Digitale Formenverwaltung von OGS für die Jasto Baustoffwerke
OGS entwickelt mit Industriepartnern eine Software zur Verwaltung von Betonsteinformen, die bereits von mehreren Betonwarenherstellern eingesetzt wird. In BFT 9/2018 berichteten wir über die Koll Betonsteinwerke (Bonn); in dieser Ausgabe steht die Jakob Stockschläder GmbH & Co. KG (Ochtendung) im Fokus.
Die Jasto Baustoffwerke, Ochtendung/Eifel, sind als Familienunternehmen in zweiter Generation seit ca. 70 Jahren eine feste Größe als Lieferant von hochwertigen Beton-Mauersteinen, Kaminen sowie Betonerzeugnissen für den Garten- und Landschaftsbau. Ein breites Sortiment, verbunden mit hoher Produktqualität, und die ständige Bereitschaft, innovative Produkte in den Markt zu bringen, setzen Maßstäbe in den Bereichen Bauwelt, Kaminwelt und Gartenwelt. Auf ca. 31 ha Werksgelände sind derzeit 94 Mitarbeiter im Dreischichtbetrieb tätig.
Speziell auf den GalaBau-Bereich soll in diesem Beitrag explizit eingegangen werden. Im Rahmen einer Werksmodernisierung war es der Geschäftsleitung bei Jasto besonders wichtig, die bestehenden Insellösungen abzuschaffen und durch ein modernes ERP-Komplettsystem für die digitale Formenverwaltung zu ersetzen. Dafür holte man sich mit OGS, Kobra und Masa renommierte und kompetente Partner ins Boot. Dr. Johannes Schrenk, Technischer Leiter bei Jasto, erläutert: „Zu Zeiten, in denen auch in der Betonfertigteilbranche täglich über Digitalisierung und Industrie 4.0 geredet wird, betrieben nicht wenige Betonsteinwerke bisher – darunter auch wir – die Verwaltung ihrer Formen mit eher konventionellen Mitteln. Die Dokumentation mit Papier-Laufzetteln und Excel-Listen ist aber oft unvollständig und unübersichtlich. Das erschwert die Planung von Wartung und Produktion und kostet im Ernstfall Zeit und Geld. Daher haben wir uns vor ca. 18 Monaten dafür entschieden, die Produktion – vor allem mittels einer digitalen Formenverwaltung – grundlegend zu modernisieren.“
Projektpartner OGS, Masa und Kobra
Das Koblenzer Softwarehaus OGS Gesellschaft für Datenverarbeitung und Systemberatung mbH verfügt über ein über 30jähriges Know-how in der Entwicklung von Softwarelösungen speziell für den Baustoffsektor. Das Spektrum umfasst Betonwaren, Fertigteile, Schüttgut, Transportbeton, Naturstein, Tunnelbau und Straßenbeläge sowie zahlreiche Produkte aus dem Baunebengewerbe.
Die eigenentwickelte ERP Software OGSiD10 wird in mittelständischen, auch international tätigen, baustoffproduzierenden Unternehmen eingesetzt. Es handelt sich dabei um eine ERP-Komplettlösung „Made in Germany“. Das OGSiD Business Pack ist modular, auf nahezu alle Belange anpassbar und verbessert die Unternehmensprozesse spürbar. Besonderheiten der Baustoffbranche, die OGSiD abdeckt, sind folgende:
Fahrzeugdisposition,
Datenaustausch mit Waage/Mischanlage,
Tourenplanung, Frachtermittlung/-abrechnung,
Rahmenverträge/Objekte/Baustellenhandling,
Paletten Konten,
Stücklisten/Verlegeverbände,
Dynamische Mengenumrechnung,
Kunde/Verarbeiter/Planer,
EDI/CAD-Schnittstelle, Preisermittlung,
Abwicklung verschiedener Standorte/Werke,
Anbindung Unterschriften Pad,
Schiffverladung,
BDE/MDE,
Kalkulation von Fertigteilen und
Grafische Feinplanung (Leitstand im PPS).
