Hochflexible Palettenumlaufanlage für Massiv- und Sandwichwände bei BWE-Bau in Lemwerder
Im Jahr 2019 verlegte die BWE-Bau Fertigteilwerk die Produktion vom Standort Wiefelstede nach Lemwerder. Mit der Fertigung, Lieferung und Inbetriebnahme der neuen Produktionsanlage wurde die Avermann Betonfertigteiltechnik beauftragt; die Mischanlage hat BWE-Bau vom dänischen Hersteller Haarup Maskinfabrik eingekauft.
Im Jahr 2019 verlegte das zur Zech Group gehörende Unternehmen BWE-Bau Fertigteilwerk GmbH die Produktion vom Standort Wiefelstede nach Lemwerder.
Die Zech Group SE ist eine strategische Management-Holding, unter deren Dach drei Geschäftsbereiche mit ihren operativ tätigen Führungsgesellschaften zusammengefasst sind. Diese Muttergesellschaft koordiniert die Arbeit der drei Sparten, entwickelt die Gesamtstrategie und formuliert die globalen Ziele für die Weiterentwicklung der gesamten Unternehmensgruppe. Vielfältige Leistungen machen die mittelständisch geprägte und unternehmergeführte Zech Group zu einem kompetenten Partner in den Bereichen Building, Real Estate und Hotel.
Die Firma BWE-Bau fertigt unterschiedliche flächige Betonfertigteile: Die Palette reicht von Massivwänden über anspruchsvolle Fassadenelemente in Sandwichbauweise bis hin zu aufwändigen Sonderteilen. Überwiegend für den Wohnungsbau, jedoch erlauben die Palettenabmessungen auch die Herstellung von großformatigen Wandelementen für den Industriebau. Aus konzeptioneller Sicht war schnell klar, dass die neue Fertigung in einer modernen Palettenumlaufanlage erfolgen sollte. Nach Prüfung und Bewertung der am Markt verfügbaren Umlaufanlagen entschied man sich für eine hochflexible Anlage mit Zentralverschiebebühne.
Anlagenkonzept mit Produktionsausrüstungen
Eine dafür geeignete Fertigungshalle fand sich auf dem ehemaligen Flughafengelände in Lemwerder, das die Gustav Zech Stiftung 2018 in Teilen erwerben konnte. Mit der Fertigung, Lieferung und Inbetriebnahme der Produktionsanlage wurde die Avermann Betonfertigteiltechnik GmbH & Co. KG beauftragt; die Mischanlage hat BWE-Bau vom dänischen Hersteller Haarup Maskinfabrik A/S eingekauft. Die Anlage ist für die Fertigung von insgesamt 25 Paletten in den Abmessungen 10,0 × 4,5 m und einer Tragfähigkeit von 7,5 kN/m² ausgelegt. Herzstück der hochflexiblen Anlage ist die mittig zwischen den Arbeitsstationen angeordnete Zentralverschiebebühne (CTS), mit der die Paletten von einem Arbeitsplatz zum nächsten gefahren werden. Die Transporte sind jedoch nicht an fest definierte Abläufe gebunden, sondern können ganz beliebig „kreuz und quer“ erfolgen.
Die CTS wird in Längsfahrt vollautomatisch – umlaufende Rotoscanner leuchten den Fahrweg aus – betrieben und ist für die Aufnahme von zwei voll beladenen Paletten ausgelegt. Meist wird jedoch nur eine Palette verfahren und gegen die vorhandene in einer Arbeitsstation getauscht. Damit lassen sich extrem kurze Wechselzeiten erzielen, ohne lange Wartepausen. An den Arbeitsplätzen kann sofort weitergearbeitet werden.
Ein Betonverteiler mit zwei Wechselkübeln ist für das Austragen von Normalbetonen und SVB konzipiert. In die Anlage sind weitere Maschinen integriert, so z. B. ein Schwingverdichter mit wahlweiser Zuschaltung von HF-Rüttelenergie sowie eine Kippstation und ein Flügelglätter.
Steuerungstechnik von SAA für flexible Bedienung
Die Steuerungs- und Automatisierungstechnik der RIB SAA Software Engineering GmbH aus Österreich für die betreffende Anlage zeichnet sich speziell durch ihre Einfachheit und Flexibilität der Bedienung aus. Die Schiebebühne ist komplett automatisiert und als Selbstfahrer ausgelegt, Transporte können durch Vorwahl ganz nach dem aktuellen Bedarf in der Produktion durchgeführt werden. Auch bei diesem System ist es das Ziel, die Fahrten zu optimieren. Daher wird meist eine Palette auf die Schiebebühne gefahren, diese Palette ans Ziel gebracht und über den zweiten Transportplatz auf dem Gerät gegen die Palette am Ziel getauscht. Natürlich sind auch Einzelfahrten jederzeit möglich. Die Bedienung erfolgt zum einen über eine grafische Bedienoberfläche mit Touchscreen, der auf der Zentralschiebebühne untergebracht ist.
