Geschätzte Partnerin im „Beton-Netzwerk“
Die Fachvereinigung Deutscher Fertigteilbau (FDB) mit Sitz in Bonn ist der technische Fachverband für den konstruktiven Betonfertigteilbau. Die FDB vertritt die Interessen ihrer Mitglieder national und international, leistet übergeordnete Facharbeit in allen wesentlichen Bereichen der Technik und feiert in 2020 ihr 50-jähriges Bestehen.
Anfang Juli stellten sich der Vorsitzende Christian Drössler, Geschäftsführerin Elisabeth Hierlein und der Technische Geschäftsführer Mathias Tillmann den Interviewfragen der BFT-Redaktion.
:BFT International: Frau Hierlein, Sie sind jetzt im 13. Jahr Geschäftsführerin der Fachvereinigung Deutscher Betonfertigteilbau e.V. (FDB). Die FDB ist vielen ein Begriff, wollen Sie sie uns dennoch kurz vorstellen?
:E. Hierlein: Das mache ich gerne, wenn ich Sie auch vorwarnen muss: Das mit dem „kurz vorstellen“ wird wohl nichts (lacht). Wir haben so zahlreiche Aufgabengebiete, so viele Ziele; wir wollen Strategien entwickeln und Maßnahmen umsetzen, die unseren Mitgliedern und unserer Bauweise zugutekommen. Wir wollen das Bauen mit Betonfertigteilen fördern und nutzen dafür unsere solide Basis: unser technisches Fachwissen und unser gebündeltes Know-how.
Die FDB versteht sich als moderner Fachverband mit verstärkt technischer Ausrichtung und sie ist, das ist unsere Wahrnehmung, geschätzte
Kooperationspartnerin im „Beton-Netzwerk“. Der kontinuierliche Erfahrungsaustausch in den FDB-Arbeitskreisen sowie die
intensive Mitarbeit der FDB in den Normungsgremien haben sich in vielen Jahren der Verbandsarbeit mehr als bewährt. Wir agieren als technische Fachorganisation auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Die FDB ist keine wirtschaftspolitische Interessensvertretung, wenn wir natürlich auch diese Entwicklungen im Sinne unserer Mitglieder beobachten und wir uns an für den konstruktiven Fertigteilbau wichtigen Verbändeinitiativen beteiligen.
:BFT International:Sie feiern in 2020 das 50-jährige Bestehen der FDB. Was ist das Erfolgsrezept, das Ihre Fachvereinigung über diesen langen Zeitraum begleitet hat? Einige Ihrer Mitgliedsunternehmen sind sogar Gründungsmitglieder, richtig?
:C. Drössler: Ja, das ist in der Tat so – und ich glaube, es liegt daran, dass wir stets ein verantwortungsvolles und zielgerichtetes Miteinander in unserer Fachvereinigung gelebt haben. So zumindest während meiner „Dienstzeit“ als Vorsitzender und Vorstandsmitglied; aber auch die Altvorderen können Ihnen bestätigen, dass die FDB sich immer als Dienstleister für ihre Mitgliedsunternehmen verstanden hat, Probleme zeitnah angegangen ist und mit Vorausschau sowohl technische Entwicklungen als auch die Branche im Allgemeinen beobachtet hat. Damit sind wir gut gefahren und hatten zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Lösungen für unsere Mitgliedsunternehmen parat. Sie alle profitieren von unserer fundierten technischen sowie von unserer umfassenden Verbands- und Öffentlichkeitsarbeit. Wir sagen gerne: „FDB Mitglieder wissen mehr – und früher.“ – und bislang konnten wir unser Versprechen an unsere Mitglieder auch einhalten.
:E. Hierlein: Über die Jahre hat sich die Anzahl der Mitgliedswerke stabil gehalten, bei den fördernden Mitgliedern freuen wir uns sogar über einen starken Zuwachs. Und seit Herbst 2018 können Planungs- und Ingenieurbüros beratende Mitglieder in der FDB werden.
Wir führen eine „Wunschmitgliederliste“. Irgendwann fangen wir auch noch die letzten Einzelgänger ein, dann fördern wir alle gemeinsam unsere kreative und konstruktive Bauweise. Frau darf ja träumen, nicht wahr? (lacht).
Für die beiden zuletzt genannten Mitgliedergruppen bieten wir im Rahmen unserer FDB-internen Veranstaltung FDB-Arbeitskreise Kompakt alle zwei Jahre die Möglichkeit, die neuen technischen Entwicklungen aus der Zulieferindustrie in einem großen Plenum vorzustellen und diese einmalige Plattform zum regen Gedankenaustausch mit ihren Branchenkollegen zu nutzen. Dies unter dem Motto: Zuhören, diskutieren, mehr fragen, mehr wissen, mehr daraus machen!
