Situationsanalyse und konkrete Maßnahmen

Mehr Investitionen in unsere Entwässerungssysteme

Der nachhaltige Umgang und Erhalt der Infrastruktur ist letztlich eine generationenübergreifende Aufgabe, die von der öffentlichen Hand – wie zahlreiche Studien zum Beispiel des Difu, des Städte und Gemeindetages oder der KfW belegen – aus verschiedensten Gründen nur unzureichend erfüllt wird. Die Entwässerungsanlagen als wesentliches Element der Infrastruktur sind hiervon in besonderer Weise betroffen, sodass derzeit deren ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit gefährdet ist. Funktionierende Abwasserkanäle haben entscheidenden Anteil an der heute für uns selbstverständlichen Hygiene in unseren Städten: Seuchen wie Typhus und Cholera konnten mit dem systematischen Bau von Kanalisationen eingedämmt werden und sind heute praktisch unbekannt. Dichte Abwasseranlagen schützen unser Grundwasser vor Verunreinigungen durch exfiltrierende Abwasserinhaltsstoffe, wie zum Beispiel Chemikalien oder medikamentöse Rückstände, und sorgen dafür, dass Fremdwasser infolge einströmenden Grundwassers vermieden wird. Darüber hinaus stellt die effiziente Ableitung beziehungsweise die Rückhaltung von Niederschlagswasser eine Voraussetzung zur Vermeidung von Überflutungen dar, einer Gefahr, die angesichts des Klimawandels zukünftig an Bedeutung gewinnen wird. Nicht zuletzt müssen die Entwässerungsnetze als „Asset“, das heißt als Anlagevermögen der Kommunen betrachtet werden. Diese verkörpern einen Wiederbeschaffungswert in Höhe von rund 630 Mrd. Euro und stellen die größte Vermögensposition der Kommunen dar. Sie zu erhalten, ist angesichts des Vermögenswertes eine generationenübergreifende soziale Aufgabe und Verpflichtung, denn sie sind eine wesentliche Grundlage für eine lebenswerte Umgebung und sichere Arbeitsplätze.

Instandhaltungsplanung

Die zur Instandhaltung notwendigen Informationen liefert die systematische zyklische Inspektion sowie die Auswertung und Dokumentation der Daten. Unter Berücksichtigung der individuellen Alterung und des Zustandes der Anlagenteile werden Sanierungsmaßnahmen priorisiert und eingeleitet. Dabei ist das öffentliche und private Netz als technische Einheit zu betrachten und eine gesamtheitliche Sanierungsstrategie festzulegen. Fakt ist, dass die erforderlichen Inspektionsgrade noch nicht erreicht wurden und die sich aus der kalkulatorischen Abschreibung ergebenden Reinvestitionen nicht getätigt werden. Statt 7 bis 14 Mrd. Euro – bei Ansatz von Abschreibungszeiträumen von 100 beziehungsweise realistischeren 50 Jahren – werden derzeit nur circa 3 Mrd. Euro investiert, sodass ein schleichender Substanzverzehr stattfindet.

Qualitätssicherung, moderne Produkte und Baustoffe

Bei Sanierung und Neubau müssen hohe Qualitätsansprüche realisiert werden. Hierzu sind neben qualifiziertem Personal bei Planung und Ausführung hochwertige Produkte und Baustoffe erforderlich, um die angestrebten extrem langen Nutzungsdauern sicherzustellen. Dabei müssen Bauverfahren und Bauprodukte sowie Sanierungsverfahren bevorzugt werden, die intelligent konstruiert wurden, sodass sie Ausführungsfehler minimieren. Robuste Bauteile aus Beton, deren Eigenschaften optimiert und die in höchster Qualität gefertigt werden, leisten hierzu einen wichtigen Beitrag.

Kommunikation

Die Erhaltung einer funktionierenden Entwässerungsinfrastruktur ist mit Kosten verbunden. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit derartiger Investitionen muss in der Öffentlichkeit erzeugt werden. Hierzu muss zum einen klar und transparent kommuniziert werden, welche Beträge aufzuwenden sind. Zum anderen muss in der Gesellschaft eine entsprechende Betroffenheit hergestellt werden, das heißt den Beitragszahlern muss der individuelle Nutzen vergegenwärtigt werden. Diesbezüglich sind Kommunikationsstrategien erforderlich.

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