Die größte Kulturbaustelle Deutschlands
500 Jahre lang prägte das Schloss der Kurfürsten, Könige und deutschen Kaiser das Bild Berlins. Das ausgebrannte, aber substanziell solide Gebäude ließ der stellvertretende Ministerpräsident der DDR, Walter Ulbricht, nach dem Krieg sprengen und schuf Platz für den Palast der Republik, das „Heim des Volkes“, das erst 1976 eröffnet wurde.
Das einst eingemauerte Volk liebte sein „Heim“ so sehr, dass der asbestverseuchte Palastkasten zugunsten des 2002 vom Deutschen Bundestag beschlossenen Wiederaufbaus des Schlosses spurlos abgerissen wurde. Seine sozialistischen Fundamente ächzen nun unter der Last des neuen Schlosses. Der italienische Architekt Prof. Franco Stella aus Vicenza gewann 2008 den internationalen Entwurfswettbewerb um die Wiederherstellung der historisch zusammenhängenden Mitte Berlins.
Drei Seiten der Schlossfassaden und der Schlüterhof entstehen neu in alter Schönheit. Die wenig ansprechende alte Spreefassade im Osten wurde als Bezug zu unserer Zeit modern gestaltet, genauso wie die Innenbereiche des Forums, der Agora und eine Innenfront des Schlüterhofs. Die enorme Planungsleistung erbrachte Franco Stella als Projektgemeinschaft mit den Büros Hilmer & Sattler und Albrecht, Gesellschaft von Architekten GmbH und GMP Architekten von Gerkan, Marg und Partner GmbH.
Dreßler baut
Im April 2014 gewann das Fertigteilwerk der Dreßler Bau GmbH in Stockstadt am Main die Ausschreibung über die Architekturbetonfassaden. Fast zeitgleich dazu erhielt die Niederlassung Dresden der Dreßler Bau GmbH von der Stiftung Berliner Schloss – Humboldt-Forum (HUF) den Auftrag über großflächige Wandbekleidungen mit Reinhardtsdorfer Sandstein und die Montage der Steinmetzstatuen.
Aufgrund seiner Bedeutung und späteren Nutzung als große Veranstaltungs- und Begegnungsstätte forderte der architektonische Entwurf für das Schloss eine besonders hochwertige Ausführung der Betonfertigteile. Daher erfolgte schon die Bemusterung akribisch. Die Farbigkeit, die Oberflächen- und Kantenausbildung, das Hydrophobierungsprodukt, der Graffitischutz, die elastische Fugenmasse und der Fugenmörtel wurden per Muster definiert und dann an einem Großmuster aus drei Architekturbetonfertigteilen in Originalabmessungen umgesetzt, um so die Homogenität und Porigkeit im Original beurteilen zu können. Bereits im ersten Anlauf wurde das Großmuster freigegeben. Das Betonlabor hatte eine Rezeptur entwickelt, mit der auf den Einfüllseiten Oberflächenqualitäten erzielt wurden, welche mit denen der Schalungsseiten vergleichbar sind.
Dem Kaiser war das Schloss das Höchste
Passend zum Montagefortschritt wurden im Werk Stockstadt ab Januar 2015 die 2.057 Fertigteile produziert, ohne parallele andere Baustellen zu vernachlässigen – eine ein Jahr währende Herausforderung für die Arbeitsvorbereitung bis Januar 2016. Von Februar bis Mai 2015 wurden die Architekturbetonfertigteile der Galerie des überdachten Innenhofs, der Agora, montiert. Diese repräsentative und mit ihrer lichten Höhe von 28 m eindrucksvolle Eingangshalle erschließt die Veranstaltungsräume der verschiedenen Geschosse. Sie liegt im Westen unterhalb der Schlosskuppel. Auf Anordnung Kaiser Wilhelm II. durfte kein profanes Bauwerk, auch nicht der Reichstag, das Schloss überragen.
Mächtige Pfeiler und Brüstungen aus hellbeigefarbigem Hochleistungsbeton, mit allseitig gesäuerten Oberflächen veredelt, wurden in der Agora übereinandergestellt und bilden das Tragwerk für die anstoßenden Galerien der drei Geschosse und das Glasdach. Mit seiner Massivität trägt jedes einzelne Fertigteil zum monumentalen Charakter dieses Gebäudeteils bei und verschafft der Eingangshalle zusammen mit der historischen Eingangsfront einen spektakulären Raumeindruck ...