:BFT International: Auf Ihrer Homepage machen Sie über Ihre FDB-Arbeitskreise eine starke Aussage: „Hier schlägt das Herz der FDB.“ Was meinen Sie damit?
:C. Drössler: Die sechs FDB-Arbeitskreise Werkleiter, Konstruktion, Arbeitsvorbereitung und Produktion, Fassaden, Nachhaltigkeit und Umwelt sowie Montage und ihre „ad-hoc“ Arbeitsgruppen, die zu besonderen Sachthemen einberufen werden, bündeln den Stand der Technik in den Mitgliedsunternehmen und bereiten ihn für den konstruktiven Betonfertigteilbau auf. Hier werden aus den Mitgliedsunternehmen Themen aus der Praxis in die Theorie gespiegelt und umgekehrt. Diese technisch-fachliche Arbeit wird von Experten aus den Mitgliedsunternehmen in Zusammenarbeit mit dem Team der FDB-Geschäftsstelle geleistet. Vorteil für die Arbeitskreisteilnehmer: Man schaut über den „Tellerrand“ des eigenen Unternehmens hinaus. Aufgrund des regen fachlichen Austausches in den spezifischen Arbeitskreisen geben diese Impulse für Lösungen, für neue Aufgaben – dies ist unser Herzschlag, wenn Sie so wollen.
:BFT International: Ich habe gehört, dass es einen ganz neuen Arbeitskreis in der FDB gibt?
:E. Hierlein:Ja, den gibt es in der Tat: den neuen FDB-Arbeitskreis Montage. Die Themen „rund um die Montage von Betonfertigteilen“ sind bei den FDB-Mitgliedern und somit auch in der Branche breitgefächert und allgegenwärtig. Sie sind für die betroffenen Akteure von so großer Bedeutung, dass sie in einem dauerhaft angelegten Forum besprochen und evaluiert werden sollten: Daher haben wir folgerichtig den Arbeitskreis Montage ins Leben gerufen.
Mitglieder des FDB-Arbeitskreises Montage können Montageleiter, Bauleiter oder andere Führungskräfte von ordentlichen und beratenden Mitgliedsunternehmen der FDB sein, die mit der Montage von großformatigen
Betonfertigteilen betraut sind. Die konstituierende Sitzung findet im Herbst 2019 im Rahmen der FDB-internen Vortragsveranstaltung Arbeitskreise Kompakt in Würzburg statt. Dann ist es richtig „offiziell“.
:BFT International: Die FDB engagiert sich auch in der Weiterbildung von Mitarbeitern aus Betonfertigteilwerken. Wir haben darüber in der Mai-Ausgabe der BFT schon berichtet. Bleiben Sie hier am Ball?
:C. Drössler: Ich bin davon überzeugt, dass wir als Fachvereinigung unseren Unternehmen Angebote zur Weiterbildung der Mitarbeiter machen müssen, die maßgeschneidert für deren Bedürfnisse sind. Wir leiden unter dem Fachkräftemangel. Was liegt also näher, als solche spezifischen Weiterbildungsmaßnahmen zu konzipieren und umzusetzen. Wir hoffen, mit unseren beiden Weiterbildungslehrgängen „Betonfertigteilexperte“ und „Betonfertigteilmonteur“ den Fachkräftemangel für die Branche etwas abfedern zu können.
Für das Jahr 2019/20 gehen wir und unser Lehrgangspartner, das AWZ Bau, jetzt in die detaillierte inhaltliche Planung. Schließlich soll auch im nächsten Jahr Wissen weitergegeben werden, das den Puls der Zeit bzw. den Status Quo der Technik und Normung widerspiegelt.
:E. Hierlein: Die Nachwuchsförderung an deutschen Hochschulen liegt unseren Mitgliedern ebenso am Herzen. Unsere Maßnahmen zur Förderung der Lehre beschränken sich nicht nur auf Literaturangebote für Studierende und Dozenten. Wir treten an die Studierenden mit unserem „FDB-Förderpreis für Studierende“ heran. Mit dessen Auslobung wollen wir diese schon während ihrer Ausbildung dazu ermuntern, „in Fertigteilen“ zu denken und zu planen. Sie sollen sich mit dem Thema Betonfertigteilbau intensiv auseinandersetzen. Wir hoffen auf weitere Hochschulen, die sich um unseren mit 500 € dotierten Förderpreis bewerben.
:BFT International:Sie sprechen ausdrücklich den Bereich Technik als Schwerpunkt ihrer Verbandsarbeit an. Herr Tillmann, Sie sind der Technische Geschäftsführer der FDB. Können Sie uns einen Überblick über die FDB-Arbeit in diesem Bereich geben und welche Entwicklungen beobachten Sie?
