Erfolgsgeschichte: bisher über 750 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre entfernt

In der letzten BFT-Ausgabe des Jahres 2023 starteten wir bekanntlich mit unserer neuen Rubrik „GREEN CHALLENGE“, u. a. mit einem Interview des CEO vom Schweizer Scale-up Neustark, Dr. Johannes Tiefenthaler. Im vorliegenden Beitrag folgt nun die eigentliche Vorstellung dieses Unternehmens, das 2019 gegründet wurde und seinen Sitz in Bern hat.

In der letzten BFT-Ausgabe des Jahres 2023 starteten wir bekanntlich mit unserer neuen Rubrik „GREEN CHALLENGE“, u. a. mit einem Interview des CEO vom Schweizer Scale-up Neustark, Dr. Johannes Tiefenthaler. Im vorliegenden Beitrag folgt nun die eigentliche Vorstellung dieses Unternehmens, das 2019 gegründet wurde, aus einem Team von 55 Personen besteht und seinen Sitz in Bern hat.

Die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C setzt laut IPCC voraus, dass bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen realisiert werden müssen. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn neben einer erheblichen Reduktion von Emissionen auch CO2 aus der Luft entfernt wird. Dazu müssen schnell Lösungen zur CO2-Entfernung im Maßstab von Milliarden von Tonnen möglich gemacht werden.

Neustark ist ein führender Anbieter im schnell wachsenden Bereich von Carbon Removal (CDR) und hat eine Technologie zur dauerhaften Speicherung von biogenem CO₂ in recycelten mineralischen Abfällen wie Abbruchbeton entwickelt. Dabei wird das CO₂ während des Recyclingprozesses in das Betongranulat injiziert. Ein Mineralisierungsprozess wird ausgelöst, bei dem das CO₂ in Kalkstein umgewandelt und so an die Poren und die Oberfläche gebunden wird. Das mit CO₂ angereicherte Betongranulat wird dann auf den Baustellen der jeweiligen Region wieder eingesetzt.

Die ersten Anlagen sind in der Schweiz und in Europa im Betrieb und speichern bereits tagtäglich tonnenweise CO₂. Durch diesen Prozess wird das CO₂ entfernt, und zwar dauerhaft. Neustark arbeitet derzeit daran, seine Geschäftsaktivitäten und Wirkung weltweit zu steigern – auf dem Weg zur Ambition, im Jahr 2030 und darüber hinaus eine Million Tonnen CO₂ permanent zu entfernen.

Vom Start-up zum führenden CDR-Anbieter

Nach der Inbetriebnahme der ersten stationären Anlage im Jahr 2022 verfügt Neustark nun über zwölf CO₂-Speicherstandorte mit einer kumulierten Speicherkapazität von rund 5.000 Tonnen pro Jahr. Ende September ging die erste Speicheranlage in der deutschen Hauptstadt Berlin feierlich in Betrieb. Weitere 15 Abscheide- und Speicheranlagen in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Frankreich befinden sich derzeit im Bau. Mit einer durchschnittlichen Bauzeit von nur ca. sechs Monaten pro Anlage setzt sich die CO₂-Speichertechnologie rasant durch.

Hierbei wird Neustark von hochkarätigen Investoren unterstützt, darunter Siemens Financial Services, ACE & Company, Verve Ventures und jetzt auch Holcim. Im Rahmen des Geschäftsmodells kaufen Unternehmen Neustarks CDR, das ihnen zusammen mit ihren Reduktionsbemühungen hilft, eine Netto-Nullbilanz zu erreichen. Neustark sicherte sich kürzlich einen der größten CDR-Käufe in diesem Jahr: Die Schweizer Stiftung Klimarappen erwarb 29.500 Tonnen von Neustarks CO2-Entfernung. Zu den weiteren CDR-Kunden gehören UBS, Microsoft und Verdane.

Holcim führt Neustark-Technologie auf seinen Recyclingwerken weltweit ein

Der Baustoffriese Holcim investiert in das Schweizer Climate-Tech-Unternehmen, um die Skalierung der einzigartigen Technologie für Kohlenstoffentfernung von Neustark zu beschleunigen. Neustark und Holcim werden noch in diesem Jahrzehnt einen beachtlichen Beitrag zur CO₂-Entfernung leisten, da ein wesentlicher Teil der von Neustarks angestrebten 1 Mio. t CO₂ an Holcim-Standorten gespeichert wird.

Neustark und Holcim erweitern ihre Partnerschaft mit einer wegweisenden Investitions- und strategischen Kooperationsvereinbarung. Holcim hat eine beträchtliche Investition in das Schweizer Climate-Tech-Pionier getätigt, um die Skalierung der einzigartigen Technologie zur Kohlenstoffentfernung von Neustark zu beschleunigen. Parallel dazu und als Teil der strategischen Zusammenarbeit verpflichtet sich Holcim, die CO₂-Speichertechnologie von Neustark auf ihren Baustoffrecyclingwerken weltweit einzuführen.

