Rezyklate, Solarmodule und Textilbewehrung – realisierte Lösungen für den nachhaltigen Architekturbeton
Nachdem die Pandemie die Medien nicht mehr dominiert, stehen die allgegenwärtigen Auswirkungen der globalen Erderwärmung in den letzten Monaten zu Recht stark im Fokus der Öffentlichkeit.
Insbesondere der Bausektor nimmt sich nach einigen Jahren der Zurückhaltung nun intensiv der Herausforderungen des nachhaltigen Bauens an, ist er doch erheblich mitverantwortlich für die weltweiten CO2-Emissionen, 55 % der deutschen Abfälle und einen enormen Bedarf
an mineralischen Rohstoffen. Zugleich wächst der öffentliche und politische Druck, die Bauleistungen sowohl im Bereich der Infrastruktur als auch im Wohnungsbau hochzufahren.
Die Hering-Unternehmensgruppe aus Burbach ist seit über 25 Jahren Vorreiterin in ihren Bemühungen um die Anwendung von Nachhaltigkeitspraktiken in der Bauindustrie.
Das Fertigteilwerk der Hering Systeme ist seit ca. 20 Jahren auf Produkte des Architekturbetons spezialisiert. Gemeinsam mit dem Unternehmensbereich Hering Architectural Concrete stellt es sich den Herausforderungen und Ansprüchen der Nachhaltigkeitsbemühungen des Unternehmens.
Aus diesen Intentionen heraus entschied sich Hering vor gut 15 Jahren, die damals wie heute innovativen textilbewehrten Betonfertig-teilplatten betoShell in das Produktportfolio aufzunehmen. Was den Einsatz von Beton in Fassadenbekleidungen betrifft, waren diese Platten richtungsweisend und sind nach wie vor führend in Bezug auf ihren geringen Ressourcenverbrauch, den geringen CO2-Ausstoß sowie die
uneingeschränkte Wiederverwertbar- und Recyclingfähigkeit. Zwischen-zeitlich konnten diverse Weiterentwicklungen wie Großformatigkeit, Carboneinsatz und Integration von Lichtleittechnik realisiert werden.
Auch vorgehangene Stahlbetonfertigteile, die sich über die letzten Jahrzehnte als hochwertige Fassade etablieren konnten, müssen sich nun den Anforderungen unserer Zeit stellen. Hier nimmt Hering in Deutschland abermals eine innovative Vorreiterrolle ein. So wurde das Unternehmen im Jahr 2019 mit der Herstellung und Montage der Fassade des Rathauses in Korbach beauftragt. Dieses Bauvorhaben ist bezüglich des Einsatzes von R-Beton im Urban-Mining-Prozess ein Pionier- und Vorzeigeprojekt. Besonders in der Fachpresse hat sich seit der Einweihung im Mai 2022 ein enormes Interesse um das Rathaus Korbach entwickelt.
Inzwischen konnte ein weiteres Fassadenprojekt ausgeführt werden, das aktuell durch die RWTH Aachen bezüglich der Auswirkungen des Einsatzes des RC-Betons ausgewertet wird.
Für das laufende Jahr befinden sich weitere Projekte im Zulauf, bei denen rezyklierte Gesteinskörnungen eingesetzt werden sollen. Bei einem der Projekte handelt es sich um einen Betonsandwichbau, was erneut ein Novum im deutschen Markt darstellen wird.
Um die ästhetisch ansprechenden Architekturbetonfassaden nachhaltiger und damit zukunftsfähig zu machen, besteht ein weiterer Ansatz darin, die dem Beton ureigenen Eigenschaften wie Robustheit, Trag-fähigkeit und freie Formbarkeit zu nutzen und mit neuen Technologien zu kombinieren. So kann aktuell ein Forschungsvorhaben abgeschlossen werden, das „die Entwicklung einer architektonisch anspruchsvollen, vorgehängten Fassade aus Sichtbeton realisiert, die mit ertragsoptimiert ausgerichteten Photovoltaik-Kleinmodulen ausgestattet
ist“. Ein entsprechender einsatzfähiger
Demonstrator konnte an einer Fassade auf dem Schulungscampus von Hering in Burbach in Betrieb genommen werden. Er wurde – ganz dem Anspruch der Firma folgend – im Rahmen einer Umnutzung und Sanierung eines Bestandsgebäudes mit RC-Beton realisiert.