Porenbetonprojekt in Südbrasilien auch mittels
Fernabwicklung erfolgreich - ein Zwischenbericht
Die Firma Celucon ist ein namhafter Porenbetonhersteller im Süden Brasiliens. Der Marktanteil wächst kontinuierlich, wodurch sich die Notwendigkeit ergab, alle Optimierungspotenziale zu nutzen, um die Leistung zu erhöhen.
Die Geschäftsführer von Celucon und KB Engineering, Antonio Zanon und Norbert Ferdinand Kajüter, kennen sich seit fast zehn Jahren, woraus sich ein kontinuierlicher Kontakt und Erfahrungsaustausch entwickelt hat. Neben Informationen zu neuen Produkten und Entwicklungen in der Anlagentechnik wurden dabei auch Optionen zu deren Nutzung auf dem brasilianischen Markt und somit eine Erweiterung des Potenzials von Celucon diskutiert. Die internationale Erfahrung von KB Engineering bei der Entwicklung innovativer Anlagenkonzepte und deren Umsetzung ermöglichte es auch hier in Brasilien, neue Wege zu gehen, um das Produktportfolio zu erweitern und neue Marktsegmente bedienen zu können. Neben der Konzipierung von einzelnen Maschinenlinien (z. B. Entladesysteme mit automatischer, optischer Qualitätsprüfung und Sortierung) bis hin zu Turn-Key -Anlagen in der AAC-Industrie als auch anderen Baustoffen ist KB Engineering auch in der Entwicklung von Dämmschaum-Produktionslinien (z. B. der Granulat-Herstellung aus Wüstensand) tätig. Diese Dämmplatten basieren auf nicht brennbaren zementären Schäumen, die sowohl zur Verbesserung des Lambda-Wertes in Lochsteinen eingebracht oder als Plattenware (Rohdichte zwischen 75 bis 300 kg/m³) hergestellt werden können.
Dr. Lutter, IN-projects GmbH, verfügt über mehr als 30 Jahre internationale Erfahrung in der Produktion von Porenbeton sowie Dämmplatten mit niedrigen Rohdichten. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören internationales Trouble-shooting, Unterstützung bei der Konzeption von Produktionsstätten sowie die Unterstützung von Inbetriebnahmen. Besonderes Augenmerk legt er auf das Zusammenwirken der Rohstoffe mit den prozesstechnischen Schritten. Mittels seiner Zusammenführung von Daten aus dem Prozess und dem Labor sowie deren Abgleich sind oftmals bemerkenswerte Einsparungen sowohl an Rohstoffen als auch Energie realisiert worden.
Durch die Zusammenarbeit von KB Engineering und IN-projects konnten die technische Kompetenz und das Erfahrungspotenzial auf ganzer Produktbreite in dieses, als auch in andere Projekte eingebracht werden. Die von den beiden Projektpartnern in diesem wie auch in anderen Werken durchgeführten Engineering- und Optimierungstätigkeiten sind nicht auf einen speziellen Werkstypen bezogen, sondern werden individuell den lokalen Gegebenheiten angepasst.
In Blickrichtung auf eine Produkt- und Kapazitätserweiterung entstand die Notwendigkeit einer Optimierung der Rezeptur und des Mischprozesses sowie der Verfahrensabläufe. Verbunden war damit auch die Erhöhung der Produktionsleistung bei gleichzeitiger Reduzierung der Produktionskosten.
Planmäßige Umsetzung trotz Corona-Beschränkungen
Der Projektstart vor Ort war für Mai 2020 geplant, musste aber durch die weltweiten Corona-Beschränkungen immer wieder verschoben werden. Bedingt durch das zu erwartende hohe Verbesserungspotenzial kamen die Projektpartner letztlich zu dem Entschluss, nicht das (terminlich unsichere) Ende der Reisebeschränkungen abzuwarten, sondern die Projektschritte per Video-Konferenz durchzuführen. Ein weiterer zu berücksichtigender Aspekt für Video-Konferenzen zeigte sich noch in der Zeitverschiebung von fünf Stunden, der bei den Planungen zu beachten war. Eine zusätzliche Herausforderung war die gewünschte Verbesserung des Werks-Outputs um rund 6 % unter Nutzung der vorhandenen Maschinentechnik, möglichst ohne zusätzliche Anlagenkomponenten zu installieren.
Um gerade beim Produktionsablauf oder in der Verfahrenstechnik die verbesserungswürdigen Punkte oder Fehlerquellen zu erkennen, sind üblicherweise Werksbegehungen und Detailbeobachtungen an besonderen Knotenpunkten üblich – dieses war hier durch die fehlende Reisemöglichkeit nicht durchführbar. Sämtliche Rohmaterialdaten, Funktionsabläufe und Umgebungsparameter mussten daher auf Basis von Fotos, Videos, Zeichnungen, Ablaufbeschreibungen und handschriftlichen Notizen zusammengetragen und per Email übermittelt werden. Da diese Informationen zum Teil nur in der Landessprache Portugiesisch vorlagen, galt es auch noch die Sprachbarriere zu überbrücken, was zwangläufig bei der Übersetzung anfänglich auch zu einigen Fehlinterpretationen oder Begriffsverwechselungen führte.
