Dünne zweigeschossige Architekturfassaden aus Weißbeton

Die Weißbeton-Fassade gehört zu einem 3-geschossigen Bauwerk mit den Abmessungen 52 m × 26 m, welches von kadawittfeldarchitektur aus Aachen entworfen wurde. Bei diesem Bauwerk handelt es sich um einen
Sonderbau, an den sehr hohe technische
Anforderungen gestellt werden. So musste das Gebäude absolut luftdicht sein und es durfte kein Tageslicht eindringen. Das hatte zur Folge, dass zwei hintereinanderliegende Fassadenhüllen
ohne Fensteröffnungen errichtet wurden. Die
erste besteht aus Isopaneelen, welche am Stahlbetonskelett befestigt wurden, und sorgt für eine luftdichte bzw. thermische Hülle. Die zweite Haut aus Stahlbeton-Fertigteilen steht überwiegend auf einem Streifenfundament vor dem Gebäude. Sie schützt die dahinterliegende Ebene vor starken Windlasten. So wurden alle Voraussetzungen erfüllt, um staub- und keimfreie Arbeitsräume in dem
Gebäude zu schaffen. Dieses Gebäude gehört zu einem von drei Gebäudeteilen eines Neubaus
und hebt sich mit seiner Weißbetonfassade gestalterisch bewusst vom umgebenden Ensemble mit Metall- und Glasfassaden ab. Ein Gitternetz aus schwarzen Linien legt sich über den „reinen“ weißen und durch fehlende Öffnungen abstrakten Körper. Sie gliedern ihn und verleihen ihm Maßstäblichkeit. Dieses Gitternetz entsteht durch konstruktiv erforderliche, echte Fugen sowie Scheinfugen im Weißbeton, welche durch schwarze Farbgebung hervorgehoben werden.

Gefertigt und gebaut wurden die Fassadenelemente von der Firma Fertigbau Lindenberg Otto Quast aus Freudenberg bei Siegen in Nordrhein-Westfalen. Die hier geplanten Weißbetonfassaden verlaufen zum Teil über zwei Geschosse und sind mit Maximalabmessungen von knapp 6 m × 4 m und 10 cm Dicke relativ dünn. Die Elemente wurden mit erhöhten Ebenheitstoleranzen nach DIN 18203, Zeile 7 hergestellt. Ecken und Kanten wurden mit einer 7-mm-Fase versehen. Alle Gebäudeecken wurden auf Gehrung mit ebenfalls 7-mm-Fase gefertigt. Die Elemente enthalten handgefertigte Scheinfugen nach einer besonderen Geometrie; eine in vertikaler und zwei in horizontaler Richtung. Ankerlöcher und Hebezeuge sind verdeckt angeordnet, um die schöne Ästhetik der Elemente nicht zu verändern. Befestigt sind diese Fassadenelemente mit Halfen-Fassadenplattenankern, die eine einfache und schnelle Verankerung einer Beton-Fassadenplatte an einer Beton-Tragschicht ermöglichen. Zum Einsatz kam ein Weißbeton der Festigkeitsklasse C30/37, bestehend aus Weißzement und weißen Zuschlägen. Die Produktion erfolgte auf großen Stahlkipptischen im Zeitraum von Juni bis Dezember 2019, was eine große Herausforderung
bezüglich der Farbhomogenität der Elemente mit sich brachte:
Je kälter es ist, desto dunkler können die Betonplatten werden. Hier waren durch beheizte Produktionshallen möglichst konstante
Produktionsbedingungen über den gesamten Zeitraum gewährleistet,
um Farbschwankungen zu unterbinden. Bei der Produktion war äußerste Perfektion gefragt, um die Elemente einheitlich mit sauberen Kanten herstellen zu können. Die Schalungen und Abschaler
wurden immer perfekt gesäubert. Beim Zusammenbau versiegelte
man alle Stoßflächen, um das Ausbluten des Betons zu verhindern.
Um einheitlich schöne Oberflächen zu erhalten, kamen keine
Abstandshalter zum Einsatz. Der Beton wurde deshalb in zwei Lagen frisch in frisch eingebracht. Nach dem Ausschalen lagerte man die Fassadenelemente noch drei weitere Tage bei konstanter Temperatur in der Halle, bevor sie ins Außenlager gebracht wurden, wo sie in Lagerstellen mit hellen, noppenbeschichteten Keilen festgeklemmt wurden. Das diente ebenfalls der Unterbindung von Farbunterschieden.

Eine der größten Herausforderungen war es, die Elemente unbeschadet zur Baustelle zu bringen und dort zu montieren. Alle Paletten
wurden „just in time“ geladen. Um keine Abdrücke zu hinterlassen,
schützte man alle angrenzenden Transportsicherungsflächen zusätzlich mit sauberen Lappen. Bei der Montage war ein 150-t-Kran mit zwei
Seilwinden erforderlich, um die Elemente in Einbaulage zu drehen. Um eine Verschmutzung bei der Montage zu vermeiden, wurde selbst auf  Details wie u. a. saubere Handschuhe der Monteure Wert gelegt. Zur sauberen Versiegelung der schwarzen Fugen klebte man die weißen Elemente im Fugenbereich akkurat ab. Diese einzigartige zweigeschossige Fassade, an die hohe Qualitätsanforderungen gestellt  wurden, war mit sehr viel Aufwand von der Planung über die  Produktion bis hin zur Montage verbunden. Sie belohnt aber nach Fertigstellung die Ästhetik des Gebäudes mit einzigartiger  Architektur.

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