Umbau der Moskauer Betonfertigteilbranche
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland ist gerade vorbei und schon startet in Moskau eine neue Entwicklungsphase. Genauer genommen ist es eine Umbau-Phase: Auf der Messe Bauma CTT Russia 2018, die vom 05. bis 08. Juni auf dem Messegelände Crocus Expo IEC im Norden der russischen Hauptstadt stattfand, konnte man erfahren, dass Bauunternehmen komplette Betonfertigteilwerke wieder zum Verkauf anbieten, wie etwa die LSR-Gruppe, oder dass Werke ihren Besitzer bereits gewechselt haben, wie das Werk Morton bei Moskau (s. u. a. BFT International 08/2014, S. 36, 07/2015, S. 14, 03/2017, S. 34), und nun teilweise grundlegend umstrukturiert werden.
„Man hat versucht, in einem verhältnismäßig kurzen Zeitfenster, das sich auftat, möglichst viel Gewinn aus der Betonfertigteilproduktion zu pressen“, analysierte der Vertriebsmitarbeiter eines international erfolgreichen Anlagenherstellers im Gespräch mit der Redaktion der Fachzeitschrift BFT International. Das sei der Grund, warum in den letzten Jahren zahlreiche Werke rund um Moskau neu errichtet oder komplett neu mit Anlagentechnik ausgerüstet wurden. Nach dem Großereignis gibt es jetzt Überkapazitäten; durch Umstrukturierung sollen die Werke, wenn möglich, mit verändertem Produktportfolio an die neue Marktsituation angepasst werden. Teilweise werden Anlagen nach der verhältnismäßig kurzen Nutzungsdauer weiterverkauft. Teilweise muss neue Anlagentechnik eingekauft werden.
Mehr Russen und Chinesen
Dazu passt, dass Vertreter von Beratungsfirmen zahlreich auf der diesjährigen Messe unterwegs waren. Die Beratungsfirmen repräsentieren in der Regel einen Zusammenschluss von mehreren Maschinenherstellern und damit oftmals die gesamte Bandbreite an Anlagen, die für die Betonfertigteilproduktion nötig sind – angefangen beim Mischer bis hin zur Verpackungsanlage; das Konzept für das gesamte Werk beziehungsweise die Umstrukturierung und Neupositionierung gehört selbstredend mit zum Angebot.
Ein anderer Trend aus der jüngeren Vergangenheit setzte sich fort und lässt sich an den Ausstellerdaten der Bauma CTT Russia 2018 ablesen: Von den insgesamt 586 ausstellenden Firmen kam die Mehrzahl aus Russland und China. Erst danach folgten Deutschland, Italien und dann die Türkei.
Diese Verschiebung bei den Ausstellerzahlen stimmt mit der Wahrnehmung der Aussteller selbst überein, die im Gespräch mit der Redaktion der Fachzeitschrift BFT International einhellig von mehr russischen, chinesischen und türkischen Ausstellern auf der Messe sprachen. Viele bekundeten glaubwürdig, dass das für sie in ihrem Qualitäts- und Preissegment kein Problem darstelle. Allerdings gaben einige westeuropäische Hersteller auch zu, dass russische Hersteller ihre Anstrengungen verstärkten und der Wettbewerbsdruck vor allem bei einfacher zu kopierenden Produkten steige.
Diese Situation verschärft sich noch dadurch, dass die russischen Hersteller von Betonfertigteilen kaum Zugang zum internationalen Kapitalmarkt haben und Kredite von russischen Banken wegen der oftmals horrenden Zinsen unattraktiv sind. In der Folge steige die Nachfrage nach verhältnismäßig günstigen Produkten einheimischer Hersteller.
Fast 23.000 Besucher
Die Bauma CTT Russia ist auch nach der Übernahme der CTT durch die Messe München International und die Umbenennung weiterhin die größte Schau von Anlagen und Maschinen für die Bauindustrie auf dem Gebiet der ehemaligen Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Laut Organisator Messe München ist die gesamte Ausstellungsfläche in und vor den Hallen 60.000 m2 groß. Unverkennbar ist dennoch, dass das Außengelände in den letzten Jahren deutlich geschrumpft ist.
Laut der Messe München bleiben die Aussteller- und Besucherzahlen weiter auf einem hohen Niveau und konnten im Vergleich zum Vorjahr um 4 % beziehungsweise sogar 10 % gesteigert werden. Insgesamt zählten die Veranstalter 22.681 Fachbesucher, die an den vier Messetagen auf das Crocus Expo-Gelände kamen.
Die Attraktivität der Messe steigerten die Veranstalter unter anderem durch einen Demons-trationsbereich auf dem Außengelände, wo Hersteller Baustellenfahrzeuge live vorstellen können. Außerdem gab es eine Konferenz zum Thema „Baumaschinenindustrie in der Übergangsphase: Erfolgsfaktoren“. Die Teilnehmer diskutierten unter anderem die aktuelle Entwicklung auf dem russischen Baumaschinen-Markt.
Die nächste Bauma CTT Russia wird am selben Ort in der Zeit vom 04. bis 07. Juni 2019 stattfinden.
Text: Christian Jahn, M. A.
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