Zeitenwende im Betonbau – 67. BetonTage 2023
Das Bauwesen ist für einen erheblichen Teil der Treibhausgas-emissionen verantwortlich. Der Green Deal der EU, der ein CO2-neutrales Europa bis 2050 vorsieht, nimmt diesen Sektor daher besonders in die Pflicht. Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz, CO2-Neutralität bei der Erstellung und dem Betrieb von Bauwerken sowie die digitale Planung und Fertigung sind einige der Handlungsfelder, die identifiziert wurden, um den Paradigmenwechsel einzuläuten. Einen wichtigen Part spielt dabei die Beton- und Zementindustrie, ist der Baustoff Beton doch das meistverwendete Baumaterial weltweit. „Zeitenwende im Betonbau“ ist daher auch das Motto der 67. BetonTage, die vom 20. bis 22. Juni 2023 im Congress Centrum Ulm stattfinden und mehr als 2.000 Teilnehmende erwarten.
Der Leitkongress der Beton- und Fertigteilindustrie zeigt Branchenlösungen zur Reduzierung ihres ökologischen Fußabdruckes auf. Alle Plenumsvorträge der ersten beiden Kongresstage werden auch live gestreamt und vor Ort simultan ins Englische gedolmetscht. Die Ausstellung der Zuliefer-, Maschinen- und Softwareindustrie bildet einen weiteren Fokus.
Keynotes geben Impulse und blicken über den Tellerrand
Der Eröffnungstag startet mit wirtschaftspolitischen Themen: So schlägt Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, die Brücke zwischen Demografie, Arbeitsmarkt und Immobilienwirtschaft. Die deutsche Bevölkerung altert und stellt damit auch soziale Sicherungssysteme und Immobilienmärkte vor noch nie dagewesene Herausforderungen. Der Finanzexperte zeigt die Zusammenhänge und die daraus abzuleitenden Schlussfolgerungen auf.
Sorgen bereiten auch die steigenden Energiepreise. Wie kann die Versorgungssicherheit erhalten und trotzdem CO2 eingespart werden? Reichen erneuerbare Energien allein aus? Spielen fossile Energieträger in Zukunft keine Rolle mehr? Dr. Ludwig Möhring, Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie e. V., Hannover, liefert Fakten und leitet Handlungsempfehlungen ab.
Innovationspotenzial der Branche
Ressourcenschonung und Emissionsreduzierung sind zwei Hauptforderungen an die Beton- und Zementindustrie, um einen nachhaltigeren, klimagerechteren und ressourceneffizienteren Betonbau zu erzielen. Hierauf liegt auch der Schwerpunkt des Fachprogramms der 67. BetonTage. Wegweisende Vorträge aus Wissenschaft und Praxis zeigen die Potenziale des Baustoffs Beton und der Betonfertigteilbauweise diesbezüglich auf. Der Einsatz von alternativen, zementsubstituierenden Sekundärstoffen sowie von Recyclingmaterialien und innovativen Betonen und Betonprodukten sei hier exemplarisch genannt.
Best-Practice aus Norwegen
Die Dekarbonisierung steht am 21. Juni 2023 auch im Fokus der Beiträge des diesjährigen Gastlandes der BetonTage. Norwegen nimmt in diesem Bereich eine Vorreiterrolle ein. So konnte es bereits Erfahrungen mit der Abscheidung und Einlagerung von Kohlendioxid, dem sogenannten Carbon Capture and Storage (CCS), sammeln. Aktuell entsteht mit Unterstützung der Regierung der größte unterirdische Speicher für CO2. Ziel ist es, die Machbarkeit der Kohlendioxid-Einlagerung im Meeresboden im großindustriellen Maßstab zu demonstrieren und ein internationales Transportnetz aufzubauen, mit dem aufgefangenes CO2 aus ganz Europa an die norwegische Westküste gebracht werden kann.
