Traditionsbewusster Betonfertigteilhersteller meistert Weg zur Moderne mit Firma Avermann

Der Betonfertigteilhersteller BEFER GmbH TAT GmbH hat in den letzten Jahren erfolgreich in eine neue Betonmischanlage und eine moderne Produktionshalle investiert, um die Effizienz und Qualität der Fertigung zu steigern. Herzstück der modernisierten Produktion ist eine Palettenumlaufanlage mit Unterflurverfahrtechnik des Anlagenbauers Avermann.

Im Jahr 1947 gründeten die Gebrüder F. und H. Conrad in Halberstadt/Sachsen-Anhalt eine GmbH zur Verwertung von Trümmerschutt. 1953 wurde die GmbH in den volkseigenen Betrieb „VEB Betonwerk Halberstadt“ umgewandelt, der ab Mitte der 1950er Jahre den Magdeburger Kriegsschutt verarbeitete. Ab 1973 profilierte man sich zu einem landesweit gefragten Hersteller von Spezialbetonfertigteilen. In den letzten Jahren wurden eine neue Betonmischanlage installiert, eine moderne Produktionshalle errichtet und zahlreiche Sanierungsarbeiten erfolgreich abgeschlossen, um die Effizienz und Qualität der Fertigung zu steigern.

Das Produktspektrum reicht von Aufzugsschächten über Balkone, Binder/Unterzüge, Elementdecken, Hochbahnsteige, Stützen, Treppensysteme bis hin zu Vollmassivdecken und -wände sowie Sonderbauteilen, die eine hohe individuelle Beratung und Planung erfordern. Stärken des Unternehmens sind nach eigenen Angaben eine hohe Qualität und Maßgenauigkeit, individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, passgenaue Herstellung nach Kundenwünschen, eine schnelle und hochqualitative Produktion und Lieferung und – wenn gewünscht – auch Montage der Fertigteile.

Die BEFER GmbH, eine Tochterfirma von Richard Schulz Tiefbau, positioniert sich als zuverlässiger Partner im Bauhauptgewerbe mit über 70 Jahren Erfahrung. Sie bietet maßgeschneiderte Lösungen für Betonfertigteile, Stützsysteme und Stahlbetonkonstruktionen an. Das Unternehmen legt Wert auf Innovation und kontinuierliche Weiterentwicklung, um den Bauablauf zu vereinfachen und zu beschleunigen.

Derzeit wird in den Ausbau einer leistungsfähigen IT investiert, sodass die bereits bei BEFER etablierte Planung in ganzheitlichen 3D-Modellen (natürlich BIM-gerecht) noch effizienter gestaltet werden kann. Die bisherigen Investitionen in die neue Produktionsanlage (BMU, „BEFER Massiver Umlauf“) stellten die wichtigen Weichen für eine qualitativ hochwertige, zukunftsgerechte Produktion. In das „Fine-Tuning“ und weiteren Ausbau/Erneuerung wird kontinuierlich weiter investiert.

Neubau einer modernen Produktionshalle

Der BEFER/TAT GmbH stehen ca. 130.000 m² Produktionsfläche auf einem Gesamtareal von mehr als 1 Mio. m² zur Verfügung. Der Neubau einer modernen Produktionshalle für Betonfertigteile begann 2021. Die Entscheidungsphase dauerte wenige Monate, die Vorplanung hingegen ca. ein Jahr. Dafür holte man sich fachliche Kompetenz vom Ingenieurbüro Hobl und vom Berater Ewald Nospel ins Boot. Im Jahr 2019 fiel der Startschuss für das neue Projekt „Zukunft“. In konstruktiver Zusammenarbeit mit Ing.-Büro Hobl wurde das Anlagenlayout mit freiem Zugriff auf alle Arbeitsstationen entwickelt. Unterschiedlichste Stationszeiten – wie bei der Herstellung von Sonderteilen üblich - stellen damit keine Behinderung im Palettenumlauf dar. Zur Vermeidung von Quetschstellen, störungsfreien Zugang und leichtem Aufstieg auf die Paletten fiel dabei auch die Entscheidung, alle Umlaufkomponenten „bodeneben“ und stolperfrei auszuführen. Nach über drei Jahren konnte BEFER TAT Anfang 2023 die neue Produktionshalle in Betrieb nehmen.

Diese wurde mit Palettenumlaufsystem, 3D-Stahlverarbeitung und vollautomatischem Betontransport ausgestattet. Ab März 2022 führte das werkseigene Montageteam von BEFER TAT die Montage der selbst produzierten Bauteile durch.

