Besondere Fassade für Forschungsbau der RWTH Aachen
Auf dem Aachener Campus Melaten entstand für die Exzellenz-Universität RWTH Aachen ein neues, hochmodernes Forschungsgebäude. Das Center for Biohybrid Medical Systems, kurz CBMS, besticht auch durch seine innovative Fertigteilfassade.
Auf einer Nutzfläche von rund 3.800 m2 sind insgesamt drei Etagen für Systemlabore entstanden, in denen mobil gestaltete, miteinander interagierende Einheiten flexibel konfiguriert werden können. Im Kern geht es den Forschern um eine bessere medizinische Versorgung von Menschen, die an chronischen Krankheiten leiden. In den Laboren wird an sogenannten biohybriden Systemen geforscht, die etwa der Herstellung kleinster Implantate oder Organunterstützungssysteme dienen. Hier sollen Prototypen entwickelt und im klinischen Umfeld getestet werden.
Das neue Gebäude bietet dafür herausragende Möglichkeiten: Auf eigens dazu konzipierten „System-Laborflächen“ können Komponenten zu ersten Produktionseinheiten zusammengefügt werden. Dabei soll die Machbarkeit der komplexen Medizinsysteme bereits in ihrer Entstehung gezeigt und sichergestellt werden. Ein derart innovatives Bauwerk verlangt geradezu nach einer innovativen Fassade.
X-Chromosomen-Struktur
Betonfertigteilfassaden sind durchaus vergleichbar mit einem Eisberg. Die sichtbare Oberfläche lässt nicht auf Anhieb erkennen, dass sich darunter ein weitaus größerer Teil verbirgt: konstruktives Know-how, integrierte Technik und verborgene Details, die für die reibungslose Verarbeitung auf der Baustelle ebenso mitverantwortlich sind wie für die langlebige Qualitätsanmutung des gesamten Fassadensystems.
Im Betonfertigteilwerk der Nesseler Grünzig Gruppe im Aachener Süden wurde für das Forschungsgebäude CBMS eine Betonvorhangfassade hergestellt, deren Beton aus zwei unterschiedlichen Zuschlagstoffen gemischt wurde. Als feine Zuschlagsgruppe wurde ein Segrogransand verwendet, während für den gröberen Zuschlag Odenwald-Granit genutzt wurde.
Die 96 Fertigteilelemente wurden mit Fassadenplattenankern aus Edelstahl vorgehängt.
Das Highlight der Fassade wird im Querschnitt sichtbar. Passend zur Thematik des Forschungsbaus wurde eine Struktur gefertigt, die dem menschlichen X-Chromosom nachempfunden wurde. Die waagerechte Struktur entstand als profilierte Oberfläche in Form von vor- und zurückspringenden Lisenen.
Die Struktur wurde durch eine in die Stahlschalung eingelegte Matrize erzeugt, die in der Formenbauabteilung des Betonwerks aus mehrfach lackierten Holzwerkstoffen gefertigt wurde. So konnten alle Teile mit dieser einen Form gefertigt werden.
Optische Gliederung durch Oberflächenbehandlung
Die optische Gliederung wurde darüber hinaus durch spezielle Texturen zusätzlich in Szene gesetzt. Im Bereich der Hochpunkte, der sogenannten vorspringenden Lisenen, wurde die Fassade gesäuert. Eine gesäuerte Oberfläche wird erreicht, wenn die oberste Zementleimschicht der Betonoberfläche durch eine Säure entfernt und damit die Oberfläche künstlich angeraut wird. Durch verschiedene Intensitäten der Säuerung werden stark variierende Anmutungen hergestellt. Die Farbe der Oberfläche wird bei dieser Bearbeitungstechnik überwiegend durch die Feinstanteile im Beton bestimmt.
Im Bereich der Tiefpunkte dagegen, den zurückliegenden Lisenen, erhielt die Fassade des CBMS eine Feinwaschung. Bei der Herstellung dieser Oberfläche wird die Zementleimschicht an der Betonoberfläche durch Kontaktverzögerer am Aushärten gehindert. Mit einem Hochdruckreiniger wird die nicht ausgehärtete Oberfläche „abgewaschen“. Die Oberfläche erhält eine individuell erzeugte Waschtiefe. Durch entsprechende Materialien werden interessante ...
Den vollständigen Text lesen Sie im Jahrbuch Beton Bauteile 2018 (s. u.).