Nach kurzen Startschwierigkeiten – bedingt durch Internet-Performanceprobleme – konnten recht schnell und effektiv die ersten Maßnahmenpunkte bei der Rohmaterialbeschaffenheit erkannt werden. So ist zum Beispiel der benötigte Kalk leider nicht in der relevanten Qualität und Menge frei auf dem Markt verfügbar, sondern wird speziell für Celucon in großer Charge hergestellt und muss anschließend über einen langen Zeitraum zwischengelagert werden. Dieses hat ein Lagerungsproblem zur Folge, da eine lange Lagerzeit oftmals zu ungewünschten Feuchtigkeitsaufnahmen führt und somit die Reaktivität verändert wird. Schwankungen in der Rohstoffkonstanz erhöhen die Schwierigkeit an die dadurch notwendigen kontinuierlichen Rezepturanpassungen, was zugleich ein hohes Erfahrungspotenzial für den Mischanlagenbediener erfordert. Ausgehend von den Rohstoffen wurden danach systematisch Mischprozess, Treib- und Abbindeverhalten der Kuchen, Standzeiten sowie Autoklavierung und Dampferzeugung verbessert.
Die bei diesem anspruchsvollen Projekt notwendige Erfahrung als auch die Bereitschaft neue Wege zu gehen, konnte von KB Engineering in Zusammenarbeit mit IN-projects in die gewünschte Verbesserung der Abläufe als wichtige Voraussetzung mit eingebracht werden. Es war allen Projektpartnern klar, dass die nicht mögliche Vorort-Begleitung der Aktivitäten wohl zu einem längeren Umsetzungszeitraum führen würde, da die notwendige Zusammenstellung der sich ergebenden Resultate und kontinuierliche Optimierungen – und Berücksichtigung der unterschiedlichen Zeitzonen – zu lediglich einem kleinen Zeitfenster für tägliche Video-Konferenzen führen würde. Durch die intensive Online-Betreuung der Maßnahmen in Brasilien von deutscher Seite ist es trotzdem gelungen, die gesetzten Ziele in rund zwei Monaten zu erreichen.
Zufriedener brasilianischer Kunde
Während dieser Zeit erkanntes, zusätzliches Verbesserungspotenzial veranlassten KB Engineering und IN-projects, diese Möglichkeit zur zeitgleichen Umsetzung zu nutzen und somit die Leistung des Werkes über das erwartete Ziel hinaus zu steigern. Ergebnis war eine Steigerung des Output an hochqualitativen Produkten um über 8 % und damit verbunden die nachhaltige Steigerung der Ablaufeffizienz. Hinzu kommt die Reduzierung des Rohmaterialbedarfes (hier speziell der kostenintensiven Komponenten wie Zement und Kalk) bei gleichzeitiger Steigerung der Produktqualität sowie zeitoptimierter Produktionsschritte. Somit ist die Reduzierung der variablen Kosten für Ausgangsstoffe und Energieeinsparung noch nicht umfassend kalkuliert, liegt aber zwischen 4,8 und 5,2 %.
Celucon-Produktionsleiter Daniel Zanon zeigte sich sichtlich zufrieden: „Der besondere Benefit für uns bestand darin, dass zur Erreichung dieser hervorragenden Ergebnisse keine neuen, kostspieligen Maschinenanlagen oder Umbauten an Anlagenteilen benötigt wurden – die Optimierungsumsetzungen erfolgten während der normalen und laufenden Produktion. Aufgrund von Pandemieeinschränkungen mussten wir mit Fernsitzungen arbeiten; dennoch hat es das KB-Ingenieurteam geschafft, Lösungen und Verbesserungen für unsere Herausforderungen vorzuschlagen, auch wenn sie nicht mit ‚Händen‘ und ‚Augen‘ dabei waren. Durch den Informationsaustausch in Verbindung mit der Erfahrung der KB-Ingenieure konnten wir Fehler reduzieren und die Produktivität in einigen Bereichen erhöhen.“
Die Themen „Verkürzung der Autoklavierzeit“ und „Einsparung von Frischdampf“ wurden bereits als weitere Potenziale und Projektschritte zur Verbesserung der Werks-Perfomance erkannt und befinden sich in der Umsetzungsvorbereitung.
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Celucon
Industria e Comércio de Concretos Ltda.
Rod. Genésio Mazon, SC 445 – km 12
Vila Rica – Morro da Fumaca (SC)/Brazil
+55 48 3434 6621
Ergebnisse der Modernisierung:
– Erhöhung der produktionstechnischen Verbesserungen um 8 %,
– Reduktion des Zement- und Kalkverbrauchs um jeweils 2,7 %,
– Reduktion des Sandschlammverbrauchs um 2,7 %,
– Reduktion des Aluminiumverbrauchs um 4,7 %,
– Zeitersparnis beim Mischvorgang um 32 %,
– Verkürzung der Kuchen-Standzeit um 12 %,
– Reduktion der Rohdichte um 4 %,
– Verkürzung der Autoklavierzeit und Einsparung von Frischdampf: noch in Umsetzung,
– Reduktion variabler Kosten für Rohmaterial und Energie um 4,8%.