EPDs für die Realisierung emissionsarmer
Produktstrategien entlang der Wert-
schöpfungskette
Umweltproduktdeklarationen (EPD) haben sich als Nachweis etabliert, um den ökologischen Fußabdruck von Bauprodukten wie Betonbaustoffen zu kommunizieren. Sie bilden die Grundlage, um konsistente Ökobilanzen für komplette Gebäude zu ermitteln. Dieser Trend wird sich künftig weiter verstärken.
Umweltproduktdeklarationen (engl.: Environmental Product Declaration, EPD) haben sich als Nachweis etabliert, um den ökologischen Fußabdruck von Bauprodukten wie Betonbaustoffen zu kommunizieren. Sie bilden die Grundlage, um konsistente Ökobilanzen für komplette Gebäude zu ermitteln. Dieser Trend wird sich künftig weiter verstärken, weil viele Zertifizierungssysteme für das nachhaltige Bauen den Einsatz von Bauprodukten mit EPDs belohnen – wie etwa solche von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB).
All dies drückte sich in einem ständig steigenden Angebot an EPDs aus. Etwa 1.500 EPDs von rund 500 Deklarationsinhabern sind momentan beispielsweise allein beim Institut für Bauen und Umwelt e.V. (IBU) veröffentlicht – Tendenz steigend. Eine Harmonisierung auf europäischer Ebene wird durch die Zusammenarbeit der lokalen EPD-Programmbetreiber im Rahmen der Initiative EcoPlatform gewährleistet.
Verifizierte Umweltproduktdeklarationen für klima- und ressourcenschonendes Bauen
Eine EPD basiert auf unabhängig verifizierten Daten aus Ökobilanzen, Sachbilanzierungen oder Informationsmodulen, die unter anderem den Normenreihen EN 15804 und DIN EN ISO 14040 entsprechen. Dies umfasst Informationen wie den Verbrauch von Ressourcen, einschließlich Energie, Wasser und erneuerbaren Ressourcen, sowie Emissionen in Luft, Wasser und Boden. Eine EPD vermittelt überprüfbare und nicht irreführende Umweltinformationen über Produkte. Ein Hauptzweck besteht darin, vergleichbare und zuverlässige Daten für die Bewertung der Umweltauswirkungen von Bauprojekten bereitzustellen.
Daraus ergeben sich für die Hersteller von Betonbaustoffen verschiedene Vorteile: An erster Stelle ist hier die Transparenz zu nennen, die von Produzenten zunehmend als relevanter Pfeiler ihrer Nachhaltigkeitsstrategie umgesetzt wird. EPDs sind ein anerkanntes Werkzeug, um diese Transparenz zu dokumentieren und zu demonstrieren: Hiermit stellen Baustoffhersteller wichtige Daten zur Verfügung, mit denen Gebäude-Ökobilanzen gerechnet und somit die ökologische Vorteilhaftigkeit von Bauprodukten im konkreten Gebäudekontext nach wissenschaftlich fundierten Kriterien beurteilt werden kann. Ein weiterer Vorteil liegt im Marktzugang. Insbesondere bei Projekten, die eine Gebäudezertifizierung anstreben, ist die Verfügbarkeit von EPDs mittlerweile ein wichtiges Kriterium. Und die Bedeutung nimmt zu: Nach dem Ende März 2022 veröffentlichten Entwurf der neuen Bauprodukteverordnung sollen in Zukunft die meisten der in EPDs geforderten Indikatoren auch in die Leistungserklärung eingehen. Damit wird die EPD zu einer Art Eintrittskarte in den europäischen Markt.
In der jüngeren Vergangenheit tritt nun ein weiterer Vorteil in den Fokus der Baustoffhersteller: die Optimierung von Wertschöpfungsketten. Veröffentlichte EPDs enthalten zwar nur hochaggregierte Resultate, bei der Erstellung erkennen viele Unternehmen jedoch erstmals, welchen dominanten Einfluss die Herstellungsprozesse und eingesetzten Rohstoffe auf den ökologischen Fußabdruck des eigenen Produktes haben. Energieintensive Rohstoffe können beispielsweise einen überproportionalen Anteil am ökologischen Fußabdruck eines Produkts für die Bauindustrie haben. Deshalb ist es von Vorteil, wenn die eingekauften Rohstoffprodukte ebenfalls über ein eigenes EPD verfügen.
In diesem Fall ist nicht nur die Genauigkeit der Ergebnisse deutlich höher; hinzu kommt auch, dass die in Informationsmodulen zusammengefassten Daten im Vergleich zu generischen Datensätzen häufig auch deutlich aktueller sind. Nicht zuletzt können anhand von produktspezifischen EPDs für Rohstoffe die Anstrengungen des Herstellers zur Verminderung des Fußabdrucks seiner Produkte überhaupt erst abgebildet werden.
