Leichter Beton, glasklare Konzeption: ein offenes Laborgebäude

18.05.2011 David Chipperfield, der für seine vielbeachteten Museumsbauten mehrfach ausgezeichnet wurde, hat auf dem Novartis Campus in Basel einen Laborbau errichtet. Am 18. Mai erscheint die Monografie über das Gebäude, die elfte in der Reihe über den Novartis Campus im Christoph Merian Verlag.

Laborbauten gelten als technoid-industrielle Nutzbauten und werden selten mit ästhetischen Meister-leistungen in Verbindung gebracht. Anders auf dem Novartis Campus in Basel. Nach Adolf Krischanitz, Rafael Moneo und Yoshio Taniguchi hat David Chipperfield diesen Gebäudetypus auf seine Weise interpretiert. Der vielfach ausgezeichnete britische Architekt ist sonst vor allem für seine Museums-bauten bekannt.
Ein Raster aus Betonpfeilern umspannt den von kühler Eleganz geprägten Quader. Leichtigkeit und Transparenz suggeriert das Gebäude von aussen; innen empfängt den Besucher eine Atmosphäre von freundlicher Offenheit.
David Chipperfield entwarf ein Laborgebäude mit einer offenen Raumstruktur: die Geschosse sind stützenfrei, das tragende Gerüst ist im Wesentlichen die Fassade. Nicht einmal mehr Glaswände trennen die Laborbereiche voneinander. Grund dafür ist das Forschungskonzept von Novartis: Wissenschaftliche Kreativität soll durch Offenheit, uneingeschränktes interdisziplinäres Arbeiten und vielfältige Kommunikations-möglichkeiten gefördert werden. Die Arbeitsbereiche sind flexibel nutzbar, die traditionelle Trennung ist vollständig aufgehoben. Doch hinter der scheinbar spielerischen Leichtigkeit steht ein stringenter Plan. Es regiert das Prinzip der Einfachheit, wie etwa die Verwendung von nur zwei Baumaterialien: Beton und Glas. Die Raffinesse zeigt sich im Detail, beispielsweise in den rhythmisch das Gebäude umschliessenden Fassadenpfeilern. Deren abwechselnd glatte und raue Oberflächen, ausgerichtet in verschiedene Richtungen, reflektieren oder schlucken das auftreffende Licht und erzeugen ein kalkuliertes Licht- und Schattenspiel.
Die beiden in den Bau einbezogenen künstlerischen Arbeiten erinnern die Forscher an ihr tägliches Tun: Serge Spitzer verwandelte den Dachgarten in ein artifizielles Blumenbeet aus 50 Tonnen Glaskugeln, das an die Vorstellung von Molekülen anknüpft. Die Treppe von Ross Lovegrove erinnert wiederum an eine gigantische Wirbelsäule.
Paolo Roselli hat das Gebäude fotografisch dokumentiert. Texte von Jacqueline Burckhardt, Paolo Fumagalli, Bernard Fibicher und Ulrike Jehle-Schulte Strathaus erläutern das Gebäude und seinen Kontext. Grundrisse, Pläne und ein Inventar ergänzen den Band.
Ulrike Jehle-Schulte Strathaus (Hg.)
NOVARTIS CAMPUS - FABRIKSTRASSE 22
David Chipperfield
Mit Texten von Jacqueline Burckhardt, Paolo Fumagalli, Bernard Fibicher.
Einleitung von Ulrike Jehle-Schulte Strathaus, Fotos von Paolo Rosselli.
80 Seiten, 24 x 31 cm, 70 Farbabbildungen und Pläne. Leinen, gebunden.
Deutsch/Englisch. CHF 49.00 / € 32,00
ISBN 978-3-85616-524-6.
© 2011 Christoph Merian Verlag, Basel

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