Neben der Branchenkompetenz und der Passgenauigkeit der Softwareprodukte auf spezifische Anforderungen schätzen die langjährigen OGS-Kunden laut Anbieterangabe vor allem die betriebswirtschaftliche Beratung, das persönliche Betreuungskonzept sowie den Inhouse-Support, der im Notfall auch 24 Stunden, 7 Tage die Woche zur Verfügung steht. Momentan befindet OGS sich in der Entwicklungs- und Realisierungsphase des 11. Release der ERP-Software OGSiD sowie in weiteren Softwareprojekten, die speziell auf die Baustoffbranche zugeschnitten sind und die Vorteile von Industrie 4.0 für seine Kunden nutzbar machen.
Darunter auch das Projekt OGSiD MMS – die digitale Formenverwaltung, mit der Unterstützung der RFID-Technologie. Diese Entwicklung macht es möglich, Transparenz in den Formenbestand zu bringen und jederzeit einen Überblick zu behalten, wo und in welchem technischen Zustand sich jede einzelne Form des Unternehmens oder einer Unternehmensgruppe befindet. Die Formen werden dazu mit einem RFID Tag ausgestattet oder alternativ mit einem nicht so langlebigen Barcode-Etikett beklebt. Die Jakob Stockschläder GmbH & Co. KG (Jasto) arbeitet seit 2002 mit der OGSiD ERP-Software per Cloud im OGS-eigenen Rechenzentrum.
Seit Juni 2018 ist bei Jasto zusätzlich das Produkt OGSiD MMS im Einsatz. Damit ist das Baustoffwerk der zweite Pilotkunde neben Firma Koll Betonwerk aus Köln, welcher den Testbetrieb der Neuentwicklung erfolgreich durchlief und nun mit OGS intensiv an der Weiterentwicklung der digitalen Formenverwaltung arbeitet.
Weiterentwicklung OGSiD MMS
Entwicklungsziel ist eine proaktive Instandhaltung der Betonsteinformen – ganz im Sinne von Predictive Maintenance und Industrie 4.0. Zu diesem Zweck wurden weitere Entwicklungspartner ins Boot geholt und auch die Schnittstellen zu den Formenherstellern noch weiter automatisiert. Der erste Entwicklungspartner der Firma OGS, der hier sein Know-how ins Spiel brachte, ist die Firma Kobra Formen aus Lengenfeld. Heute hat sich der RFID-Tag als fester Bestandteil einer jeden Kobra-Form bereits als Norm etabliert. Diese dauerhafte und eindeutige Kennzeichnung bildet den Grundstein für das Identifizieren und Dokumentieren jeder einzelnen Aktion innerhalb des digitalen „Formenlebens“.
Aus dem Bereich der Maschinenhersteller war aufgrund ihrer Innovationsfreudigkeit und räumlichen Nähe die Firma Masa die erste Wahl. Beide Steinfertigungslinien des Typs Masa XL kommen vom Andernacher Anlagenbauer. Ergänzt durch jeweils einen Eirich-Mischer für Vorsatz- und Kernbeton wird – von der 50 mm dicken Gehwegplatte bis hin zum 400 mm Bordstein – ein breites Produktspektrum hergestellt.
Sowohl OGS als auch MASA haben ihr Entwicklungspotential gebündelt und in Zusammenarbeit eine Schnittstelle zur Datenübertragung/-übermittlung von der Maschine in OGSiD MMS realisiert. Das jüngste Produkt der OGSiD-Familie, die RFID-gestützte, digitale Formenverwaltung hält weitere Features bereit. Durch den Austausch mit Kunden und Marktpartnern wächst das System stetig und findet großen Anklang bei internationalen Firmen und der Fachpresse. In Kooperation mit dem Maschinenhersteller Masa aus Andernach ist es gelungen, eine Kommunikation zwischen den Steinfertigungsanlagen und OGSiD MMS herzustellen. Im ersten Schritt werden nun die gefahrenen Takte automatisch übertragen. Damit sind die Voraussetzungen für weitere Schritte zum gegenseitigen Austausch von Daten, auch ins ERP-System OGSiD hinein bzw. heraus, geschaffen.