Dazu Geschäftsführer Volker Weidemann: „Wir haben in einer sehr angenehmen und konstruktiven Kooperation mit der Firma Avermann unsere neue BMU mit deren ifc-Daten der Maschinen in 3D in Eigenleistung geplant. Wir gaben dem Anlagenbauer die Vorgabe, dass die kalibrierten Paletten, die als Grundrahmen für jeglichen Schalungsaufbau dienen, maximale Stolperfreiheit bieten, keine Installationen auf dem Boden aufweisen und individuell und von jedermann bedienbar sein sollen. Die Randbedingungen dabei waren, dass der Bau der neuen Halle zwischen zwei bestehenden Werkshallen und bei laufendem Betrieb stattfindet. Die Investitionssumme belief sich auf 12 Mio. Euro, und das Ganze ausgelöst hat eine in die Jahre gekommene Infrastruktur eines sieben Jahrzehnte bestehenden Traditionsbetriebes. Die Besonderheit der neuen Anlage ist, dass es keine Limitierung in Höhe und Volumen gibt. Zurzeit sind ca. 80 % unserer Auslastung erreicht und weiteres Ziel ist der ‚Feinschliff‘ in unserer Ausstattung der einzelnen Abteilungen. Wenn Sie sich heute hier umschauen – unsere neue Halle ist komplett gedämmt und beheizt sowie mit zentralen Sanitäreinrichtungen ausgestattet; also ein schöner, heller Arbeitsplatz für unsere Mitarbeitenden geworden.“

Andreas Mahlke, Leiter Technisches Büro/Tragwerksplanung/Statik bei BEFER TAT, ergänzt: „Um sicher in die Zukunft zu starten, haben wir bereits in der Entwurfsplanungsphase unserer neuen Produktionshalle eine vollumfängliche räumliche Vorplanung und Simulation von Arbeitsabläufen durchgeführt. Aus den bisherigen Erfahrungen im Werk stand unser Ziel schnell fest, eine Art ‚Umlaufanlage‘ zu schaffen, in der ähnlich dem Fließbandbetrieb die Bauteile durch die Anlage ‚laufen‘ und die Mitarbeiter ihre festen Arbeitsstätten seltener verlassen müssen, um das Unfallpotenzial und unnötige Wege erheblich zu minimieren.“

„Die frühzeitige Einbindung der Zulieferer/Nachunternehmer – allen voran der Firma Avermann –, der Mitarbeitenden und der Berufsgenossenschaft mittels eines vollumfänglichen 3D/4D-Modells, in dem alle wesentlichen Bauteile aller beteiligten Nachunternehmer erfasst sind und zeitliche Abläufe simuliert werden, verhalf zu einer optimalen und wirklichkeitsnahen Beurteilung der Arbeitsbedingungen und frühzeitigen Erkennung von Gefährdungen. Mit der Lösungsfindung konnte begonnen werden und somit wurde eine innovative ganzheitliche Produktionsstätte entworfen, in der Gefährdungen und Kollisionen von Bauteilen, Steuerketten etc. erheblich minimiert und sogar vermieden werden. Die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten lief bzw. läuft reibungslos, also sehr pragmatisch und zielorientiert, und auf nachträgliche Kundenwünsche und Wartungsunterstützung wird schnell eingegangen.“

    Auch seitens Avermann zeigt man sich sehr zufrieden: „Bei der von uns gelieferten Umlaufanlage ist die Verfahrtechnik der Paletten vollständig im Hallenboden integriert, was eine wichtige Vorgabe unseres Kunden war. Somit entstehen keine Störkonturen durch die Verfahrtechnik im Produktionsbereich. Es ist ein individueller Umlauf steuerbar, in dem die Betonfertigteile auf den Paletten durch die maßgeblichen Stationen der Fertigung laufen.

Dabei können viele verschiedene Arten von Betonelementen gleichzeitig produziert werden, was zu einer hohen Auslastung der Produktionskapazitäten führt. Durch einen ständigen Materialfluss können unnötige Wartezeiten – ein häufiges Ärgernis in der Vergangenheit – vermieden werden“, erklärt Rainer Holtgrefe, Projektleiter Vertrieb bei Avermann.

Folgende Komponenten beinhaltete der Anlagenplan von Avermann für BEFER TAT:

1. 12 Paletten 14 × 4 m, 10 kN/m², 10 mm Blech

2. Palettentransport mittels:

    - Spezial-Bockrollen;

    - Reibradantrieb;

3. Querumsetzer-Vorrichtung;

4. Avermann-Schwingverdichter (ASV) mit:

    - Hochfrequenz-Rüttelausrüstung;

