteile sowie dünnwandige Elemente. Auch findet Flowstone heute immer mehr Verwendung als innovativer Architekturbaustoff, da sich mit seiner Hilfe filigrane Bauteile mit hoher Oberflächenqualität und erheblichen Querschnittsreduzierungen herstellen lassen.
45 Jahre Info-b
Eine wichtige Institution auch zur Vermarktung von Dyckerhoff Weiss ist die Informationsgemeinschaft Betonwerkstein e.V. – kurz Info-b. Sie wurde im Jahre 1976 bei Dyckerhoff in Wiesbaden als die erste Gemeinschaftswerbung für Betonerzeugnisse gegründet; also in einer Zeit, in der für die meisten Baustoffe Marketing noch ein Fremdwort war. Doch schon damals galt es, sich den Herausforderungen des Marktes zu stellen und ihm neue Impulse zu verleihen. Im Fokus stand damals und steht auch heute noch die zielgerichtete Kommunikation mit Planern und Architekten. Die Instrumente, derer man sich dazu bediente und immer noch bedient, reichen von Öffentlichkeitsarbeit und Werbung über Fachpublikationen bis hin zur Teilnahme an regionalen und überregionalen Ausstellungen und Fachmessen. Gemeinsam stellen die mehr als 130 Info-b Mitglieder dabei einen Marketingetat auf, der ausschließlich für die Vermarktung von Betonwerkstein verwendet wird.
Blick in die Zukunft
Auch bei der Produktion von Weißzement hat man Wege zu einer nachhaltigeren Herstellungsweise gefunden; es werden in hohem Maße Sekundärrohstoffe sowie alternative Energiequellen eingesetzt. Um den Klinkerfaktor zu reduzieren, wird die Herstellung alternativer weißer Bindemittel z.B. auf Basis von CEM II-Zementen unter Verwendung heller Zumahlstoffe, wie hellen Kalksteinmehlen oder weißen Puzzolanen geprüft. Dazu gehört auch der in Italien hergestellte CSA-Zement Next Base auf Basis von Calciumsulfoaluminat, der bereits seit fünf Jahren Bestandteil der Vertriebsportfolios ist.