Betonfertigteile mit nichtmetallischer Bewehrung – mit und ohne bauaufsichtlicher Zulassung
In den letzten Jahren konnten zahlreiche Betonbauteile mit einer nichtmetallischen Bewehrung realisiert werden – von Fassaden über Brücken bis hin zum Haus.
Die baupraktische Umsetzung der innovativen Bauteile war zu Beginn aufwendig und zeitintensiv. Dies war unter anderem auf die fehlenden Kenntnisse zum Tragverhalten des Verbundwerkstoffes zurückzuführen.
So waren zahlreiche Untersuchungen, wie z. B. Dehnkörper-, Biege- oder Querkraftversuche, notwendig. Darauf aufbauend entstanden Prüfberichte und Gutachten, die zu einer Zustimmung im Einzelfall (ZiE) geführt haben.
In den darauffolgenden Jahren wurden adäquate Bemessungsmodelle entwickelt, die es ermöglichten, Bauteile ohne aufwendige Versuche zu dimensionieren und eine ZiE zu erlangen. Hierfür wurden lediglich Materialkennwerte der nichtmetallischen Bewehrung benötigt, die deutlich einfacher zu ermitteln waren.
In den letzten Monaten wurde der nächste Meilenstein gesetzt: die Richtlinie des DAfStb für die Bemessung von Betonbauteilen mit nichtmetallischer Bewehrung. Diese ermöglicht dem Tragwerksplaner die Bemessung, ohne ein Gutachten für eine ZiE erstellen zu müssen. Im optimalen Fall kann auch gänzlich auf eine ZiE verzichtet werden, sofern ausreichende Erkenntnisse über die Bewehrung vorliegen.
Nach diesem Schema sind inzwischen beeindruckende Bauteile
entstanden. Beispiele hierfür sind die Fuß- und Straßenbrücken in Albstadt und Albbruck, die Fassade in Neumarkt und das erste Gebäude „Cube“ in Dresden.
Parallel zu den Bauteilen mit einer ZiE sind auch Elemente entstanden, die keine Zustimmung im Einzelfall bzw. allgemeine bauaufsichtliche Zulassung benötigten. Hierzu gehören beispielsweise Schlitzrinnen, Lichtschächte oder kleine L-Winkel-Wände. Bei einigen handelt es sich um harmonisierte Bauprodukte nach der Bauproduktenverordnung oder um Bauprodukte von untergeordneter Bedeutung. Genau wie zugelassene Bauteile profitieren diese von den Vorteilen einer nichtmetallischen Bewehrung. So können die Bauteile in den meisten Fällen deutlich schlanker ausgeführt und Korrosions-probleme gelöst werden.