Stadion Warschau:
Lösung für Dehnung und
Bewehrung
In knapp vierjähriger Bauzeit entstand in der polnischen Hauptstadt ein neues Wahrzeichen: das „Stadion Narodowy w Warszawie” oder „Warschauer Nationalstadion“. Es wurde eigens für die Fußball-EM 2012 erbaut. Größtenteils unsichtbar, spielten beim Bau Produkte des Berliner Befestigungs- und Bewehrungstechnik-Spezialisten Deutsche Kahneisen Gesellschaft mbH eine wichtige Rolle.
Die Vergabe der Fußball-EM 2012 an Polen und die Ukraine stellte an den Ausbau der Infrastruktur beider Länder große Herausforderungen. Die polnische Hauptstadt etwa verfügte lediglich über einige, allerdings für derartige Veranstaltungen zu kleine Ligastadien. Außerdem gab es in Warschau ein 1955 erbautes Leichtathletikstadion, das in den vergangenen Jahren für die Durchführung eines Wochenmarkts genutzt wurde. Der Bau eines neuen Stadions war also unumgänglich.
Fußball auf der Tiefgarage
Den Zuschlag für die Planung des neuen Stadions gab der Bauherr, das Nationale Sportzen-trum, den Architekten Mariusz Rutz und Zbigniew Pszczólny vom Büro J.S.K Architekten in Düsseldorf. Zusätzlich wurden die beiden deutschen Architekturbüros GMP und SBP ins Boot geholt. Die Bauausführung des 400-Millionen-Euro-Projekts oblag einem Konsortium unter der Federführung der Alpine Bau Deutschland AG.
Neben dem eigentlichen Stadion am Weichselufer umfasste die Planung auch Räumlichkeiten für Büros, Konferenzräume, Physiotherapiepraxen oder Restaurants sowie eine der größten Tiefgaragen Polens mit 1.700 Stellplätzen in zwei Ebenen unterhalb der Spielfläche des Stadions. Wegen der besonderen geologischen Gegebenheiten wurde das Stadion auf 14.000 Stahlbetonpfählen gegründet. Die achtstöckige Fertigteil-Stahlbetonkonstruktion, die sich darüber erhebt, ähnelt einem riesigen Weidenkorb in den polnischen Nationalfarben. Sie bietet Platz für rund 58.000 Besucher.
Highlight ist die hängende Dachkonstruktion aus Stahl, die eine Fläche von 55.000 m2 überdeckt. Auf einer Fläche von 10.000 m2 kann das Dach geöffnet werden. Der Schließmechanismus ermöglicht die Durchführung von Sportevents und kulturellen Veranstaltungen auch bei widrigen Witterungsbedingungen.
Formschlüssige Lösung
Wegen der Größe (die Gesamtfläche des Gebäudes beträgt mehr als 200.000 m2, davon befinden sich 130.000 m2 unter der Erde) verfügt das Objekt über zahlreiche konstruktive Dehnungsfugen, bei denen die Übertragung von erheblichen Querkräften sichergestellt werden musste. Das gelang durch den Einsatz einer zuverlässigen Lösung unter Nutzung der Doppelschubdorne JDSD und JDSDQ von Jordahl. Insgesamt wurden mehr als 6.000 Jordahl-Schubdorne in den Größen von JDSD 25 HF bis zu JDSD 120 HF in die Konstruktion eingebaut.
Um die Dehnungen im Bauteil zu gewährleisten, kann sich das Dornpaar beim Typ JDSD in Längsrichtung in der Hülse bewegen. Doppelschubdorne werden bevorzugt in Dehnfugen von großformatigen Platten eingesetzt. Sie bilden eine formschlüssige Lösung zwischen Wandscheiben, Stützwänden, bei Widerlagern und Winkelwänden.
Der Typ ist in verschiedenen Standardgrößen erhältlich. Er kann Bemessungswiderstände bis 996,5 kN aufnehmen und für Fugenöffnungen bis 60 mm angewendet werden. Der Typ JDSDQ erlaubt durch seine spezielle Hülsenform zusätzlich Querverschiebungen und Verdrehungen und ist für Bemessungswiderstände bis 896,8 kN bei maximalen Fugenbreiten von 60 mm ausgelegt. Dieser Typ wird häufig in Bereichen verwendet, in denen zweiachsiale Dehnungen auftreten.
