Betonfertigteilbögen prägen Weinbaubetrieb in Paarl
Sieben römisch inspirierte Betonfertigteilbögen bilden das architektonische Hauptmerkmal der neuen Weinkellerei auf dem Landgut Bacco Estate, ein vor Kurzem gegründetes Weingut, umgeben von einer spektakulären Berglandschaft am Rande von Paarl. Hersteller der Fertigteilbögen ist die Firma Cape Concrete, ein Mitglied im CMA-Verband.
Bei der Weinkellerei, die rechtzeitig zur Ernte im Januar 2022 fertiggestellt werden sollte, handelt es sich um ein dreigeschossiges Gebäude bestehend aus: einem 1.000 m² großen Untergeschoss/Keller, einem 1.100 m² großen Erdgeschoss mit doppelter Raumhöhe, in dem sich ein 700 m² großer Bereich für die Behälter zur Weinbereitung sowie ein 400 m² großer Verkostungsbereich befinden. Außerdem umfasst das Bauwerk einen 200 m² großen Verwaltungsbereich im Obergeschloss und einen über drei Ebenen verglasten Innenhof.
„Das Layout für die Grundausstattung erhielten wir vom beratenden Verfahrenstechniker Gerard de Villiers“, so Architekt Anthony Stricker von Anderson Perry Partnership Architects (APPA). „Hierin waren die Behälter sowie die Weinfässer bereits enthalten, womit wir eine Grundlage für unseren Entwurf hatten. Obwohl die Funktion bei unserer Konstruktion eine entscheidende Rolle spielte, haben wir uns doch von der Baugröße, Struktur und Symmetrie römischer Baukunst inspirieren lassen, jedoch ohne die mit den klassizistischen Stilen verbundenen Schnörkel.“
Dies erfolgte auch auf Wunsch des Eigentümers Nathan Jankelowitz, der ein Gebäude in optischer Anlehnung an die zeitgenössischen „Supertuscan-Weine“ wollte, die hier produziert werden. Außerdem beharrte er darauf, dass die Bögen aus Betonfertigteilen hergestellt werden, aufgrund der hervorragenden Verarbeitung und des einfachen Aufbaus.
In drei Teilen betoniert, bestehen alle sieben Bögen aus gebogenen Fertigteilen, die von zwei vertikalen Wandplatten aus Fertigteilen getragen werden. Die Vorderseite des Gebäudes wird von zwei der drei größten Bögen als eine Art modernes Fallgatter dominiert, die an ihrem höchsten Punkt imposante 10,5 m hoch sind. „Wir haben diese Bögen größer gestaltet, da sie die öffentlichen Portale zum Gebäude bilden. Darüber hinaus umfassen sie Glasverkleidung und Glastüren und ihre größere Tiefe ermöglichte es, die Verglasung zum Schutz vor Sonne zurückzusetzen“, so Stricker.
Größte Bögen mit Plattengewichten von je 15 Tonnen
Mit Abmessungen von 7,8 m (Höhe) x 2,59 m (Tiefe) x 280 mm (Dicke) wiegen die Platten der größten Bögen jeweils 15 Tonnen. Ein 430 mm dicker Teilbereich entlang der Stirnseiten der größeren Wandplatten wurde auf eine Dicke von 200 mm reduziert, um damit den gebogenen Fertigteilen zu entsprechen, die 12 Tonnen wiegen und mit 200 mm (Dicke) x 2,59 m (Tiefe) x 5 m (Innendurchmesser) ausgelegt sind.
Einer der großen Bögen bietet Zugang zur doppelvolumigen Empfangshalle sowie zum Weinverkostungsbereich und der andere zu einem Hallenanbau. Beide erstrecken sich über einen Eingangsbereich an der Vorderseite des Gebäudes. Der dritte große Bogen befindet sich parallel zum ersten an der gegenüberliegenden Giebelwanderhebung der Weinhalle und bietet Zugang von der Halle in einen offenen Innenhof. Neben dem südwestlichen Bogen der Weinverkostungshalle wird der Innenhof von einem 300 m² großen Verkaufslager für fertige Produkte am südwestlichen Ende des Bauwerks sowie der Wand des Verarbeitungsbereichs im Untergeschoss flankiert, die als Minibögen aus roten Ziegeln mit verglasten Ausfachungen ausgelegt wurden. Im Versandbereich befinden sich zwei der mittelgroßen Bögen, die auf gegenüberliegenden Giebelerhebungen angebracht sind.
Die Platten für diese Bögen haben Abmessungen von 7,2 m (Höhe) x 800 mm (Tiefe) x 200 mm (Dicke) und die gebogenen Teile von 200 mm (Dicke) x 800 mm (Tiefe) x 5 m (Innendurchmesser). Der Bogen zum Innenhof ist mit Klinkerausfachung entsprechend dem Bogenmotiv im Produktionsbereich gestaltet. Der andere verfügt über eine isolierte Holzschiebetür und ermöglicht damit die Zufahrt zum Lager. Der dritte mittelgroße Bogen ist ebenfalls mit einer isolierten Holzschiebetür ausgestattet und ist als Personaleingang/Fahrzeugzufahrt für den Traubensortierbereich auf der Rückseite des Gebäudes platziert.
