Big 5 Dubai gliedert Fertigteil-Bereich aus
Auch dieses Jahr legte die Big 5, als die für die GCC (Staaten des Gulf Cooperation Council) und MENA Staaten (Mittlerer Osten & Nordafrika) wichtigste und größte Baumesse, das entsprechenden Wachstum an den Tag: die Organisatoren Dmg Events verzeichneten 2.586 Aussteller aus 142 Ländern und über 75.000 Besucher. Deutschland stellte mit 175 Ausstellern hinter China, der Türkei und Italien erneut das viertgrößte Firmenkontingent. Offenbar um dem Wachstum gerecht zu werden, waren die Aussteller der seit 2011 jährlich in der Big 5 integrierten Messen „Middle East Concrete“ und „PMV Live“ (Plant, Machinery and Vehicles) in einer neuen Halle untergebracht. Allein die Anzahl der auf Beton und Baumaschinen spezialisierten Aussteller wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 25 %. Auf einem vorgelagerten Freigelände wurde der passende Fuhr- und Maschinenpark ausgestellt.
Allerdings waren die Meinungen und Beurteilungen der Messeteilnehmer zur Big 5 und der wirtschaftlichen Entwicklung im Mittleren Osten, einschließlich dem Iran und Nordafrika, nicht mehr so ungetrübt wie noch vergangenes Jahr. An der positiven konjunkturellen Entwicklung, die in den VAE Staaten (Vereinigte Arabische Emirate) von einem beständig steigenden Wachstum durch die Infrastruktur- und Bauinvestitionen zum Beispiel in Verbindung mit der Expo 2020 getragen wird, gab es vereinzelt Zweifel. Zwar liegen viele Prognosen noch im eindeutig positiven Bereich, wie Josine Heijmans, die Eventdirektorin der Big 5 betont: das diesjährige Wachstum des VAE Baumarkts wird satte 6,6 % erreichen bei gesamtwirtschaftlichen Wachstum in Höhe von 2.6 %. Ursachen sind das Wachstum der Bevölkerung in Dubai, die in den nächsten vier Jahren auf 3,4 Mio. anwachsen soll, die zunehmende Zahl der Touristen pro Jahr, die laut Prognosen die Marke von 20 Mio. knacken wird, sowie der ambitionierte „Plan 2021“, Dubai in eine „Smart & Sustainable City“ zu verwandeln – dafür sind Investitionen in Infrastruktur und Hochbau nötig.
Konkurrenz
durch Bauma China
Kritische Stimmen beziehen sich auf die unzähligen Krisenherde im Mittleren Osten: Der Krieg Saudi Arabiens mit dem Jemen, die Feindschaft des Königreichs mit dem Iran und die anhaltende Reformfeindlichkeit bescheren den Saudis schlechte Werte. Einige Aussteller verzeichnen bis zu 50 % weniger Umsatz mit Dubais Nachbarland. Somit ist die Auslastung der in Saudi Arabien produzierenden Betonfertigteilwerke eher schwach. Zudem scheint die Korruption in allen arabischen Staaten, mit Ausnahme der VAE-Staaten, weiter um sich zu greifen, mit all den für die Wirtschaft hinlänglich bekannten Nachteilen. Krisen und Kriege haben sich leider in diesem Teil der Welt fest etabliert.
Generell bekräftigen die Aussteller jedoch ihre Loyalität zur Region und der Big 5, die sich unangefochten als die führende Baufachmesse in den arabischen Ländern etabliert hat. Eine „Saudi Build“ oder „Project Qatar“ stellt danach keine ernst zu nehmende Alternative dar. Ernsthafte Konkurrenz zur Big 5 Dubai erwächst allerdings mit der Bauma China in Shanghai, die dieses Jahr zeitgleich stattfand.