Universelle Schnittstellen als Standards
Die Usabilily wurde weiterentwickelt, sodass der Anwender nun über ein Filterpanel eigene Suchkriterien einstellen und speichern kann. Zudem kann er seine Ansichten per Drag und Drop auf für ihn relevante Informationen anpassen.
In Kooperation mit dem Formenhersteller Kobra wurde eine Datenübertragung der Formenstammdaten entwickelt, die das händische Eintragen diverser Stammdaten überflüssig macht. Bereits vor dem physischen Erhalt neuer Formen, können die entsprechenden Formenmerkmale, technische Zeichnungen sowie weitere Formulare -auch anderer Formenhersteller- ins OGSiD MMS eingespeist werden. Sobald die Form geliefert und für die Steinproduktion bereit ist, wird sie im System aktiviert und „erwacht“ in ihrem digitalen Formenleben.
Allen Beteiligten war es ein wichtiges Anliegen, universelle Schnittstellen als Standards zu schaffen, um diese möglichst vielfältig einsetzen zu können.
Aktuell in der Umsetzung befindet sich eine weitere Funktionalität für die Durchführung von Wartungen und Sichtprüfungen. Wie bei einer Auto-Inspektion kann der User zu erledigende Wartungsmaßnahmen individuell vorgeben und als Checkliste für die interne Schlosserei oder den Formenlieferanten vorbereiten, so dass dort dann die Arbeitsschritte abgearbeitet werden können.
Offen für alle Formenhersteller
Für Rainer Kress, Geschäftsführer von OGS, ist es wichtig zu betonen, dass OGSiD MMS nicht nur mit Kobra-Formen funktioniert. „Die Software kann für beliebige Formen genutzt werden – seien sie nun von Kobra, Rampf, Lammers oder von irgendeinem anderen Hersteller. Denn kaum ein Werk fährt ja ausschließlich Formen von nur einem Hersteller. Und verständlicherweise haben wir ebenfalls ein Interesse daran, dass möglichst viele Werke die Software nutzen können.“ Unter anderem aus letzterem Grund wird OGSiD MMS auch als modulare Einzellösung angeboten, die mit ERP- und Produktionsplanungssoftware anderer Softwarehersteller kompatibel ist. Die marktreife Version 1.0 von OGSiD MMS wird Schnittstellen haben, über die die Formenhersteller bestimmte Daten, wie zum Beispiel technische Datenblätter, in das System des Kunden, also des Betonwerks, einspielen können. Eine Online- Bestellfunktion in Richtung Formenhersteller ist derzeit nicht in Planung. Die Kommunikation vom Betonwerk in Richtung Formenhersteller ist nur für die externe Wartung vorgesehen.
Der Formenhersteller kann durch diese Vorankündigung seine benötigten Ressourcen (Organisation von Personal, benötigtes Werkzeug/Material und Platz in der Fertigungshalle) sowie die verbundenen Logistikprozesse schon im Voraus planen.
Wie heute üblich, kann man die Software mieten. Der Preis wird von der Anzahl der zu verwaltenden Formen abhängen. In der monatlichen Miete inbegriffen sein werden Wartung, 24/7 Hotline und Serverhosting. Für Firmengruppen, bei denen mehrere Produktionswerke die Formen untereinander ausleihen, sehen Software und Abrechnungssystem eine Mandantenverwaltung vor. Die einzelnen Firmen der Gruppe können sich also als Betriebseinheiten die Ausleihe gegenseitig in Rechnung stellen.
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