Auch ein Newcomer kann im Fertigteilbau Geschichte schreiben
Die indische Bauindustrie bietet enorme Geschäftschancen. In den letzten Jahren haben sich die südindischen Großstädte dank ihrer robusten Infrastruktur und des starken Wachstums im IT- und Startup-Sektor sowie im Einzelhandel zum Brennpunkt für Immobilienprojekte entwickelt. Das Unternehmen Aurobindo Realty & Infrastructure ist einer dieser Vorreiter.
Aurobindo Realty & Infrastructure will sich innerhalb der nächsten zehn Jahre zu einem der größten Bauunternehmen in der südindischen Großstadt Hyderabad entwickeln. Doch trotz der positiven Marktaussichten steht das Unternehmen auch vor enormen Herausforderungen. „Die indische Baubranche ist mit mehreren großen Herausforderungen konfrontiert, so dem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und der Fluktuationsrate unter den Facharbeitern. Für jedes Projekt, das über mehr als ein Jahr läuft, muss man also das Fünf- bis Sechsfache des normalen Personalbedarfs einplanen“, so Ravindra Kumar VJ, CEO von Aurobindo.
Technologie als Lösung für Großprojekte
Die große Zahl von Projekten, die bereits jetzt Teil des Portfolios von Aurobindo Realty sind, verlangt nach neuen Technologien und Lösungen – herkömmliche Bauweisen sind dafür ungeeignet. „Die konventionelle Bauweise bringt für uns viele Herausforderungen mit sich, beispielsweise bei der Verfügbarkeit von Fachkräften, der Fluktuationsrate, der Baustellenlogistik und Fragen der Arbeitssicherheit. In Verbindung mit den Projektanforderungen führt dies zu Kosten- und Terminüberschreitungen sowie zu enormem Aufwand für die Mängelbeseitigung. Das gilt für alle Bauunternehmen in Indien“, so ein Mitglied des Führungsteams von Aurobindo.
Aurobindo Realty hat nach Alternativen gesucht und dabei die Vorteile der Betonfertigteiltechnologie entdeckt. So beschleunigt die Verwendung von Fertigteilen die Projektabwicklung, denn gegenüber der herkömmlichen Bauweise halbiert sich die Bauzeit, und der Personalaufwand sinkt um über 50 %. „Außerdem wurde uns klar, dass die Vorfertigung in einer kontrollierten Werksumgebung qualitativ hochwertige, einheitliche Produkte ermöglicht. Und schließlich können wir dank der Fertigteiltechnologie, die den Baufortschritt beschleunigt, am Bauboom in Hyderabad partizipieren“, fährt er fort.
Auch die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien ist bei den Projekten von Aurobindo Realty ein wichtiges Ziel, und hier bieten Betonfertigteile zahlreiche Umweltvorteile. Die Verwendung von Fertigteilen kann dazu beitragen, dass Gebäude die immer wichtiger werdenden LEED-Kriterien (Leadership in Energy and Environmental Design) erfüllen. Bei der Beurteilung in Frage kommender Fertigteiltechnik-Zulieferer achtete das Management von Aurobindo Realty vor allem auf die Anlagenzuverlässigkeit, die Reputation des Herstellers, seine nachgewiesene lokale und globale Präsenz und auf die Frage, ob er in Indien technische Unterstützung und Service anbietet.
„Aus diesen technischen und wirtschaftlichen Gründen haben wir Elematic in die engere Wahl genommen und uns dann für das Unternehmen entschieden“, so Kumar VJ. Das Aurobindo-Fertigteilwerk wurde auf einem ca. acht Hektar großen Grundstück im Distrikt Sanga Reddy errichtet, ca. 40 km von der südindischen Großstadt Hyderabad entfernt. Bei der Errichtung des hochmodernen Fertigteilwerks entschied sich Aurobindo für eine schlüsselfertige Lösung. Das Elematic-Projektteam begann mit der Planung für das Werkslayout und unterstützte bei der Tragwerksplanung. Zudem überwachte das Team die Betonage der Fundamente und die Installation der Maschinen und führte nach der Übergabe Schulungen für die Maschinenbediener und das Werkspersonal von Aurobindo Realty durch.
Naturgewalten
Der Projektstart fiel in die Monsunzeit. Der Regen schien kein Ende zu nehmen und da sich das Werksgelände an einem abgelegenen Ort befand, wuchsen sich selbst kleinere Aktivitäten während der Errichtung fast zu einer Herkulesaufgabe aus.
Da das Projektteam von Elematic aber über umfassende Kompetenz im Bau von Fertigteilwerken und Erfahrung mit den örtlichen Gegebenheiten in Indien verfügte, wurden sich abzeichnende Probleme frühzeitig erkannt und konnten erfolgreich gelöst werden. Dabei kam es auch darauf an, zu erkennen, in welchen Phasen Geduld gefragt war.
„Als die Regenzeit einsetzte, konzentrierten wir uns voll auf die Planung. Wir legten die Aktivitäten fest, erstellten einen Zeitplan und besprachen nicht nur mit dem Projektteam von Aurobindo, sondern auch mit den am Projekt beteiligten Partnern, was nach Ende der Monsunzeit als Erstes zu tun war. Wir legten dann gemeinsam Prioritäten fest, erstellten einen Arbeitsplan und hielten uns daran“, kommentiert Shriniwas Potdar, Projektleiter bei Elematic India.
