Stauraumkanal hochwertig ausgeführt
Nach der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union muss die Abwasserbehandlung den „besten verfügbaren Technologien“ entsprechen. Um dieser Forderung gerecht zu werden, legte die fränkische Kleinstadt Ebermannstadt im letzten Jahr zwei Klärteiche still und errichtete eine moderne Abwasserverbindungsanlage. Insbesondere einige Sonderbauwerke aus Beton in Kompaktbauweise und gefertigt nach den Qualitätsrichtlinien der Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre (FBS) übernehmen eine ganz besondere Funktion.
Bis Mitte 2016 floss das gesammelte Mischwasser einer Abwasserteichanlage aus zwei Becken zu, die 300 m westlich des Ortsrands provisorisch erstellt wurde und eine Wasserfläche von 365 m² hatte.
„Sowohl die Rohrleitungen als auch die Teiche stammten noch aus den 60er Jahren und befanden sich in einem sehr schlechten Zustand. Aus Gründen des Gewässerschutzes und der Ortshygiene waren sie unbedingt zu erneuern. Durch undichte Rohrverbindungen gelangte Schmutzwasser in den Untergrund. Die Ableitung des völlig unzureichend geklärten Abwassers aus der bestehenden Teichanlage erfolgte in einen Trockengraben entlang der Gemeindeverbindungsstraße nach Lützelsdorf. Vor diesem Hintergrund ordnete das Wasserwirtschaftsamt die Stilllegung der beiden Klärteiche an“, sagt Dipl.-Ing. (FH) Steffen Kahl von der Weyrauther Ingenieurgesellschaft mbH aus Bamberg.
Die Maßnahme
Im September 2016 begannen die von der Bauunternehmung Scharnagl aus Weiden durchgeführten Maßnahmen zur Errichtung einer neuen Abwasserbeseitigung. Da Buckenreuth im Karstgebiet liegt, war das Merkblatt Nr. 4.4/22 vom 01. Oktober 2008 „Anforderungen an Einleitungen von häuslichem und kommunalen Abwasser sowie an Einleitungen aus Kanalisationen“ des Bayerischen Landesamts für Wasserwirtschaft zu beachten. Das Planungskonzept orientierte sich an den Erfordernissen des ländlichen Raums. Künftig wird das häusliche Abwasser zentral gesammelt, zur bestehenden Ortskanalisation des Nachbardorfs Wohlmuthshüll befördert und zur Kläranlage der Stadt Ebermannstadt weitergeleitet. Realisiert wurde dies durch ein Mischsystem mit Freispiegelkanälen sowie den Bau einer Druckleitung zur bestehenden Ortskanalisation. Zentrales Element im neuen Entwässerungskonzept ist ein Stauraumkanal, der als Zwischenpuffer dient.
„Vor der Abzweigung der Gemeindeverbindungsstraße nach Lützelsdorf wurde auf einer Länge von 38 m ein Stauraumkanal aus Stahlbetonrohren DN 1400 mit Drachenquerschnitt und einem Regenüberlauf als obenliegende Entlastung der pneumatischen Pumpstation vorgeschaltet“, sagt Kahl. „Der Stauraumkanal ist in der Lage, bis zu 90 % der anfallenden Regenereignisse aufzunehmen – kommt es im Ausnahmefall zu einem noch stärkeren Regenereignis, so wird das abgeschlagene verdünnte Mischwasser über einen Entlastungskanal aus Stahlbetonrohren DN 700, den zu Retentionsbodenfiltern umfunktionierten bestehenden Weihern zugeleitet.“
Pumpstation mit pneumatischer Förderung
Die Stahlbetonrohre mit Drachenquerschnitt DN 1400 wurden nach der FBS-Qualitätsrichtlinie 1-3 „Sonderquerschnitte und Sonderausführungen von Betonrohren und Stahlbetonrohren in FBS-Qualität“ von der Josef Schnurrer GmbH & Co. KG aus Weiden, mit werkseitig fest in der Muffe verankerten Dichtungen hergestellt. Die Firma Schnurrer ist ein langjähriges Mitgliedsunternehmen der Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V. (FBS). Nur Produkte mit dem FBS-Qualitätszeichen erfüllen den hohen Qualitätsanspruch der FBS. Dieser sieht eine umfassende werkseigene Produktionskontrolle vor. Hiermit ist eine lückenlose Qualitätsüberwachung von den Ausgangsstoffen über die Herstellung bis zu den Endprodukten sichergestellt. Darüber hinaus sorgt eine halbjährliche Fremdüberwachung durch bauaufsichtlich anerkannte Güteschutzgemeinschaften und Prüfinstitute für die Einhaltung der hohen Standards.
Zur Überwindung einer geodätischen Höhendifferenz von rund 5 m vom Regenüberlauf bis zum Ortskanal von Wohlmuthshüll wurde eine Pumpstation geplant. Hierfür verlegte die Firma Scharnagl in nördliche Richtung im Bankett der Gemeindeverbindungsstraße eine 1.240 m lange Sammeldruckleitung DN 110 PN 10 (Innendurchmesser 90 mm) aus PE-HD-Rohr nach Wohlmutshüll. Fünf Druckleitungsschächte DN 1500 der Firma Schnurrer, bestehend jeweils aus Absperrschiebern, F-Stücken die mittels Gliederkettenringraumdichtungen in der Schachtwand montiert wurden, einem Pass- und Ausbaustück, einem Rohrreinigungskasten sowie einer Rohrstütze sorgen für eine reibungslose Funktion der Pumpstation. Der monolithisch einbetonierte Pumpensumpf wird mit einem Pumpensumpfdeckel abgedeckt. Zwei Ventilationsrohre vervollständigen neben dem FBS-Schachtaufbau das System. Vom Ortsnetz Wohlmuthshüll wird das Schmutzwasser letztlich zur Kläranlage in Ebermannstadt eingeleitet.
Zeitersparnis durch Stahlbetonfertigteile
„Aufgrund der beschriebenen Höhendifferenz und der Druckleitungslänge mit einem Reibungsverlust von etwa 34 m sind zwei wechselseitig betriebene pneumatische Kolbenkompressoren mit einer Nennleistung von rund 3 kW erforderlich. Diese befördern den Trockenwetterabfluss mit 1,3 l/s. Sobald eine höhere Fördermenge infolge eines Regenereignisses benötigt wird, erfolgt die Zuschaltung einer Drehkolbenpumpe mit einer Nennleistung von etwa 4 kW. Hierdurch kann eine Fördermenge von 5,5 l/s bewältigt werden.
Bereits im Zuge der Ausführungsplanung entschieden sich die Planer von der Weyrauther Ingenieurgesellschaft sowie Bauamtsleiter Dipl.-Ing. Steffen Lipfert von der Stadt Ebermannstadt aufgrund des engen Zeitplans für Stahlbetonfertigteile in Kompaktbauweise. Ende März 2017 waren die Erd- und Rohrleitungsbauarbeiten dieser Maßnahme abgeschlossen.
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