:M. Tillmann: In den letzten Jahren haben wir intensiv daran gearbeitet, die Interessen unserer Mitglieder in Deutschland und
Europa verstärkt zu vertreten. So ist die FDB mittlerweile in über 80 technischen Gremien in Deutschland und Europa eingebunden. Für das Geschäftsjahr 2017/18 bedeutete das immerhin, dass wir an 46 Sitzungen von Normungs- und ähnlichen Gremien teilgenommen haben, alle mit der entsprechenden Vor- und Nachbereitung. Für das Geschäftsjahr 2018/19 werden wir gleichauf liegen.
Zum Thema Entwicklungen kann ich als erstes den Bereich Brückenbau nennen: Viele Brücken müssen in den kommenden Jahren ersetzt werden. Die Betonfertigteilbauweise bietet hier große Vorteile, inzwischen kommen Betonfertigteile daher auch tatsächlich vermehrt im Brückenbau zur Anwendung. Die FDB ist an der Überarbeitung und Weiterentwicklung der für den Brückenbau existierenden Regelwerke beteiligt und wir konnten erreichen, dass der Anwendungsbereich für Brücken aus Betonfertigteilen zum Beispiel in der ZTV-ING und der RE-ING deutlich erweitert wurde.
Weiterhin steht die Überarbeitung der
Eurocodes auf dem Tableau: für den Eurocode 2 liegen belastbare Entwürfe vor, die bewertet und durch Vergleichsrechnungen auf Herz und Nieren überprüft werden müssen. Wir haben bei der Überarbeitung der DIN 4102-4 federführend für den Betonbereich mitgewirkt. Auch in die Überarbeitung des Eurocode 8 für die Erdbebennachweise oder der DIN 18202 „Toleranzen im Hochbau“ sind wir eingebunden.
Ein weiterer Themenschwerpunkt ist für uns der Brandschutz. Es gibt einen neuen Entwurf zum Eurocode 2 Teil 1-2, dieser muss jetzt bewertet werden.
Wir haben gemeinsam mit anderen Verbänden der Betonfertigteilindustrie so genannte „Anforderungsdokumente“ und „freiwillige Herstellererklärungen“ erarbeitet und bereits 2016 veröffentlicht. Auf den Anforderungsdokumenten basieren mittlerweile auch die Zertifikate vieler Fertigteilhersteller. Wir beabsichtigen zudem, auf Basis der Anforderungsdokumente eine DAfStb-Richtlinie zu erarbeiten, um diesen einen noch höheren Stellenwert zu geben.
:BFT International: Sie haben eingangs erwähnt, dass Sie wirtschaftspolitische Themen beobachten, wenn diese auch nicht zu Ihren Kernaufgaben gehören. Was darf ich darunter verstehen?
:C. Drössler: Manche Themen erfordern eine gemeinsame Ansprache der Politik - über
diverse Branchen hinweg. Verbände-Initiativen sind hier der Schlüssel zu mehr Gehör in der Politik. Den Missstand beheben - das steht im Fokus. So haben wir uns in 2018 in gleich drei Verbände-Initiativen engagiert: in der Initiative Verkehrsentlastung, bei der gemeinsamen Erklärung zu den Anforderungsdokumenten und in der Initiative für die Sondergenehmigungen für Großraum- und Schwertransporte. So bringt sich die FDB in wirtschaftspolitische Themen ein – nicht mehr und nicht minder.
:BFT International: Wir erhalten regelmäßig Pressemitteilungen und -informationen von der FDB, die entweder Verbandsinterna oder Branchenthemen aufgreifen. Ihre Öffentlichkeitsarbeit macht sich demnach auch für die Bauweise vernehmbar.
:E. Hierlein: Wir versuchen - mit Unterstützung unserer Kooperationspartner aus dem Beton-Netzwerk - viele Kanäle zu bedienen, um Interessierten unsere Bauweise nahe zu bringen. Hierbei sind unsere Zielgruppen Planer, Architekten, Ingenieurbüros und die Lehre.
Wir veranstalten Fachseminare mit den Themen Fertigteilfassaden, Tragwerksplanung etc., knüpfen Kontakte und stehen als Fachberater auf der Messe Bau bereit, halten Vorträge bei Branchentreffen und in Hochschulen und liefern Fachartikel für die einschlägigen Branchenmedien.
Unsere Homepage ist die umfassende Informationsplattform für den konstruktiven Betonfertigteilbau. Mit ihrem tiefgehenden Angebot an Planungshilfen, der Herstellersuche, der Wissensdatenbank, der FDB-Literatur, der FDB-Merkblattsammlung usw. liefert sie so ziemlich alles, was man zur Bauweise wissen muss. Im internen Bereich stehen für die Mitglieder exklusiv zusätzliche Informationen bereit – schließlich muss es einen weiteren Grund geben, FDB-Mitglied zu sein!
:BFT International:Frau Hierlein, Herr Drössler, Herr Tillmann – vielen Dank für das informative Gespräch!
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Fachvereinigung Deutscher Betonfertigteilbau
Schloßallee 10
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