Durch die Ausrüstung der Automatikbühne mit allseitigen Sicherheits-Laserscannern kann diese Maschine als vollautomatischer Selbstfahrer ihre Quellen und Ziele anfahren. Das spart den Mitarbeitern viel Zeit und trägt auch zu einer generell höheren Anlagensicherheit bei.
Misch- und Dosieranlage
Die Mischtechnik wurde vom dänischen Mischanlagenspezialisten Haarup Maskinfabrik A/S geliefert und in Betrieb genommen. Im Detail waren dies ein 15-m³-Einfüllsilo für Zuschlagstoffe mit hydraulischer Abdeckklappe, 50 m Schrägförderband mit einer Kapazität von 155 m³/h, 10 montierte Zuschlagstoffsilos (mit je 60 t und 2 austauschbaren Tagessilos) sowie ein Verteilerband. Hinzu kommen 12 Dosierbänder, ein Wiegeband, 4 Pulversilos à 60 t mit zugehörigen Schnecken und Zementwaagen, jeweils ein 750-l-Mischer und ein 1500-l-Mischer mit einer Gesamtkapazität von ca. 34 m³ Beton pro Stunde. Komplettiert wird die Haarup-Mischanlage durch zwei 4-Kammer-Zusatzmittelwaagen, zwei Farbwaagen, zwei Wasserwaagen für Recyclingwasser, zwei Kübelbahnen für den Betontransport zum Avermann-Betonverteiler, 110 m Kübelbahn-Fahrschienen sowie die komplette MIXO-5000-Steuerung und die Komplettmontage/Inbetriebnahme.
Fazit und Ausblick
Werkleiter Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Ehrenberg von BWE-Bau äußerte sich gegenüber der BFT-Redaktion vor Ort sichtlich zufrieden: „Gleich bei der ersten Besichtigung des Geländes gewannen wir eine Vorstellung davon, wie die neue Produktionsstätte später einmal aussehen könnte. So gestatten uns z. B. die außergewöhnlichen Hallenhöhen, in einem weiteren Ausbauschritt ein Trocknungsregal einzubauen, womit sich die Anzahl der Tische erhöhen lässt. Heute kann ich sagen, dass dieses Anlagenkonzept in Deutschland einmalig ist und größte Flexibilität für die Herstellung individueller Fassadenelemente mit wirtschaftlichen Umläufen und Prozesssteuerungen verbindet. Wir wollen mit Top-Produkten Maßstäbe setzen und uns damit vom Massenbetonmarkt abheben. Für diese hohen Qualitätsansprüche erfolgt die Verdichtung des Betons auf einer Schwing- und Schüttelstation. Last but not least kann ich sagen, dass das Zusammenspiel aller Beteiligten hervorragend war.“
Haarup-Projektleiter Johnny Lund Jepsen ergänzte: „Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben. Das Projekt ist sehr gut gelaufen und unser Kunde BWE-Bau war während des gesamten Prozesses sehr engagiert dabei.“
Der Bedarf an qualitativ hochwertigen Betonfertigteilen in unterschiedlichster Ausführung wird für die kommenden Jahre als sehr hoch eingeschätzt. Die Stärken der Palettenumlaufanlage liegen insbesondere in ihrer hohen Flexibilität, wie z. B. der parallelen Fertigung von Bauteilen mit unterschiedlichster Bearbeitungsdauer. Die BWE-Bau verfügt damit über eine äußerst effiziente Multifunktionsanlage zur Herstellung von Massiv-, Sandwich- sowie Sonderelementen.
Viele erfolgreiche Referenzprojekte bestätigen dies: Angefangen vom Projekt Neuer Kanzlerplatz in Bonn mit einer tragenden Betonfertigteil-Außenstützkonstruktion über das „eigene“ Zechhaus in Bremen aus rötlichen Betonfertigteilen bis hin zum Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven u. v. m. reicht die stattliche Objektliste. Für die Erweiterung des letztgenannten Gebäudes lieferte BWE-Bau dünne Beton-Fassadenplatten nach Werksteinnorm, auf denen Porträts von 31 Auswander*innen eingelassen sind.
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