Innovationsimpulse für die Bauindustrie

Mitte Juni 2021 fand am Firmensitz der Aachener Lucem GmbH, dem bekannten Hersteller von Lichtbetonprodukten, eine Kurzkonferenz der Aachener Building Experts e.V. (ABE) statt. Der Verein versteht sich als Kompetenznetzwerk für innovatives Bauen über den Großraum Aachen hinaus und verknüpft führende Unternehmen, vorwiegend aus der Bauindustrie, mit den Aachener Hochschulen und zahlreichen Dienstleistern. Die knapp dreistündige Veranstaltung war mit Blick auf die Pandemie organisiert worden, besaß ein entsprechendes Gesundheitskonzept und war auf den Namen „Innovations-Impulse“ getauft.

Die zunehmende Bedeutung des Interessenverbandes ist sicherlich der prominenten Vereinsführung geschuldet. So ist nicht nur Joachim Nesseler, geschäftsführender Gesellschafter der Nesseler Grünzig Gruppe, deren Vorsitzender und Ludwig Florack, Geschäftsführer der Florack Bauunternehmung GmbH, deren Schatzmeister. Mit Univ.-Prof. Dr.-Ing. Thomas Gries, Leiter des Instituts für Textiltechnik (ITA) an der RWTH Aachen, verfügt der Verein über ein weiteres prominentes Mitglied.

Zu Beginn begrüßte Goar T. Werner, Geschäftsführer von Aachen Building Experts e.V., die rund 50 anwesenden Gäste. In seinem Grußwort wies der ABE-Geschäftsführer darauf hin, dass der Verein vor fünf Jahren von 33 Mitgliedern gegründet wurde und inzwischen schon 120 Mitglieder zählt. Idee des Vereins ist es, ein Netzwerk entlang der Wertschöpfungskette zu schaffen. Dabei soll man Themen untereinander, aber auch mit den Hochschulen diskutieren und Innovationen baulich fördern. So zählt neben dem Institut für Textilforschung (ITA) auch das Institut für Baustoffforschung der RWTH Aachen (ibac) von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Michael Raupach zu den ABE-Mitgliedern. Mit diesem zusammen ist aktuell der erste Aachener Baukongress in Planung, der vom 1. bis 2. Juni 2022 am ibac stattfinden soll.

Lucem GmbH

Nach Goar T. Werner sprach Dr. Andreas Roye, Geschäftsführer der Lucem GmbH. Er fasste noch einmal die vier Geschäftsfelder seines Unternehmens zusammen:

Internationales Projektgeschäft wie etwa die Capital Bank in Amman/Jordanien (vgl. Jahrbuch Beton Bauteile 2019);

Interior-Bereich, für den das Unternehmen etwa als Monitor geeignete Lichtbetontresen herstellt;

Badezimmer-Bereich, für den Badewannenverkleidungen produziert werden;

Stadtmöblierung wie Lichtbetonpflastersteine und leuch-
tende Sitzbänke, wie sie unlängst mit dem Projekt „Urban Star“ des Berliner Architektenbüros Annabau in Augsburg realisiert wurden, sowie ein straßenintegriertes Rettungsfahrzeuge-Leitsystem im niedersächsischen Rhauderfehn.

Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen

Für das Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen hielt Gözdem Dittel M.Sc. den Impulsvortrag. Die Wissenschaftlerin ist im Bereich Construction Components tätig und widmet ihre Forschung dem textilbewehrten Beton. Aktuell entwickelt das ITA neue Formen von Textilbewehrungen für den Betondruck.

Allerdings betrachtet das ITA den Betondruck bis heute als unvollendet, da nach wie vor das Einbringen von Bewehrungen ein logistisch-operatives Problem darstelle. Zu bewehrende Bauteile, wie z. B. Wände, könnten bislang nicht als Ganzes gedruckt werden. Hierzu hat das ITA ein neuartiges Verfahren entwickelt und unlängst zum Patent angemeldet. Nach Erteilung desselben und mit Aufhebung der Nachrichtensperre wird die BFT International darüber berichten.

Holcim (Deutschland) GmbH

Produktpartner der Lucem GmbH ist die Holcim (Deutschland) GmbH, für sie hielt Dr. Jens Ewert auf dem ABE-Kurzkongress den Impulsvortrag. Er verwies eingangs darauf, dass sich Holcim zunehmend als ein Mischkonzern in der Baustoffindustrie begreift. Das beginnt weiterhin bei Zement, geht über Gesteinskörnungen auch zu Transportbeton und beinhaltet auch das zugrunde liegende Knowhow. Weltweit zählt der Konzern derzeit 70.000 Mitarbeiter und sieht sich als mutiges  Unternehmen mit einer starken Innovationskraft, insbesondere in der Forschung.

In diesem Zusammenhang verweist Dr. Ewert auf den Infraleichtbeton (ILC) – die Titelgeschichte des diesjährigen Jahrbuch Beton Bauteile Edition 2021. Holcim hat seinen ILC ThermoPact genannt. Der Baustoff erlaubt ein gedämmtes, aber monolithisches Bauen aus natürlichen Gesteinskörnungen.

Westküste 100

Dr. Ewert schließt mit einem Verweis auf ein neues Holcim-Pilotprojekt der „Westküste 100“. Angesiedelt sein wird es am Zementwerk Lägerdorf bei Hamburg. Es ist ein regionales Verbundprojekt zur Wasserstoffherstellung, an dem neben dem Zementkonzern verschiedene Windparkbetreiber, der Hafen Brunsbüttel und auch Erdölraffinerien beteiligt sind. In diesem interdisziplinären Projekt ist Holcim an der Herstellung von Flugwasserstoff beteiligt. 2035 soll die Produktion starten.