Zudem baut Norcem/Heidelberg Materials in Brevik die weltweit erste Anlage zur Full-Scale-CO2-Abscheidung und -Speicherung in einem Zementwerk auf. Hier sollen jährlich 400.000 t CO2 abgeschieden und zur dauerhaften Lagerung transportiert werden. Das Projekt ist somit ein wichtiger Baustein zur Senkung der Treibhausgasemissionen bei der Zementherstellung. Neben dem Klimawandel ist der Fachkräftemangel eine weitere Herausforderung unserer Zeit. In einem Beitrag zeigt die norwegische Betonfertigteilindustrie, welche Strategien die Branche zur Gewinnung von gewerblichen Mitarbeitenden verfolgt. Darüber hinaus wird eine Studie vorgestellt, die die Nachhaltigkeitsvorteile der Betonfertigteilbauweise gegenüber Leichtbau mit Holz akzentuiert.
Schulterschluss mit den Marktpartnern
Am 22. Juni 2023 findet der Zukunftstag Bauwirtschaft statt. Er wird mittlerweile zum vierten Mal gemeinsam mit der Bauwirtschaft Baden-Württemberg ausgerichtet. Zielgruppe des diesjährigen Programms sind sowohl Bauunternehmen als auch die Architektenschaft, die vom IZB adressiert wird. Prof. Dr. Lucio Blandini, Leiter des Instituts für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren an der Universität Stuttgart, eröffnet den Tag mit seiner Mission „Leicht bauen mit Beton“. Nachhaltigkeit steht auch bei der Strategiepositionierung im Industrie- und Infrastrukturbau von Leonhard Weiss im Mittelpunkt. Das neue Branchenmerkblatt der Betonfertigteilverbände zum Sichtbeton sowie Projektbeispiele zur nachhaltigen Vorfertigung, zur Wiederverwendung von Betonbauteilen und zum KI-basierten Einsatz stark CO2-reduzierter Betonrezepturen werden ebenfalls vorgestellt.
Wirtschaft und Recht
Nach einjähriger Pause und aufgrund der wiederholten Nachfrage bieten die Veranstalter auf den 67. BetonTagen wieder ein eigenes Podium Wirtschaft und Recht an. Hier werden arbeitsrechtliche Updates und aktuelle Fragen zu Bau- und Lieferverträgen beleuchtet, einschließlich der aktuellen Marktpreisentwicklungen. Außerdem erhalten die Teilnehmenden einen Überblick über Nachhaltigkeitszertifizierungen für Branchenunternehmen und klimaneutrale Betonbauteile. Hierbei wird erstmals das neue Zertifizierungssystem des Bund Güteschutzes Beton- und Stahlbetonfertigteile präsentiert.
Ein fester Bestandteil der BetonTage ist die begleitende Ausstellung der Zuliefer-, Maschinen- und Softwareindustrie. Sie wurde nochmals erweitert und bietet umfassende Informationen über alle Innovationen und Weiterentwicklungen.
Kommunikationsplattform BetonTage
Hauptsponsor der BetonTage ist wiederum die Dyckerhoff GmbH. Zahlreiche Aussteller präsentieren ihre Neuentwicklungen im „Forum Innovation“, das an allen drei Kongresstagen auf der Agenda steht. Die Start-up-Area wird erweitert und prominenter – direkt am Eingang – platziert. Überhaupt wird Netzwerken auf den BetonTagen großgeschrieben. „In diesem Jahr haben wir insgesamt weniger Parallelveranstaltungen und längere Pausen eingeplant, um Austausch mehr Raum zu geben, davon lebt schließlich ein solcher Branchentreff“, so Dr. Ulrich Lotz, Geschäftsführer der FBF Betondienst GmbH. „Es gibt noch mehr Catering Spots; am Dienstagabend wird es wieder das große Maritim-Buffet geben, auch Sitz- und Stehtische stehen in großem Umfang zur Verfügung. Mit der Band Soul Control wird ausreichend Raum zum Tanzen geboten. Und tagsüber bietet das Café BFT unseres Medienpartners BFT International Betonwerk + Fertigteil-Technik einen entspannten Treffpunkt.“
Das ausführliche Programm finden Sie ab Februar 2023 auf www.betontage.de.
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