5. Hydraulische Kippstation;

6. Ausfahrwagen 8 × 2,5 m, 40 t, Batteriebetrieb;

7. Transportstrecke für Verladegestelle;

8. Schaltschrankbau und Elektroplanung Avermann inklusive Installationsmaterial;

9. RIB-SAA-Umlaufsteuerung und Visualisierung.

Gute Kooperation aller Projektbeteiligten

Eine Reihe von weiteren Projektpartnern unterstützte BEFER TAT bei der Zulieferung, dem Aufbau und der Inbetriebnahme für die neue Halle: Die Fa. Ing-Büro Hobl war für Beratung + Konzept, die Fa. Avermann für die Planung, Montage und Inbetriebnahme der Umlaufanlage zuständig, Wiggert installierte die neue Mischanlage, Dudik die Kübelbahn und Elematic den Betonverteiler. Darüber hinaus waren u. a. die Firmen Progress, Conecranes, Beta, Ratec sowie BEFER TAT selbst mit Eigenleistungen beteiligt. Mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis und der Zusammenarbeit selbst ist man beim Betonfertigteilhersteller sehr zufrieden.

CONTACT

BEFER GmbH / TAT GmbH

In den Langen Stücken 10

38820 Halberstadt/Germany

+49 3941 672441

www.tat-befer.de

Avermann Betonfertigteiltechnik GmbH & Co. KG

Lengericher Landstr. 35

49078 Osnabrück/Germany

+49 5405505-0

www.avermann.de

RIB SAA

Software Engineering GmbH

Gudrunstr. 184/4

1100 Vienna/Austria

+43 16414247-0

www.rib-software.com

Wichtige Meilensteine bei BEFER TAT:

1947: Die Gebrüder F. und H. Conrad, Umsiedler aus Schlesien, gründen in den Ruinen der Stadt eine GmbH zur Verwertung von Trümmerschutt mit 65 Beschäftigten.

1953: Enteignung und Umwandlung in den volkseigenen
Betrieb „VEB Betonwerk Halberstadt“. Da der lokale Trümmerschutt rasch verarbeitet war, wurde bis
Mitte der 1950er Jahre Magdeburger Kriegsschutt verarbeitet.

1961: Feierliche Grundsteinlegung für das neue Werk an der Magdeburger Chaussee.

1973: Profilierung zu einem landesweit gefragten Her-
steller von Spezialbetonfertigteilen: Atomkraft werk Stendal, Palast der Republik Berlin, Inter-
flug-Gebäude Berlin-Schönefeld, Krankenhäuser z. B. in Halle und Neubrandenburg, Zentrum-Waren-
häuser und zahlreiche weitere zentrale Bauvorhaben.

1990: Neue Betriebsbezeichnung – im Zuge der Reprivati-
sierung erfolgte am 30.06. die Umwandlung in die
BEFER Betonfertigteilbau- und Betonwaren GmbH.
Damit ist der Betrieb wieder eigenständig, muss
aber die Mitarbeiterzahl von 460 auf  170 abbauen.

1991: Die Tunnel-Ausbau-Technik GmbH (TAT GmbH) als deutsche Tochtergesellschaft der Moos-Gruppe übernimmt am 1. August 100 % der Geschäftsan- teile der BEFER GmbH. Zu diesem Zeitpunkt be-
ginnt die Produktion der patentierten Pantex-Tun-
nelträger im Werk. Die BEFER GmbH und die TAT GmbH werden von Dr. Michael Betzle geführt.

2003: Die Richard Schulz Tiefbau GmbH & Co. KG über nimmt 100 % der Geschäftsanteile der BEFER GmbH und TAT GmbH. Dr. Benjamin Geller wird neuer
Geschäftsführer. Das Unternehmen ist deutsch-
landweit tätig und beschäftigt 80 Mitarbeiter.

2007: Ein neuer Portalkran sorgt im Freilager der Fertig-
produkte für den wahlfreien Zugriff auf die Be-
tonfertigteile. Somit kann jede Baustelle just-in- time beliefert werden.

2018: Die Einführung eines neuen ERP-Systems (Enter-
prise Resource Planning) erleichtert die Planung und die Auftragsabwicklung. Volker Weidemann wird Ende des Jahres neuer Geschäftsführer der BEFER und TAT GmbH.

2020-2021: Ende 2020 hat der Rohbau der Siloanlage und
des Mischanlagengebäudes begonnen. Stück für Stück entsteht die Hülle der vollautomatischen Beton-Mischanlage mit Kübelbahn und moderner Restbeton-Recyclinganlage. Das Aufstellen der Silos und die Montage der restlichen Bauteile werden 2021 abgeschlossen.

2021-2023: Der Neubau einer modernen Produktionshal-
le für Betonfertigteile hat 2021 begonnen. Diese wird mit Palettenumlaufsystem, 3D-Stahlverarbei-
tung und vollautomatischem Betontransport ausgestattet. Im März 2022 Montagebeginn für die neue Produktionshalle. Die Montage der selbst produzierten Bauteile führte das werkseigene Team von BEFER TAT durch. Inbetriebnahme der
neuen Halle Anfang 2023.

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