Stampfbeton-Gebäude und Terrazzoböden für Weingut
In Kanzem an der Saar wurde das spätbarocke Gutshaus Cantzheim nach Plänen des international anerkannten Architekturbüros Max Dudler umgebaut und denkmalgerecht modernisiert. Dabei kam Dyckerhoff Weiss in zwei sehr traditionsreichen Verarbeitungsformen zum Einsatz: Die neu erbaute Remise wurde komplett mit Stampfbeton auf Basis von Dyckerhoff Weiss realisiert. Außerdem diente der helle Premiumzement aus Wiesbaden als Bindemittel für die Terrazzoböden im Haupthaus.
Die zweigeschossige Remise hält respektvollen Abstand zum Hauptgebäude und betont die solitäre Wirkung des Gutshauses. Alle Wände und sogar das Dach wurden aus mit Dyckerhoff Weiss hergestelltem Stampfbeton gefertigt. Bei dieser Bauweise wird ohne Bewehrung gearbeitet, die Verdichtung erfolgt durch Druckstöße. In den handwerklich gearbeiteten, mit Farbpigmenten eingefärbten Stampfschichten spiegeln sich die erdfarbenen Töne der um das Weingut Cantzheim gelegenen Weinberge wider. Als eine der ältesten Betonarten wurde Stampfbeton bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts insbesondere beim Bau von Fundamenten und Brückenpfeilern verwendet. Mit dem Aufkommen der Stahlbetonbauweise Anfang des 20. Jahrhunderts verschwand das archaisch wirkende Material immer mehr und erlebt erst in jüngster Zeit bei ästhetisch anspruchsvollen Projekten wie dem Weingut Cantzheim eine Renaissance.
Dauerhaft, zeitlos, schlicht
Bei der Modernisierung des denkmalgeschützten Haupthauses wurden die barocke Bausubstanz vollständig respektiert und im Laufe der Zeit entstandene Anbauten entfernt. Für das Innere des Hauses galt die Prämisse, die ursprüngliche Struktur nicht anzutasten, die Räume jedoch für eine zeitgemäße Nutzung zu modernisieren. Zu diesem Konzept gehörten die von Terrazzo Hess aus St. Wendel aufwendig vor Ort hergestellten klassisch schönen Terrazzoböden. Eine direkt auf der Baustelle im Zwangsmischer hergestellte Masse aus Dyckerhoff Weiss und verschiedenen Gesteinskörnungen wurde auf den Unterboden aufgebracht und nach dem Aushärten geschliffen. Die so entstandenen Böden sind extrem dauerhaft, wirken zeitlos und schlicht. Terrazzo ist bereits seit der Antike bekannt und erfreut sich derzeit wachsender Beliebtheit bei Restaurierungen und auch Neubauten.
Den heutigen Besitzer bewegte die ästhetische Wirkung zum Kauf des Gutshauses, das 1740 für das ehemalige Weingut des Prämonstratenserklosters Wadgassen errichtet wurde und lange im Besitz des Bischöflichen Priesterseminars Trier war. Die Instandsetzung und Entwicklung der Liegenschaft verfolgte vorrangig das Ziel, die solitäre Wirkung des spätbarocken Gutshauses herauszuarbeiten und den beeindruckenden Hintergrund – den Schwung des Weinbergs mit der klaren Gliederung der Rebstöcke – in die Gestaltung der Gesamtanlage einzubeziehen. Die Bauleitung vor Ort übernahm das Trierer Architekturbüro Weltzel + Hardt. Seit der Fertigstellung wird das Anwesen als Gästehaus, Weingutsvinothek, Veranstaltungsort und Privatwohnung genutzt.