Durchstanztragverhalten stahlfaserverstärkter Flachdecken in Kombination mit Durchstanzbewehrung
Mit der bauaufsichtlichen Einführung der DAfStb-Richtlinie „Stahlfaserbeton“ in Deutschland steht seit 2012 ein Regelwerk mit Normencharakter für die Durchstanzbemessung stahlfaserverstärkter Flachdecken ohne Durchstanzbewehrung zur Verfügung. Das aufbauend auf zahlreichen national und international dokumentierten Untersuchungen abgeleitete Bemessungsmodell sieht einen additiven Ansatz, bestehend aus dem Betontraganteil einer Stahlbetonflachdecke ohne Durchstanzbewehrung und dem von der Nachrisszugfestigkeit des Stahlfaserbetons abhängigen Stahlfasertraganteils, vor. Den kombinierten Ansatz des Stahlfasertraganteils mit dem Stahltraganteil einer Durchstanzbewehrung schließt die DAfStb-Richtlinie hingegen aufgrund bisher fehlender Erfahrungen und Untersuchungen explizit aus. Aus der nationalen und internationalen Literatur sind lediglich acht stahlfaserverstärkte Versuche mit Durchstanzbewehrung bekannt, die entweder mit für Deutschland untypischen Durchstanzbewehrungsformen durchgeführt wurden oder im Versuch ein Biegeversagen zeigten. Daher erlaubte diese lückenhafte Datenbasis bisher keine umfänglichen Aussagen zur Wirksamkeit von Stahlfaserbeton in Kombination mit Durchstanzbewehrung im Bereich des Decken-Stützen-Knotens.
Zur systematischen Untersuchung des Durchstanztragverhaltens stahlfaserverstärkter Flachdecken mit geschlossenen Bügeln und Doppelkopfbolzen als Durchstanzbewehrung wurden zwei Serien mit je drei Versuchen durchgeführt. Die gewonnenen Ergebnisse zeigen das Potenzial zur Traglaststeigerung im Bereich des Decke-Stütze-Knotens und erlauben die Beschreibung des sich einstellenden Tragverhaltens. Durch den Vergleich der experimentellen Höchstlasten mit den rechnerischen Tragwiderständen ist eine Bewertung der Gültigkeit der vereinfachten Kombination des Beton- und Stahlfasertraganteils nach DAfStb-Richtlinie „Stahlfaserbeton“ sowie des Stahltraganteils nach DIN EN 1992-1-1+NA(D) möglich.