Praxis-Tipps für Betonfertigteilfassaden mit eingelegten Klinker-Riemchen
Einer der Hochbau-Architekturtrends der letzten Jahre waren und sind Fassaden mit Klinker-Oberflächen. Während verklinkerte Wand- und Fassadenflächen in bestimmten Regionen eine alltägliche, traditionelle Bauweise darstellen, ist zu beobachten, dass die Ausführung als Betonfertigteil-Fassadenelement mit eingelegten Klinker-Riemchen, ob als vorgehängte Fassade, oder in Sandwich-Bauweise ausgeführt, überregional an Bedeutung gewinnt. Dies führt dazu, dass sich mehr Betonfertigteilwerke mit dieser Oberflächenausführung beschäftigen.
Die Gründe hierfür sind vielfältig und liegen u. a. an der Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten und der Robustheit der Oberfläche. Wenn man annimmt, dass es im Zuge von Nachhaltigkeits- und Akzeptanzerwägungen zukünftig ggf. noch mehr darum gehen wird, Alternativen als sichtbar bleibende Außenhaut von Gebäuden anzubieten, stellen verklinkerte Oberflächen für Betonfertigteilhersteller eine wichtige Option dar.
Waschbetonpapier als Schalungseinlage und Kontaktfläche
Bei der Ausführung als Betonfertigteil-Oberfläche sind jedoch einige handwerkliche Herausforderungen gegeben, um die Klinker-Riemchen an der Schalungsoberfläche positionsgetreu zu platzieren bzw. zu fixieren, bevor die Schalung mit Beton befüllt wird. Hierfür gibt es diverse Hilfsmittel (Holzleisten, Fugenbänder, Matrizen usw.), bei denen jedoch zu berücksichtigen ist, dass die zu verarbeitenden Klinker-Riemchen herstellungsbedingte Größentoleranzen haben. Es ist hierbei kaum zu verhindern, dass Zementleim bis an die Oberfläche der Klinker-Riemchen läuft und dort erhärtet. Da die Oberflächen der Klinker-Riemchen häufig rau und bis zu einem gewissen Grad auch saugfähig sind, lässt sich diese Verunreinigung üblicherweise nur mit hohem Reinigungsaufwand entfernen.
Um diese Prozedur zu vereinfachen, verwenden erfahrene Fertigteilwerke ein mit einem Erstarrungs-Entaktivierer beschichtetes Papier (auch als Waschbetonpapier bekannt) als Schalungseinlage und Kontaktfläche zur Klinker-Riemchen-Oberfläche. Der bis an die Oberfläche der Klinker-Riemchen gelangende Zementleim kann dort dann nicht erhärten und wird nach dem Ausschalen einfach mit einem Wasserstrahl entfernt, siehe Abb. 1 bis Abb. 6 (Ausführliche Beschreibung verfügbar unter www.hebau.de. Alle Grafiken sind urheberrechtlich geschützt.).
Langjährige Beobachtungen tragen Früchte
Bei der Verwendung von Schalungseinlagematrizen aus Polyurethan o. ä., bei denen die Abmessungen und das Einlegemuster der Klinker-Riemchen bereits vorgesehen wurde bzw. entsprechende Stege hierfür, kann mit Zuschnitten des Waschbeton-Papiers gearbeitet werden. Bei erheblichen Größentoleranzen der Klinker-Riemchen kann alternativ auch ein mit einem flüssigen Erstarrungs-Entaktivierer getränktes, dehnungsfähiges Textilvlies zwischen Matrize und Klinker-Riemchen eingelegt werden. Wenn Textilvlies nicht verfügbar ist, kann ggf. auch ein im Vorversuch zu ermittelnder Erstarrungs-Entaktivierer direkt auf die Matrize appliziert werden. Marcus Herrfeld, Geschäftsführer bei Hebau, erläutert: „Unsere langjährigen Beobachtungen haben gezeigt, dass es nur bestimmte Erstarrungs-Entaktivierer –auch Waschbeton-Entaktivierer bzw. Kontaktverzögerer genannt – gibt, die mit dem Schalungsmaterial verträglich sind, benachbarte Schalungsflächen nicht beeinträchtigen und eine keim- und schimmelfreie Klinkeroberfläche hinterlassen, die auch für anschließende Oberflächenschutzprodukte, wie z. B. Graffitiprophylaxe-Beschichtungen geeignet sind. Daher ist eine Expertenberatung empfohlen.“