Multifunktionaler Leichtbeton-Monolith in der Schweiz
Im schweizerischen Oensingen bildet die neue Multifunktionshalle das Herzstück des dortigen Sportareals. Es ist ein quaderförmiger, rund 17.500 m³ großer Gebäudekubus, der bis zu 3,5 m tief ins Erdreich eingelassen ist. Der Bereich unter Terrain weist Normalbetonwände inklusive Außendämmung auf; die Decke wurde als Stahlträgerkonstruktion umgesetzt. Der restliche Teil des Baukörpers besteht aus einem in heller Sichtbetonoptik gehaltenen Liapor-Leichtbeton, der im schweizerdeutschen Sprachgebrauch auch als Isolations- oder Dämmbeton bezeichnet wird.
„Der bewusst archaische, massive und robuste Gebäudecharakter basiert auf der klaren Grundrissstruktur, der Reduktion der Materialien und der massiven Bauweise mit Dämmbeton. Dessen Materialität und Ausführungsqualität prägen das Gebäude und beeinflussen entscheidend das optische Bild des Gebäudes“, erklärt Verena Hellweg als zuständige Architektin der ffbk Architekten AG, die zusammen mit dem Ingenieurbüro BSB+Partner aus Oensingen die Projektierung und Ausführung des Objekts übernahm.
Geringes Schwindverhalten, hohe Festigkeit
So kompakt die Bauform in ihrer Gesamtheit wirkt, so facettenreich erscheint die Gebäudehülle im Detail. „Die zum Glas hin angeschrägten Laibungen betonen die Fenster und erzeugen ein Fassadenrelief, welches das flache und lange Volumen wohltuend rhythmisiert. Konzeptionell wird dies auch beim zurückgesetzten Eingang umgesetzt, der dadurch eine besondere Betonung erhält“, erläutert Verena Hellweg. Entsprechend hoch waren die Anforderungen an den Leichtbeton. „Wichtig war hier, einen Liapor-Leichtbeton mit nur geringem Schwindverhalten zu entwickeln, um die Fassade auf der gesamten Gebäudelänge schwindungsfrei ausführen zu können. Außerdem musste der Leichtbeton eine geeignete Festigkeit aufweisen, um die sichere Lastabtragung der Stahlträgerdeckenkonstruktion zu gewährleisten.
Diese Anforderungen ließen sich mit dem verwendeten Liapor-Leichtbeton optimal bewältigen“, erklärt Daniel Meyer von Liapor Schweiz. Zum Einsatz kam ein LC8/9, bestehend unter anderem aus Liaver 1-4, Liapor F3 sowie Zement, Flugasche, Fließmittel und Luftporenbildner. Den Leichtbeton stellte das Kies- und Betonwerk K. & U. Hofstetter in Hindelbank her, mit dem Liapor auch die passende Rezeptur entwickelte. Die Bauausführung übernahm die Marti AG in Solothurn; vor der Bauausführung wurden Musterwände erstellt.
Robuste Energieeffizienz
Die Gebäudehülle mit ihren 60 cm dicken Außenwänden trägt wesentlich zur besonders hohen Energieeffizienz der Multifunktionshalle bei. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von λ= 0,27 W/(m·K) gewährleistet der Liapor-Leichtbeton höchste Wärmedämmung und wirkt dabei auch noch wärmespeichernd. In der Summe minimiert er den Energieverbrauch des Gebäudes so weit, dass dieses sogar dem strengen Schweizer Minergie-Standard entspricht. Daneben stellt die massive, monolithische Bauweise ohne zusätzliche Dämmung auch die nötige Robustheit der Oberflächen sowohl im Innen- als auch im Außenbereich der Halle sicher. Und nicht zuletzt passen sich die unterhaltsarmen Sichtbetonflächen in ihrem hellen Grauton auch gut in die vorhandene Reihe der silbrig-grauen blechverkleideten Gebäude der Umgebung ein.
Im Oktober 2015 wurde die neue Multifunktionshalle eingeweiht und stößt seitdem nicht nur bei Sportlern und Zuschauern auf große Begeisterung. Auch der Solothurner Regierungsrat lobte die architektonisch-konstruktive Umsetzung auf höchstem Niveau und verlieh dem imposanten Neubau die „Architektur-Auszeichnung des Kantons Solothurn 2016“.