Rohre und Schächte für zweitlängsten Tunnel Deutschlands
Eines der größten Tunnelbauprojekte Deutschlands läuft derzeit zwischen der Gemeinde Helsa im Landkreis Kassel und der Stadt Hessisch Lichtenau im Werra-Meißner-Kreis. Seit Mitte 2013 baut hier das Land Hessen den Tunnel Hirschhagen, der Teil der künftigen Verlängerung der A44 von Kassel an der A7 nach Herleshausen an der A4 ist. Nach seiner Fertigstellung wird der Tunnel mit einer Länge von 4.204 m (Südweströhre) nach dem thüringischen Rennsteigtunnel der zweitlängste Autobahntunnel Deutschlands sein. Bei der Längsentwässerung beider Röhren kommen monolithische Stahlbetonschächte in FBS-Qualität zum Einsatz, die einige besondere Vorteile bieten.
Neuesten Sicherheitsstandards entsprechend erhält der Tunnel zwei Röhren, die durch sieben befahrbare und acht begehbare Querstollen miteinander verbunden sind. Sie dienen bei Gefahrsituationen als Fluchtwege in die jeweils andere Röhre und Rettungskräften als Zuwege. Die Tunnelröhren haben zwei Stahlbetonschalen: Ihre Außenschalen sind 40 cm dick, die Innenschalen bis 80 cm; zwischen beiden Schalen befindet sich eine wasserdichte Folie. Die Röhren sind jeweils insgesamt 11 m hoch und 12 m breit. Im Inneren sind sie 6,5 m hoch, und die zweispurigen Richtungsfahrbahnen sind je Röhre 7,5 m breit.
Tunnellängsentwässerung über Stahlbetonrohre DN 300
Ein wichtiger Aspekt nach Fertigstellung der Tunnelröhren und vor Ausbau der Fahrbahnen war die Tunnellängsentwässerung. Bauleiter Robert Greßler von der Bauer Bauunternehmung GmbH aus Walschleben schildert die Situation: „Aufgrund der Wannenlage des Tunnels wurde dieser auf seiner gesamten Länge druckwasserdicht ausgebildet. Das Entwässerungssystem sieht daher lediglich die Ableitung des Schleppwassers von Fahrbahnen und Gehwegen sowie von Löschwasser im Havariefall vor.
Die anfallenden Flüssigkeiten werden dabei zunächst in den seitlich verlaufenden Schlitzrinnen gefasst und von dort über Tauchwandschächte in Stahlbetonrohre DN 300, die unterhalb der Fahrbahn verlaufen, geleitet. Über diese werden sie dem Tiefpunkt zugeführt und von hier mittels einer Hebeanlage über Druckleitungen in ein Schadstoffbecken am Westportal des Tunnels gepumpt.“
Fertigteilschacht für Längsentwässerung und Sickerleitung
Ursprünglich sah die ausgeschriebene Bauweise T-WAS 2 vor, einen Schacht für die Längsentwässerung und für die Sickerleitung vor Ort zu bauen. Robert Greßler erklärt, warum sich die Planer für eine Fertigteil-Schachtlösung entschieden haben: „Wir haben uns dazu entschieden, statt der vor Ort hergestellten Schächte für Längsentwässerung und Sickerleitung Schächte in Fertigteilbauweise einzusetzen. Diese wurden im Vorfeld geprüft und konnten daher für den gesamten Tunnel zum Einsatz kommen“, so Greßler.
Monolithisches Schachtsystem für wirtschaftliche Bauweise
Geliefert wurden sowohl die Stahlbetonrohre als auch die Schächte von der Finger Beton GmbH & Co. KG aus dem Thüringischen Werk in Sonneborn. Verkaufsberater Marcel Hellmund schildert die Vorteile des Schachtsystems: „Die hier eingesetzten Schächte für die Längsentwässerung wurden in monolithischer Bauweise gefertigt. Dies bedeutet, dass sowohl der Grundkörper als auch das Gerinne aus einem Guss in der Betongüte C40/50 hergestellt wurden und somit eine gleichbleibende Qualität aufweisen. Entscheidender Vorteil ist, dass das Schachtsystem einerseits ein offenes Gerinne für die Tunnellängsentwässerung und andererseits ein geschlossenes Gerinne für die Tunnelsickerleitung ermöglicht“, so Hellmund.
Für die Tunnelsickerleitung verfügen die Schächte über fest einbetonierte Edelstahlrahmen mit integrierter öl- und benzinbeständiger Dichtung und passenden, fest verschraubten Edelstahlabdeckungen.
FBS-Qualitätsrichtlinie garantiert Qualität weit über der Norm
Aufgrund der hohen Anforderungen an das Tunnelbauwerk legte der Auftraggeber eine über die üblichen Anforderungen hinausgehende Qualitätssicherung fest. Hierzu zählte unter anderem, dass die geforderte Betongüte und Frühfestigkeit der eingesetzten Stahlbetonrohre- und Schächte im Rahmen der Eigen- und Fremdüberwachung durchgehend nachgewiesen wurden. Eine lückenlose Qualitätsüberwachung von den Ausgangsstoffen über die Herstellung bis zu den Endprodukten garantiert zudem das FBS-Qualitätszeichen, denn die hier verbauten Betonbauteile erfüllen den hohen Qualitätsanspruch der Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V. (FBS), der eine umfassende werkseigene Produktionskontrolle vorsieht. Die Qualität der Produkte, die das FBS-Qualitätszeichen tragen, liegt weit über der Norm und sorgt damit für eine besonders lange Nutzungsdauer. Verantwortlich hierfür sind vor allem die guten Eigenschaften der FBS-Rohre in Punkto Dichtheit der Rohre und der Rohrverbindungen, der Tragfähigkeit, und der Hydraulik.
Wenn alles nach Plan läuft, dann wird der Tunnel am 31. Dezember 2020 eröffnet. Laut Verkehrsprognose von Hessen Mobil werden dann pro Tag rund 31.200 Kraftfahrzeuge den für 324 Mio. Euro gebauten Tunnel nutzen.
Contact
Fachvereinigung Betonrohre
und Stahlbetonrohre e.V. (FBS)
Schloßallee 10
53179 Bonn/Germany
+49 228 954 56-44
Finger Beton Sonneborn GmbH & Co. KG
Am Arzbach 15
99869 Sonneborn/Germany
+ 49 36254 724-0