Niederländischer Architekturbeton für London
Wer würde sich das nicht wünschen? Laut Koen Waijers ist die Produktionskapazität des Betonfertigteilwerks der Hurks Groep in Veldhoven bei Eindhoven bis zum Jahr 2018 vollständig ausgebucht. Schon wegen der Betriebsamkeit in den Produktionshallen hat der Besucher keinen Zweifel an den Worten des Leiters der Abteilung Betonfertigteile.
Die Hurks Groep, ein Familienunternehmen, feiert im Jahr 2016 ihren hundertsten Geburtstag. Sie gehört heute zu den führenden Baukonzernen der Niederlande mit Referenzen auch im europä-ischen Ausland (s. S. 38, „Bäume aus Beton). Die Hurks Groep bildet den gesamten Zyklus ab von der Planung über den Bau und das Management von Wohn-, Gewerbe- und Spezialimmobilien. 2014 machte sie mit rund 700 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz in Höhe von 240 Mio. Euro.
Die Hurks Groep unterteilt ihr Geschäft in drei Bereiche: „Development and advice“ umfasst alle Dienstleistungen rund um die Planung von Immobilien. Besonderen Wert legt das Unternehmen darauf, dass sämtliche Planungsprozesse integral ablaufen, also von Anfang an unter Einbeziehung aller Stakeholder, Fachdisziplinen und Gewerke. Bei der Planung der Betonfertigteile setzt der Geschäftsbereich „Development and advice“ auf die 3D-Darstellung der Elemente mit Tekla BIM.
Know-how bereichsübergreifend gebündelt
Zum zweiten Geschäftsbereich „Building and technology“ gehören vor allem die bauausführenden Leistungen. Wegen der Spezialisierung auf das schnelle und flexible Bauen sowie auf unterschiedlichste Oberflächen von Betonfertigteil- und Stahl- beziehungsweise Aluminium-Fassaden gibt es innerhalb des Geschäftsbereichs die Unterabteilungen „Betonfertigteile“ und „Fassaden-Technik“. Zur Unterabteilung „Betonfertigteile“ wiederum gehören die zwei Produktionswerke der Hurks Groep in Veldhoven und in Tilburg.
Der dritte Geschäftsbereich schließlich heißt „Specialisms“. Dieser Bereich in der Organisationsmatrix der Gruppe umfasst die Abteilungen „Stadtentwicklung“, „Innovationszentren und Krankenhäuser“, „Hochhäuser“ und „Transformation“. Die Abteilungen von „Specialisms“ sollen Know-how und Fähigkeiten in den genannten Spezialgebieten bereichsübergreifend bündeln.
Klinker-Oberfläche
Unter anderem die ausgeprägte Expertise beim schnellen und flexiblen Bauen mit Betonfertigteilen und bei der Herstellung von Architekturbeton brachten der Hurks Groep 2015 den Zuschlag für den Bau von Betonfertigteilgebäuden für vier Immobilienprojekte in der britischen Hauptstadt London, nämlich für London City Island, Royal Wharf, Leamouth South und Brentford. Die genannten vier Projekte sind auch der Grund dafür, dass das Betonfertigteilwerk der Gruppe in Veldhoven ausgebucht ist. Um die Nachfrage vom Heimatmarkt dennoch weiter bedienen zu können nahm die Hurks Groep Ende 2015 das zwischenzeitlich bereits stillgelegte Werk in Tilburg wieder in Betrieb.
In Veldhoven, auf dem Gelände des Freilagers, stehen derzeit zahlreiche großflächige Sandwich-Fassadenelemente. Sie sind mit rotem beziehungsweise gelbem Klinker besetzt, die verglasten Aluminium-Rahmen von Fenstern und Türen sind bereits eingesetzt. Die komplett vorgefertigten Elemente werden von Veldhoven per Lkw und Schiff bis auf die Baustellen in London geliefert.
Ricciotti-Bauten
Die verklinkerten Elemente vermarktet die Hurks Groep unter dem Markennamen „Pure Brick“. Die Sandwich-Elemente werden im Werk Veldhoven auf Schaltischen in Negativ-Fertigung hergestellt. Auf die in die Schalung eingelegten Klinker wird der Beton der Vorsatzschale aufgebracht. Dann folgt eine Luftschicht, darauf die Isolierung und schließlich der Beton der Tragschale.
Beim Bau eines Gebäudes des Projekts London City Island benötigten sechs Arbeiter für die Montage der tragenden Sandwich-Fassadenelemente, der Innenwände und Decken einer Etage mit einer Grundfläche von rund 600 m² sieben Tage. In den Augen von Koen Waijers, dem Leiter der Abteilung Betonfertigteile der Hurks Groep, ist diese Geschwindigkeit ein unschlagbares Argument für das Bauen mit Betonfertigteilen.
Zu den Referenzen der Hurks Groep im Bereich Architekturbeton gehören aber auch Fertigteile aus SVB beziehungsweise UHPC für architektonisch äußerst anspruchsvolle Bauwerke, wie die 2011 fertiggestellten Brücke „Pont de la Republique“ in der französischen Stadt Montpellier oder den Anbau für das Museum „La Boverie“ im belgischen Lüttich (s. S. 38, Bäume aus Beton), beide entworfen von Stararchitekt Rudy Ricciotti.
Text: Christian Jahn, M. A.