„Wir sind stolz darauf, Holcim als finanziellen und strategischen Partner an Bord zu haben. Dank ihrer globalen Präsenz und der großen Reichweite ihrer Produktionsstätten können wir unsere Technologie zur CO₂-Entfernung in diesem Jahrzehnt rasch ausrollen“, sagt Valentin Gutknecht, Mitgründer und Co-CEO von Neustark. „Diese Vereinbarung zwischen Neustark und Holcim – einer der führenden Anbieter für innovative und nachhaltige Baulösungen – markiert einen bedeutenden Schritt nach vorne sowohl für die Kohlenstoffentfernung als auch für die Dekarbonisierung des Bausektors.“ Dr. Johannes Tiefenthaler ergänzt: „Unsere strategische Partnerschaft mit Holcim macht einen wesentlichen Teil unserer Megatonnen-Roadmap aus. Sie wird als Katalysatoren wirken für die starke Skalierung unserer CO₂-Entfernung, die wir in den nächsten Jahren erzielen.“

Einerseits unterstreicht die Investition das Engagement von Holcim, saubere Technologien für eine Netto-Null-Zukunft einzusetzen, von der Kohlenstoffabscheidung, -speicherung und -nutzung (CCUS) bis hin zur Kohlendioxid-Entfernung (Carbon Dioxide Removal, CDR). Andererseits festigt die Zusammenarbeit die führende Rolle von Neustark bei der dauerhaften CO₂-Entfernung.

Die beiden Unternehmen arbeiten seit Jahren zusammen, um neue Lösungen für den Klimaschutz zu entwickeln. Seit Mai 2023 betreibt Holcim eine von Neustark konzipierte mobile Speicheranlage, die bereits heute Tonnen von CO₂ an verschiedenen Holcim-Recyclingwerken speichert. In den nächsten Jahren werden Hunderte von ähnlichen Speicheranlagen an Holcim-Standorten auf der ganzen Welt folgen.

Neben Reduktionen ist CO₂-Entfernung unerlässlich

Für ihr Geschäftsmodell, abgeschiedenes, biogenes CO₂ in Abbruchbeton zu speichern, baut Neustark auf Partnerschaften mit einer Vielzahl von lokalen und globalen Baustoffrecyclern. Neustark strebt in den nächsten Jahren danach, Tausende von Speicheranlagen in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Recycling-Partnern in Betrieb zu nehmen. Neben Abbruchbeton wird CO₂ auch in Schlacken gespeichert werden. Weitere Abfallströme sollen in gemeinsamen Projekten erschlossen werden.

Um den Klimawandel zu bewältigen, müssen Netto-Null-Emissionen bis 2050 erreicht werden. Dafür müssen bestehende und historische Emissionen massiv reduziert werden. Um die globalen Klimaziele zu erreichen, ist jedoch auch die Entfernung von Kohlendioxid unerlässlich, wie der IPCC feststellt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass etwa 10 Gigatonnen CO₂ pro Jahr entfernt werden müssen, um bis 2050 Netto-Null zu erreichen.

Das Abscheiden von biogenem CO₂ an der Quelle, z.B. in Biogasanlagen, und dessen dauerhafte Speicherung in Abbruchmaterialien, z. B. in Abbruchbeton, durch einen beschleunigten Mineralisierungsprozess. Die Mineralisierung ist eine der wenigen Technologien, die eine echte dauerhafte Kohlenstoffentfernung gewährleistet. Das CO₂ wird für Millionen von Jahren gespeichert, und das Risiko einer Umkehrung ist nachweislich vernachlässigbar. Da das CO₂ biogenen Ursprungs ist, wird es durch die Speicherung dauerhaft entfernt. So werden wichtige Negativemissionen erzeugt.

CONTACT:

Neustark AG

Freiburgstraße 251

3018 Bern/Switzerland

www.neustark.com

Die Neustark-Story

Mitte 2018: CDR-Experte Mischa Repmann macht die Verbindung zwischen den Mitgründern von Neustark. Beide haben eine Vision, die CO2-Speicherung in Beton in der Praxis aufzubauen

Juli 2019: Jetzt ist es offiziell: Valentin Gutknecht und Johannes Tiefenthaler gründen Neustark.

Neustark meldet das Patent auf seine Mineralisierungstechnologie an.

Nov. 2019: Von der Theorie zur Praxis: Neustark testet die Speicherung von 20 kg CO2 in vier Tonnen Abbruchbeton. Dafür kommt der erste Prototyp „Welaki“ zum Einsatz.

Juli 2020: Die erste mobile Pilot-Anlage „Pioneer“ geht bei Kästli Bau in Rubigen in Betrieb.

Okt. 2020: Neustark gewinnt Gold bei der MassChallenge, einem renommierten Accelerator-Programm.

März 2021: Zum ersten Mal wird Recyclingbeton, welchen Neustark zuvor mit CO2 angereichert hat, auf einer
Baustelle verbaut.

Mai 2021: Neustark installiert seine Technologie zur Abscheidung von biogenem CO2 bei der Ara Region Bern AG, dem ersten CO2-Quelle-Partner.

