Der richtige Kanal
Land unter in Deutschland, Land unter in Frankreich – nach starkem Regen standen in den beiden europäischen Staaten in den letzten Wochen ganze Landstriche und viele Städte unter Wasser. Die Niederschlagsmenge war vielerorts so groß, dass die Kanalisation das Wasser nicht schnell genug ableiten konnte.
Starkregenereignisse werden in West- und Mitteleuropa zunehmen, darauf weisen Klimaforscher seit geraumer Zeit hin. Die Kanalisation wird also immer häufiger und kurzfristig große Regenmengen aufnehmen müssen. Umso verwunderlicher erscheint es dann, wenn nicht ausreichend in den Bau und die Erhaltung der unterirdischen Leitungen investiert wird.
In Deutschland beispielsweise sind die Investitionen in den gesamten Bereich Tiefbau seit den 1990er Jahren erheblich zurückgegangen. 2012 machten sie laut dem Statistischen Bundesamt gerade einmal noch 14,6 % aller Bauinvestitionen aus. Und nur ein Teil davon kommt dem Kanalbau zugute. Zugleich weisen Branchenfachleute darauf hin, dass rund 20 % des deutschen Kanalnetzes mehr als 75 Jahre alt sind. Ob die Kapazitäten dieser Netzabschnitte aus den 1940er Jahren (!) den Wassermengen der aktuellen Starkregenereignisse gewachsen sind?
Im September finden in Deutschland die Wahlen zum Bundestag, dem deutschen Parlament statt. Die jüngsten Überschwemmungen sind ein gutes Argument, um die Kandidaten der Parteien an die Dringlichkeit von Investitionen in die Kanalisation zu erinnern. Wenigstens ein Teil möglicher Wahlgeschenke an die Bürger ließe sich so womöglich in die richtigen Kanäle leiten.