Bei Konstruktionen, die konventionell Doppelstützen benötigen, können Doppelschubdorne eine Stütze ersetzen, bei Deckenauflagen kann die Auflagekonsole entfallen.
Ausgewählte Werkstoffe – lange Lebensdauer
Die Jordahl-Doppelschubdorne sind im jahrzehntelangen Einsatz bewährt und bauaufsichtlich unter der Nummer Z-15.7-237 zugelassen. Entwicklung und Fertigung entsprechen den Anforderungen der DIN EN ISO 9001-2008. Doppelschubdorne sind aufgrund der biegesteifen Konstruktion hochbelastbar. Sie lassen sich nur gering verformen und bewirken damit keine Sprengwirkung im Beton.
Die hochpräzise Fertigung der Jordahl-Doppelschubdorne bietet den Vorteil größter Bewegungsfähigkeit bei gleichmäßiger Kraftübertragung auf beide Dorne. Die Gleitdruckreibung ist aufgrund guter Schmierung zwischen rundem Dorn und Hülse sowie gleichmäßiger Lastverteilung auf zwei Dorne gering. Der Einbau ist einfach und wirtschaftlich, dennoch stellen die Dorne später eine zuverlässige und präzise lineare Führung oder ebene Auflagerung sicher.
Alle Teile der Jordahl-Doppelschubdorne werden grundsätzlich aus hochfestem, nichtrostendem Edelstahl 1.4462 und 1.4571 hergestellt. Die Werkstoffe erfüllen die Korrosionswiderstandsklasse III oder IV gemäß bauaufsichtlicher Zulassung Nr. Z-30.3-6. Auch unter hoher Chloridbelastung oder im Bereich von Seewasser oder aggressiver Industrieatmosphäre ist deshalb kein weiterer Korrosionsschutz notwendig.
Zur Auslegung der Doppelschubdorne bietet Jordahl seinen Kunden eine kostenlose, intuitiv bedienbare Software, die hilft, den optimalen Doppelschubdorn zu ermitteln.
Schnelle Umrüstung der
Bestuhlung
In den mehr als 2.000 Fertigbauteilen der Stadiontribünen im Warschauer Nationalstadion wurden Ankerschienen und Montagewinkel zur Verbindung der Tribünen-Fertigteile eingesetzt. Dadurch war es möglich, die Stadiontribünen zügig fertigzustellen. Der zweite Einsatzbereich der Ankerschienen war die Befestigung der Zuschauersitze. Die Bestuhlung muss der jeweiligen Veranstaltungsart angepasst werden können und folglich einfach und schnell zu montieren und zu demontieren sein. Deshalb wurde die Befestigung der Sitze an die Fertigbauteile der Tribünen mit 5.200 Ankerschienen JTA W40/22 und Hammerkopfschrauben JC von Jordahl realisiert. Die hier verwendeten Ankerschienen besitzen die Europäische Technische Zulassung (ETA-09/0338). Der Übergang zwischen Stahlbeton- und Mauerkonstruktion wurde unter Verwendung von Jordahl-Ankerschienen und Jordahl-Mauerankern JMA ausgeführt.
In der Planungsphase der Stahlbetonkonstruktion arbeiteten die Konstruktionsplaner eng mit Fachleuten der polnischen Jordahl-Niederlassung Jordahl & Pfeifer Technika Budowlana Sp. z. o. o. in Krepice zusammen. Konstruktionsplaner Miłosław Matejko äußert sich lobend über die sehr gute technische Unterstützung durch die Mitarbeiter der Niederlassung. „Die Ingenieure haben sowohl die Planer bei der Auswahl der passenden Schubdorne aktiv unterstützt als auch gleichzeitig die Mitarbeiter des Stahlbetonbauunternehmens im sachgemäßen Einbau der Doppelschubdorne in die Stadionkon-struktion geschult“, so Matejko.
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