Nov. 2021: Die ETH Zürich lanciert mit Neustark und weiteren Partnern das Forschungsprojekt DemoUpCARMA.
Damit soll die Skalierbarkeit von CCS-Technologien aufgezeigt werden.

Feb. 2022: 20 Baustoffrecycler in vier Ländern haben die erste Neustark-Pilotanlage „Pioneer“ getestet. Dabei
wurden rund 15.000 Tonnen Abbruchbeton behandelt und 100 Tonnen CO2 gespeichert.

März 2022: In Bern wird die erste stationäre Anlage in Betrieb genommen. Neustark etabliert mit Gold Standard die weltweit erste Methodologie für technologie-basierte CO2-Entfernung

Juni 2022: Neustark zieht in einen größeren Hauptsitz, damit Büroräumlichkeiten, Labor und Produktentwicklung unter einem Dach vereint werden können.

Aug. 2022: Die UBS verpflichtet sich, 29.500 Tonnen CO2 mit Hilfe von Neustarks Technologie zu entfernen.

Nov. 2022: Im Rahmen des DemoUpCARMA-Projektes wird erstmals CO2 aus der Schweiz in den Untergrund von Island injiziert und somit permanent gespeichert.

Feb. 2023: Bisher wurden 240 Tonnen CO2 permanent gespeichert. Seit Dezember 2022 sind vier Anlagen in Betrieb.

Mai 2023: Mit der Inbetriebnahme der 7. und 8. Anlage bei den Partnern Holcim und Alluvia/Vigier stellt Neustark seine Speicheranlagen der nächsten Generation vor: Bei Holcim handelt es sich um eine mobile Doseur anlage, bei Alluvia/Vigier um eine Großanlage im Doseur-Prinzip mit einer Speicherkapazität von rund 1.000 Tonnen CO₂ pro Jahr. Innosuisse unterstützt Neustark im Rahmen ihres Swiss Accelerator Programms. Neben der eigenen beträchtlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung, helfen
solche Programme, mit einer höheren Geschwindigkeit zu skalieren und so der Nachfrage am CDR- Markt gerecht zu werden.

Juni 2023: Die Anzahl der CO₂-Speicheranlagen, die jetzt mit einer kumulativen Speicherkapazität von einigen
tausend Tonnen pro Jahr in Betrieb sind, erhöht sich auf zehn.

Juli 2023: Neustark wächst weiter, verdreifacht seine Büro- und Laborfläche in Bern und eröffnet offiziell ein Büro im Herzen von Zürich (Sihlstrasse 95).

August 2023: Die Stiftung Klimarappen unterstützt zwei Neustark-Projekte zur Entfernung von CO2 und zwar mit einem Gesamtvolumen von 29.500 Tonnen CO2, die dauerhaft in Abbruchbeton sowie geologisch gespeichert werden – einer der größten CDR-Deals weltweit in diesem Jahr.

Sep. 2023: Neustark und Holcim gehen eine wegweisende Investitions- und strategische Kollaborationsvereinbarung ein. Holcim verpflichtet sich, die Neustark Speichertechnologie an seinen Recyclingstandorten weltweit einzuführen. Die erste Neustark-Speicheranlage in Deutschland geht in Betrieb - dies beim Partner Heim in Berlin. Viele weiteren Anlagen in der DACH-Region befinden sich zurzeit in Bau.

x

Thematisch passende Artikel:

Neustark sichert sich Wachstumsfinanzierung für die Expansion ihrer Lösung zur CO2-Entfernung

Neustark, eine in der Schweiz ansässige Anbieterin von Carbon Removal, hat in einer Finanzierungsrunde 69 Millionen US-Dollar aufgebracht; dies untermauert deren rasante Skalierung auf dem Markt für...

mehr
Ausgabe 12/2023 NEUSTARK

Interview: „Unsere Vision: Im Jahr 2030 eine Million Tonnen CO₂ permanent entfernen“

Wie bereits mehrfach angekündigt, liebe Leserinnen und Leser, rufen wir mit dieser Ihnen vorliegenden BFT-Ausgabe 12/2023 unsere neue Rubrik „GREEN CHALLENGE“ ins Leben. Den Startschuss bildet...

mehr

Erste Anlage zur permanenten Speicherung von Kohlendioxid in Abbruchbeton im Raum Stuttgart

Das Schweizer Unternehmen neustark, Pionier im Bereich der CO2-Speicherung in mineralischen Abfallströmen, und das baden-württembergische Familienunternehmen Heinrich Feeß GmbH & Co. KG haben am...

mehr
Ausgabe 05/2024

Beton als CO2-Senke

Betonkonstruktionen sind mit einer Lebensdauer von bis zu hundert Jahren zwar überdurchschnittlich langlebig. Sie sind jedoch durch das energieintensive Herstellungsverfahren des Zements und die...

mehr
Ausgabe 12/2023

Green Challenge

Als wir kürzlich per E-Mail den Aufruf zum Kick-Off unserer neuen BFT-Rubrik „Green Challenge“ starteten, liebe Leserinnen und Leser, hätten wir nicht erwartet, dass dieser auf eine so gewaltige...

mehr