Voraussetzung für nachhaltige Bauwerke schaffen
Aus den genannten Gründen ist zu erwarten, dass die Nachfrage nach detaillierten Ökobilanzdaten über die gesamte Lieferkette künftig immer größer werden wird. Einerseits stellen Datennutzer wie Planer und Auditoren beispielsweise für die Nachhaltigkeits-Zertifizierung von Gebäuden immer höhere Ansprüche an die Datenqualität. Andererseits zeichnet sich ab, dass auch der Gesetzgeber die Bedeutung der Zulieferer erkannt hat. So enthält beispielsweise der Vorschlag für die neue europäische Bauproduktenverordnung bereits Bestimmungen, wonach nicht nur die Hersteller von Bauprodukten, sondern auch deren Zulieferer geprüfte Daten über den ökologischen Fußabdruck zu melden haben. Während im Allgemeinen ein direkter Vergleich verschiedener Produkte anhand ihrer EPDs aus einer Reihe von Gründen nicht zu empfehlen ist, kann er im Falle von Rohstoffen, die für die Herstellung von Baumaterialien verwendet werden, sinnvoll sein, sofern beide Produkte in jeder Hinsicht funktional gleichwertig sind.
Als erster Rohstofflieferanten für synthetische Eisenoxidpigmente bietet Lanxess EPDs für seine Pigmente an, die am deutschen Standort in Krefeld-Uerdingen hergestellt werden. Das Unternehmen teilt die Einschätzung, dass mittelfristig alle Rohstoffe zur Herstellung von Baustoffen eine EPD-Verifizierung benötigen werden. Denn die Informationen über die Umweltauswirkungen von Produkten in EPDs mittels einheitlicher Bewertungsparameter können denjenigen Rohstoffherstellern einen Wettbewerbsvorteil ermöglichen, die kontinuierlich in umweltschonende Produktionsprozesse investieren.
Bei Lanxess ist der Einsatz energieeffizienter Verfahren Teil der Geschäftsstrategie. Die chemische Synthese von Eisenoxidpigmenten zum Beispiel ist grundsätzlich energieintensiv. Für die Zukunft hat man bei Lanxess einen Fahrplan festgelegt, um am Standort Uerdingen den CO2-Ausstoß mittels neuer Technologien und durch den Wechsel auf grünen Strom bis 2030 um rund 50 % senken zu können.
Ein Vergleich lohnt sich
Solche anlagentechnischen Anstrengungen und mitunter sehr kostenintensive Investitionen wurden in der Vergangenheit aus Sicht von Lanxess bei Kaufentscheidungen zu selten honoriert. Nun zeichnet sich jedoch ein klarer Trend in eine andere Richtung ab: Die Mehrheit der Unternehmen aus der Baustoffindustrie arbeitet derzeit mit Hochdruck daran, Emissionsreduzierungen in der gesamten Lieferkette umzusetzen. EPDs für Rohstoffe können dabei die Grundlage für einen fairen Vergleich bilden und die Möglichkeit schaffen, Emissionen entlang der Wertschöpfungskette effektiv zu minimieren. Gelingen kann dies jedoch letztendlich nur, wenn die eingesetzten Rohstoffe hinsichtlich ihres Öko-Profils nach dem Bestanbieter-Prinzip ausgewählt werden. EPDs bieten eine glaubwürdige und standardisierte Grundlage für den Vergleich von Produkten verschiedener Rohstofflieferanten.
Dazu ein Beispiel: Grundsätzlich werden Produkte mittels einer EPD ganzheitlich hinsichtlich aller Umweltauswirkungen bilanziert. Der Fokus liegt derzeit stark auf dem ausgewiesenen Product Carbon Footprint (PCF). Eisenoxidpigmente von Lanxess, für die eine EPD vorliegt, haben eine PCF von ca. 1,5 bis 2,5 kg CO2-Äquivalent (CO2e) pro Kilogramm Produkt (Abb. 1). Dieser Wert kann nun mit dem von Produktalternativen verglichen werden – vorausgesetzt, dass eine EPD vorliegt. Ist dies nicht der Fall, müssen generische Werte herangezogen werden, die aber häufig einen unspezifischen Mittelwert darstellen und zudem fehlerbehaftet seien können. Für anorganische Pigmente wurde dieser Mittelwert vor einigen Jahren von einem Verband der Mineralfarbenindustrie mit rund sechs Kilogramm CO2-Äquivalent pro Kilogramm Produkt ± 50 % angegeben – in Abhängigkeit von Herstellungsverfahren. Durch den direkten Vergleich kann der Kunde nun entscheiden, welchen ökonomischen Wert er dem Produkt mit der besseren Umweltbilanz beimisst.
Darüber hinaus ergreift Lanxess gezielte Maßnahmen, um den ökologischen Fußabdruck seiner Pigmentprodukte kontinuierlich zu verbessern. So wurde kürzlich beschlossen, granulierte Gelbpigmente der Bayferrox-Reihe künftig auch mit „grüner“ Natronlauge herzustellen. Der Lieferant dieses wichtigen Rohstoffs stellt die Lauge auf der Basis erneuerbarer Energien her. Sie wird im so genannten Fällungsprozess eingesetzt, bei dem sehr hochwertige Gelbpigmente mit besonderen Eigenschaften wie hoher Farbstärke und Hitzestabilität entstehen. Dank des „grünen“ Rohstoffs werden die CO2-Emissionen bei der Herstellung dieser Produktgruppen um bis zu 40 % pro Kilogramm Pigment reduziert (Abbildung 2). Aufgrund ihrer besonderen Nachhaltigkeit beabsichtigt Lanxess, das Umweltprofil dieser neuen Gelbpigment-Produktgruppe in einer eigenen EPD zu verifizieren.
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