Einen der größten Stände auf der Big 5 hatte der Anlagenbauer für die Baustoffindustrie Masa, der seit 30 Jahren auf der Messe vertreten ist. Gesamtvertriebsleiter Frank Reschke gab sich betont optimistisch mit drei neuen Anlagen, die sich derzeit in den VAE im Bau befinden. Wie die langjährigen Erfahrungen zeigten, seien Anlagen von Billig-anbietern für die Kunden keine Alternative. Sie stellten eher ein existenzielles Risiko von nicht zu ermessender Größe dar.
Trend Niedrigenergiehäuser
Gute Geschäfte verzeichnete auch Mario Pfender, Geschäftsführer von mbk, dem Experten für Bewehrungsschweißmaschinen, der mit dem Hamburger Handelshaus und Anbieter von Komplettlösungen Rieckermann zusammen ausstellte. Der Saudi-Markt sei zwar höchst volatil, wie der in Jeddah beheimatete Rieckermann-Mitarbeiter Dieter Adam erläuterte, aber er setze weiterhin auf eine starke Präsenz in der Region und eine ununterbrochene Kontinuität der Geschäftsbeziehungen.
Ähnlich, aber etwas weniger optimistisch über die künftige Marktentwicklung, äußerte sich Andreas Priebs von Rotho, dem Hersteller von Aushärteregalen und Umluftanlagen. Dubai verkörpert mit der Big 5 das eindeutige Drehkreuz für die Betonindustrie im Mittleren Osten. Für eine weiterhin positive geschäftliche Entwicklung sei es bei der Konkurrenz vor Ort unabdingbar weiter Flagge zu zeigen.
Christoph Müller-Bernhardt von Vollert vertrat eine ähnliche Haltung, einen vorsichtigen Optimismus. Als Beispiel mag der von ihm identifizierte Trend gelten, verstärkt Niedrigenergiehäuser zu bauen. Wenn die Realisierung dann auch konkret anstehe, sei Vollert bestens darauf vorbereitet. In jedem Fall sei die Big 5 der Leuchtturm diese Expertise im arabischen Raum umfassend zu demonstrieren.
Eine starke Präsenz vor Ort hat seit 2001 auch die Firma Liebherr. Ali Kassem, der regionale Verkaufsdirektor, ist sich über die Herausforderungen des Markts durchaus bewusst, auch über die Zeit nach der Expo 2020. Dennoch sieht er gute Absatzchance für die 50 m-Betonpumpe, die Liebherr 2016 erstmalig im Mittleren Osten präsentiert.
Regionale,
zyklische Entwicklung?
Hawkeye Pedershaab und die im Februar 2016 von Columbia aufgekaufte polnische Firma Techmatik bewerteten die Situation verhalten optimistisch; obgleich sie seit rund acht Monaten eine Marktberuhigung beobachten. Die Eindimensionalität des bisherigen Wachstums muss relativiert betrachtet werden: regionaler, zyklischer, wenn nicht gar mit einer gehörigen Portion Skepsis.
Am zweiten Messetag wartet die Messeleitung dann noch mit einer Überraschung auf: In Zukunft werden die „Middle East Concrete“ und die „PMV Live“ nicht mehr gemeinsam mit der Big 5 veranstaltet, sondern als eine eigene Messe ausgelagert. Konkret bedeutet das, dass diese Messe für die Beton- und Fertigteilindustrie erst wieder im März 2018 im World Trade Center in Dubai stattfinden wird. Wie Aussteller und Besucher – nach anfänglicher Ablehnung – langfristig darauf reagieren werden, wird sich im Lauf von 2017 zeigen, wenn die Buchungen für die neue Messe entgegengenommen werden.
Eines seiner eigenen Probleme hätte zumindest der Messe-Organisator Dmg Events auf diese Weise wohl gelöst: Die traditionell auf der Big 5 Dubai stark vertretenen und international tätigen Unternehmen der Zulieferindustrie für die Beton- und Fertigteilindustrie müssen sich in Zukunft nicht mehr entscheiden zwischen einer Teilnahme an der Big 5 Dubai und an der zeitgleich stattfindenden Bauma China – zumindest nicht aus terminlichen Gründen. Das Messebudget ist ein anderes Thema.
Text: Dipl.-Ing. Christian Brensing
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