Indien ist bekanntlich ein Land mit hoher seismischer Aktivität. Für Gebäude in erdbebengefährdeten Gebieten ist die Tragwerksplanung komplexer und anspruchsvoller als für Bauvorhaben in anderen Regionen. Beim Bau des Fertigteilwerks von Aurobindo war die Betonage der Gründung nicht nur die kritischste Phase, sondern nahm auch die längste Zeit in Anspruch. Ein Mitglied des Elematic-Teams wurde eigens für die Überwachung der Entwurfsplanung abgestellt, während ein weiteres Team für die Herstellung der Gründung zuständig war und so für den erfolgreichen Abschluss des Projekts sorgte.
„Wir kennen alle für den Bau eines Fertigteilwerks erforderlichen Parameter sowie die besonderen Randbedingungen in Indien, sodass wir alle Konstruktionen entsprechend fertigstellen konnten. Außerdem haben wir die gesamte Entwurfsplanung überwacht. Alle genannten Leistungen haben wir für den Kunden durchgehend vom Beginn bis zum Abschluss des Projekts erbracht“, erläutert Potdar.
Brancheneinstieg leicht gemacht – durch Expertenunterstützung
Der Bau eines Fertigteilwerks lässt sich nicht einfach isoliert betrachten, denn dabei greifen viele Aspekte und Tätigkeiten ineinander. Daher kommt es entscheidend auf die genaue Abstimmung mit allen Beteiligten und die termingerechte Lieferung der benötigten Materialien an.
Aurobindo Realty ist zwar noch recht neu in der Baubranche, doch die Geschäftsführung und Belegschaft kennen sich mit der Fertigteiltechnologie inzwischen gut aus und sind gewillt, diesen Wissensstand zu vertiefen und in die Praxis umzusetzen. Garant für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts war die Zusammenarbeit mit den Spezialisten von Elematic, die bereits Dutzende von Fertigteilwerken in ganz Indien von Grund auf geplant und errichtet haben und die Fertigteilausrüstungen und -technologie in- und auswendig kennen.
Da das Galaxy-Bürogebäude hohe Priorität genoss, stand für Aurobindo zunächst eine Teilinbetriebnahme der Anlage auf der Tagesordnung, um die für das Projekt benötigten Fertigteile produzieren zu können. Die Klarheit in der Kommunikation zwischen den Teams von Aurobindo und Elematic sorgte dafür, dass die Anforderungen und Prioritäten eindeutig festgelegt werden konnten. Dank der für das Hochfahren der Anlage erstellten Planung ließen sich alle gleichzeitig ablaufenden Aktivitäten reibungslos abwickeln.
„Vor und in der Endphase des Projekts sind wir sehr oft zu Besprechungen zusammengekommen, um die Kommunikation klar und eindeutig zu gestalten. Das Projektteam von Aurobindo hat die Herausforderungen sehr gut gemeistert und uns mit allen erforderlichen Informationen versorgt“, merkt Potdar an.
Entsprechend den Anforderungen von Aurobindo wurde zunächst die Anlage für die Träger- und Stützenfertigung in Betrieb genommen, sodass die für das Galaxy-Projekt benötigten Fertigteile produziert werden konnten. Der verbleibende Teil des Werks befand sich zu diesem Zeitpunkt noch im Bau. „Das Team von Elematic unterstützte uns hier sehr gut und konnte auch noch im Projektverlauf notwendige Anpassungen vornehmen – was nicht gerade einfach war“, sagt Allwyn Ronald Fernandes, Leiter des Aurobindo-Fertigteilwerks.
Im März 2019 wurde das Werk dann voll in Betrieb genommen – die Materialien waren termingerecht geliefert und installiert worden –, inklusive der Anlagenautomation. Der 105 m hohe Galaxy-Büroturm wurde Mitte 2020 fertiggestellt – als bis dahin höchstes aus Fertigteilen errichtetes Bürogebäude in Indien. In diesem Jahr will Aurobindo in Hyderabad ein weiteres Leuchtturmprojekt fertigstellen: ein 25-geschossiges IT-Gebäude namens Orbit.
Aurobindo ist mit den Ergebnissen der Zusammenarbeit mit Elematic und den im Werk hergestellten Fertigteilerzeugnissen äußerst zufrieden. Als Ausdruck der Wertschätzung übermittelte das Unternehmen sogar ein Dankesschreiben an Elematic, in dem es heißt: „Wir sind mit der Zusammenarbeit mit Elematic sehr zufrieden. Nur mit der Unterstützung von Elematic waren wir in der Lage, dieses Werk im geplanten Zeitrahmen zu errichten.“
„Möglich gemacht wurde das Projekt erst durch die enge, partnerschaftliche Kooperation der Teams von Elematic und Aurobindo Realty“, so Shridhar Rao, Vertriebsleiter bei Elematic India.
Tipps für die Errichtung eines Fertigteilwerks
„Ich kann jedem Unternehmen, das in das Geschäft einsteigt, nur empfehlen, eine klare Kurz- und Langfristplanung zu erarbeiten und das Segment der Fertigteilproduktion genau zu definieren, in dem es erfolgreich agieren will, und dann die Maschinen und Anlagen gezielt für dieses Segment auszuwählen. Dann sollte sich die Investition auch angemessen rentieren“, so Kumar VJ.
Bei der Errichtung eines Fertigteilwerks geht es nicht nur um die Kosten, denn entscheidend für den Projekterfolg ist die Wahl des richtigen Partners. Die Konsequenzen dieser Entscheidung sind über viele Jahrzehnte spürbar und schlagen sich in der zukünftigen Ertragslage nieder.
„Wir empfehlen Unternehmen, die den Neueinstieg in die indische Fertigteilindustrie planen, ihren Technologiepartner mit großer Sorgfalt und Gründlichkeit auszuwählen. Das Team sollte die Fertigteiltechnologie beherrschen und die Situation vor Ort kennen“, ergänzt Rao.