Der kleinste Bogen wurde im Innenbereich des Gebäudes errichtet und bildet eine der vier Erhebungen an der Südwestseite des verglasten Atriums. Die Abmessungen dieser Platten betragen: 6,5 m (Höhe) x 450 mm (Tiefe) x 200 mm (Dicke) mit gebogenen Fertigteilen von 200 mm (Dicke) x 450 mm (Tiefe) x 5 m (Innendurchmesser). Dieser Bogen wurde entsprechend der Verglasung des restlichen Atriums verglast.
Cape Concrete erzielte ausgezeichnete Verarbeitung
Vor Fertigstellung der Gestaltungselemente wurde Cape Concrete von APPA darauf angesprochen, ob Fertigteilbögen überhaupt eine realisierbare Option wären. Laut dem Werksleiter von Cape Concrete, Johan Nel, wären sie nicht nur machbar, vielmehr wäre das mit Betonfertigteilen erreichte Schalbeton-Finish mit Ortbeton schwerlich auszuführen.
„Eine spiegelglatte Ausführung der inneren Seiten der Bögen war äußerst wichtig und hierfür verwendeten wir zwei Betonmischungen: Die Platten wurden mit einer Mischung, die 40 MPa aufweist, betoniert, während die Bögen mit einem selbstverdichtenden Beton von 50 MPa hergestellt wurden, da dieser fließfähig ist und Lufteinschlüsse verhindert. Die Schalungen für die gebogenen Fertigteile wurden betriebsintern hergestellt, was eine Kunst für sich ist und großes Geschick erfordert. Die Wandplatten wurden auf flachen Stahlbahnen gegossen, daher mussten wir nur die Seiten der beiden Schalungen herstellen. Die Innenseiten und die zwei Außenkanten der Platten sowie der gebogenen Teile sind schalungsglatt ausgeführt. Die äußeren Oberflächen wurden in einer sehr guten stahlgeglätteten Ausführung hergestellt, was ebenfalls viel Geschick erforderte“, erläuterte Nel.
Laut Donovan Webber, Statiker bei Sutherland Engineers, habe Cape Concrete bei allen Bogenelementen eine ausgezeichnete Verarbeitung erzielt. „Diese vor Ort zu betonieren, wäre sehr schwierig gewesen und wir hätten die Krümmung nicht mit dem gleichen Genauigkeitsgrad ausführen können, ganz zu schweigen von den glatten Oberflächen, die realisiert wurden. Die kleineren Platten haben wir mit Vergusskanälen ausgeführt im Gegensatz zu den größeren, die mit Druckelementen und Anschlusseisen ausgeführt wurden. Zum Einbinden in die gebogenen Teile wurden jedoch alle Platten oben mit Anschlusseisen versehen. Anfangs überlegten wir, die Bogenstücke in Segmenten zu gießen, hierdurch wäre aber der Einbau komplizierter geworden. Hierfür wäre eine Arbeitsbühne vor Ort erforderlich gewesen, um die Segmente zu stützen, was das Projekt verzögert hätte und daher wurde beschlossen, diese in einem Stück zu betonieren.“
Die kleineren Platten wurden auf die in Fundamenten und Betonboden einbetonierten Anschlusseisen abgesenkt. Sobald sie positioniert und ausgerichtet waren, wurden die Vergusskanäle der Platten mit Mörtel verfüllt. Die gebogenen Fertigteile wurden dann auf die Platten abgesenkt, auf die Anschlusseisen abgesetzt und durch die Kanäle in den gebogenen Teilen betoniert.
„Die größten Platten wurden auf die Sauberkeitsschichten der Bogenfundamente abgesenkt und mit Hilfe von Streben und Stahlplatten ausgerichtet, um sicherzustellen, dass die gebogenen Fertigteile nach dem Aufsetzen auf die Platten perfekt passen würden. Das Einbringen des Fundamentbetons erfolgte erst, nachdem die Platten ausgerichtet und die gebogenen Fertigteile betoniert waren“, erklärte Webber.
Nathan Jankelowitz merkte zu dem Projekt an, dass die Errichtung eines Weinguts im Stil des „Supertuscans“ ein lang gehegter Traum gewesen sei. „Ich entschloss mich, eine Weinfarm von Grund auf neu aufzubauen und kaufte das Land 2013. Wir bewirtschaften derzeit 15 ha mit französischen Bordeaux- und italienischen Rebsorten und werden ab 2022 weitere 15 ha bepflanzen. Hiermit werden wir einen Ernteertrag von 200 Tonnen pro Jahr erwirtschaften und damit eindeutig der Kategorie der Boutique-Weinfarmen angehören. Wir werden sowohl auf dem lokalen als auch auf dem Exportmarkt verkaufen und den Wein zwei bis vier Jahre in Fässern reifen lassen.“
Text: David Beer
CONTACT
Cape Concrete Works
Wimbledon Road
Blackheath 7580
Cape Town/South Africa
+27 21905 1200
Expertenteam:
Architekten: Anderson Perry Architects (APPA)
Statiker: Sutherland
Generalunternehmer: WBHO Construction
Verfahrenstechniker: Gerard de Villiers
Betonfertigteillieferant: Cape Concrete
Baugutachter/Bauherr: JMHT/Nathan Jankelowitz
Bauingenieure: Kantey & Templar Consulting Engineers
Brandschutz & Konstruktionsingenieur: Ekcon Structural Engineers