Sehr geehrte europäische Kolleginnen und Kollegen,
im Namen des BIBM, des Dachverbands der europäischen Betonfertigteilindustrie, heiße ich Sie alle bei den 63. BetonTagen herzlich willkommen. Ein europäischer Verband wie das BIBM konzentriert sich vor allem auf die Aufgabe, die in den kommenden Jahren für unsere Branche maßgeblichen Chancen und Herausforderungen zu prognostizieren. Aus meiner Sicht entsteht die nächste Herausforderung – aber auch Chance – für unsere Branche aus der wachsenden Nachfrage nach einer dekarbonisierten Bauindustrie.
Internationale Gremien und Initiativen wie die UN-Klimakonferenz 2015 und der Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) fordern bekanntlich die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 oC. In Europa verursachen Gebäude ein Drittel der Treibhausgasemissionen und stehen deshalb im Fokus der Politik. Darunter leidet zweifellos auch das Image der Betonfertigteilindustrie. Dies gilt insbesondere für außerhalb der Baubranche geäußerte Meinungen, die sich nicht an einer Lebenszyklusbetrachtung orientieren. Richtig ist, dass Zement weltweit für 5 % der anthropogenen CO2-Emissionen verantwortlich ist. Derselbe Anteil wird auch häufig Betonfertigteilen zugeschrieben. Als Hersteller, Baufachmann und Bürger bin ich jedoch fest davon überzeugt, dass die Fertigteilindustrie in diesem Fall nicht das Problem ist, sondern die Lösung.
Zunächst ist dazu anzumerken, dass die in Beton „enthaltenen“ CO2-Emissionen sehr niedrig sind. Laut dem kürzlich vom Chatham House Institute veröffentlichten Bericht „Making Concrete Change“ weist Beton im Vergleich zu anderen Baustoffen den niedrigsten Gehalt an grauer Energie und CO2 auf. Aus dem bewussten Einsatz von Zement, der lokalen Wertschöpfungskette und dem niedrigen Energiebedarf im Herstellungsprozess ergeben sich für Betonfertigteile in der Regel nur geringe Umwelteinwirkungen. Zum zweiten bringen Betonfertigteillösungen in der Nutzungsphase von Gebäuden und Bauwerken enorme Vorteile mit sich, so ein dank der Speichermasse reduzierter Energieverbrauch oder die Integrierbarkeit mit erneuerbaren Energiequellen. Am Ende seiner Nutzungsdauer lässt sich Beton vollständig für neue Anwendungen wiederverwerten!
Schließlich unternimmt die Fertigteilbranche entlang ihrer Wertschöpfungskette große Anstrengungen, um die Emissionen weiter zu reduzieren. Nicht nur wir als BIBM, sondern die Fertigteilbranche insgesamt muss allen Beteiligten und v. a. den politischen Entscheidungsträgern diese Fakten überzeugend vermitteln. Betonfertigteile sind die Lösung für eine nachhaltige, dekarbonisierte und moderne Bauindustrie, die die Bedürfnisse der gegenwärtigen und nachfolgenden Generationen erfüllt. Sie würden mir da sicher zustimmen, oder?
Ihr