Kongress ModularesBauen 2022: Fortbilden und Vernetzen
In Aachen fand im September 2022 der 2. Kongress Modulares Bauen statt. Mitausrichter der Veranstaltung waren die Aachen Building Experts e.V. Zu dessen Mitgliedern gehören neben verschiedenen Instituten der RWTH Aachen auch betonverarbeitende Firmen wie Florack, Lucem oder die Nesseler Gruppe.
Prof. Markus Kuhnhenne, Leiter des Instituts für Stahlbau der RWTH Aachen, empfing die rund 170 Teilnehmer des Kongresses für modulares Bauen im Technologiezentrum Aachen (TZA) am dortigen Europaplatz. Prof. Kuhnhenne erinnerte an das große Spektrum, welches das Thema Modulbau besitze und verwies darauf, dass diese zukunftsweisende Technologie nicht isoliert für die jeweiligen Bauweisen zu betrachten sei. Tatsächlich sind für ein Erreichen einer größtmöglichen Nachhaltigkeit nicht nur alle Konstruktionsformen miteinander zu vergleichen. Vielmehr ist das jeweils Beste aus den Bauformen anzuwenden und eine hybride Umsetzung anzustreben. Um die große Bandbreite des Modularen Bauens auch nur ansatzweise abzudecken, hatten die Ausrichter, bestehend aus den Aachen Building Experts e.V. und der TEMA Technologie Marketing AG, für den zweitägigen Kongress ein straffes Programm aus 28 Vorträgen zusammengestellt. Alle Referenten bekamen ein 20-minütiges Zeitfenster plus fünf Minuten für Rückfragen. Die Vorträge fanden alle im gleichen Saal statt, und allerspätestens nach dem fünften Referat gab es eine längere Pause.
Große Vortragsbandbreite
Für den Betonfertigteilbau besonders spannend waren die folgenden Vorträge:
Andreas Schimmelpfennig, Geschäftsführer der CREE Deutschland GmbH referierte über die Vorzüge des Holz-Beton-Hybridbaus, bei dem insbesondere Verbunddecken zum Einsatz kommen, bei denen dünne Betonflächen von Holzunterzügen getragen werden. Die CREE Deutschland GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Zech Gruppe, der auch die BWE-Bau Fertigteilwerk GmbH aus Lemwerder angehört. CREE und BWE arbeiten bei den Holz-Beton-Verbunddecken eng zusammen.
Dr.-Ing. Sisi Zhang, tätig am Institut für Massivbau der RWTH Aachen referierte über den 3D-Druck von Stahlbeton im AMoRC-Verfahren. Der Betondruck an sich ist hinreichend bekannt und verbreitet. Dr. Zhang beschäftigt sich mit dem Einbringen einer Stahlbewehrung in diesen Druckprozess, d.h. dem gleichzeitigen Ausdrucken von Beton und Stahl.
Ein weiterer Referent der RWTH Aachen war Matthias Kalthoff, M. Sc. Er stellte ein neuartiges Deckenelement vor, das aus extrudiertem Carbonbeton besteht. Das Deckenelement weist auf der Ober- und Unterseite relativ dünne Deckschichten auf, die über kreuzweise angeordnete Scharen von wellenförmig verlaufenden Carbonbetonsträngen miteinander verbunden sind. Das relativ hohe Deckenelement besitzt so eine beachtliche Tragfähigkeit und ist dennoch im Inneren weitgehend hohl, was wiederum für die Montage der Haustechnik genutzt werden kann.
Am zweiten und letzten Tag setzte sich ein Podium mit integrativen Lösungen insbesondere für das Bauen und das Sanieren im Bestand auseinander. Dabei stellte Antje Vargas von der GeoClimaDesign AG das modulare Prinzip Geo-Standard vor, das sich insbesondere zum seriellen Sanieren größerer Altbauobjekte eignet. Dabei werden die historischen Räumlichkeiten über beheizbare Deckenelemente erwärmt. Vorteilhaft ist das Vorhandensein einer großen Raumhöhe, die eine unauffällige Montage einer zusätzlichen Einbaudecke erlaubt. Untersuchungen zeigen, dass die Nutzer die Wärmeabstrahlung von der Decke als angenehm und zugfrei empfinden.
Bogenbank
Schließlich präsentierte Andreas Borgstädt von Holcim (Deutschland) die zahlreichen Möglichkeiten, die ein Modulares Bauen mit Carbonbetonelementen eröffnet. Er brachte zahlreiche Beispiele, wie etwa die im Jahrbuch Beton Bauteile Edition 2022 auf Seite 92 vorgestellte, in CPC-Bauweise erstellte Fahrradbrücke in Winterthur sowie Case-Studies zu Balkonbauweisen, die 80 % weniger Material erfordern und 75 % weniger CO2 verursachen. Er verwies auf Modulbrücken in CPC-Bauweise, die einfach nur zusammengesteckt werden müssen und stellte schließlich die Bogenbank vor, die als Demonstrator an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Sommer 2022 entstanden war.
Hierbei wurden die flachen, 24 mm starken Betonplatten maximal, jedoch langsam gebogen. Durch diesen Biegeprozess der Platten entstanden feine Oberflächenrisse, die die Carbonbetonplatte weicher machten und es ermöglichten, den Biegeradius weiter zu verengen. Dank der nichtrostenden Carbonbewehrung veränderte sich weder das Tragverhalten noch die erwartete Bauteillebensdauer. Zwei eingeschobene CPC-Keile sorgen hier schließlich wie eine Bogensehne dafür, dass die unter Spannung stehende Konstruktion stabil bleibt.
Fazit
Der Kongress modularesBauen 2022 und die aus ihm gewonnenen Erkenntnisse lassen sich treffend als Analogie zu den einleitenden Worten von Prof. Kuhnhenne beschreiben: Genauso wie aus der Vernetzung von Bautechniken nachhaltige Bauten entstehen, so entsteht aus einer guten Vernetzung von Wissen nachhaltiger Fortschritt.
Text: Dipl.-Ing. Robert Mehl