Voit Beton – Manufaktur für Unikate
Kaum ein anderer interpretiert den ehemaligen Branchen-Slogan „Beton – es kommt drauf an, was man draus macht“ so variantenreich und individuell wie Erwin Voit. Er ist Gründer und geschäftsführender Inhaber der Voit Betontechnische Spezialfabrik GmbH in Amberg. Die BFT-Redaktion dankt Opterra GmbH und Sven-Erik Tornow für die Bereitstellung dieses Artikels.
Kaum ein anderer interpretiert den ehemaligen Branchen-Slogan „Beton - es kommt drauf an, was man draus macht“ so variantenreich, individuell und einzigartig wie Erwin Voit. Er ist Gründer und geschäftsführender Inhaber der Voit Betontechnische Spezialfabrik GmbH in Amberg. Was so kompliziert klingt, bringt er mit seinem Unternehmen auf einen einfachen und klaren Nenner: Voit Beton – Formen der Kraft.
Die Liebe zum Werkstoff kommt nicht von ungefähr. Bereits sein Großvater gründete 1946 in Amberg ein Betonwerk. Dabei waren er und seine Familie noch nicht einmal von hier. Als Flüchtlinge hatten sie sich in der geschichtsträchtigen Stadt niedergelassen und mit der Betonwarenproduktion eine neue Existenz aufgebaut. Mauer- und Hohlblocksteine waren gefragte Baumaterialien zum Wiederaufbau nach dem Krieg. Später kamen weitere Produkte hinzu: Terrassen- und Terrazzoplatten, Fensterbänke, Gehwegplatten und Treppenstufen. Das Unternehmen wuchs mit der Nachfrage. Und die war anhaltend hoch.
Betonwaren-Boom
In den 1970er Jahren gab es die starke Phase mit den Waschbetonplatten. Der GaLa-Bau wurde zu einer der Säulen für das Betonwaren-Geschäft. „In den 90er Jahren expandierten wir dann auch in die neuen Bundesländer“, erinnert sich Erwin Voit. Neben dem Garten- und Landschaftsbau kommt zunehmend das Objektgeschäft hinzu: „Mehr und mehr wurden auch Produkte für den Innenbereich hergestellt - Treppenstufen, Platten, geschliffene Objekte.“ Voit produzierte für den Bund in Berlin oder für große Einkaufszentren und übernahm in Ermangelung von Fachfirmen auch gleich die Verlegung.
Neuanfang statt Sanierung
Im Jahr 2000 kam der Einbruch. Der Markt entwickelte sich nicht wie erwartet. Das blieb auch für das Amberger Betonwerk nicht ohne Folgen. Trotz aller Versuche, sich gegen die Schließung zu stemmen, kam es zum wirtschaftlichen Zusammenbruch. „Quasi auf den Fundamenten des Betonwerkes meines Großvaters habe ich dann 2001 mein eigenes Unternehmen gegründet“, erläutert Firmengründer Erwin Voit. „Von Anfang an haben wir uns auf individuelle Sonderbauteile für den Außenbereich spezialisiert.“
Neben Sitzmobiliar und Einfassungselementen kamen auch selbstentwickelte Gestaltungselemente für Outdoorküchen hinzu. Mitte 2010 fertigten die Betonbauer hitzebeständige Verkleidungsplatten für einen Ofenhersteller. „Ich war immer bestrebt, das Unternehmen möglichst breit aufzustellen, um nicht zu sehr von einem Marktsegment abhängig zu sein.“
Enge Kundenbindung
Auch der Kundenkreis ist entsprechend durchmischt. Zu den ca. 70 Stammkunden zählen GaLa-Bau-Fachbetriebe, Bauunternehmen, Baustoffhändler und Architekturbüros. Egal aus welcher Richtung die Anfrage oder der Auftrag kommt, immer geht es um individuelle Sonderprodukte, die in der Regel nur einzeln gefertigt werden. „Bei Aufträgen, die seriell und mit entsprechenden Maschinen produziert werden können, sind wir mit unserer ‚Beton-Manufaktur‘ nicht wettbewerbsfähig“, verdeutlicht Erwin Voit. Deshalb fertigen die Amberger im wahrsten Sinne des Wortes einzigartige Fassadenelemente, Brunnenanlagen, Sitzelemente, Waschtische, Betonschalen, Gartenmauern, Wasserwände, Bodenbeläge oder geschliffene Sichtbetonstufen für den Innenausbau.
Amberger Unikate
Produziert wird auf dem firmeneigenen Gelände in einer 900 m² großen Halle. Aktuell verbleiben die Exponate auch noch dort, bis sie ausreichend ausgehärtet sind. Dann können sie auf dem Außenlagerplatz für den Transport zum Auftraggeber oder zur Baustelle zwischengelagert werden. Eigentlich beginnt der Produktionsprozess noch viel früher: „Zunächst bekommen wir eine Anfrage, ob das gewünschte Sonderbauteil überhaupt machbar ist“, verdeutlicht Betonbauer Erwin Voit den zeitaufwändigen Entstehungsprozess. In enger Abstimmung mit dem Auftraggeber werden dann die Möglichkeiten ausgelotet, Zeichnungen angefertigt und entsprechende Schalungen gebaut. „Gerade in der Vorproduktion und Planung ist unser Team optimal zusammengestellt“, so Voit weiter. „Eine Bautechnikerin kümmert sich um die fachgerechte Erstellung der Zeichnungen und ein erfahrener Holztechniker entwickelt am Rechner die Vorgaben für den Schalungsbau.“
Team-Wissen für Qualität
Das, was dort an Schalung gebaut wird, gleicht eher der Aufgabenstellung für einen Schreiner als für einen klassischen Schalungsbauer. „Tatsächlich sind alle unsere Produktionen echtes Teamwork. Die insgesamt 14 Mitarbeiter stimmen sich regelmäßig ab. Dadurch können wir genau die Qualität erzielen, die wir heute zuverlässig liefern“, freut sich der Unternehmer. Auch das kommt nicht von ungefähr. Er habe in den letzten Jahren immer wieder dazugelernt, erzählt der ambitionierte Betonfan. So hatte man am Anfang überhaupt keine Erfahrung mit der Nachbearbeitung. Ob Schalungsplatten, Betonrezepturen oder Abläufe - in allen Bereichen habe man sich stetig weiterentwickelt. „So machen wir uns z. B. schon am Anfang eines Projektes darüber Gedanken, wie es nach der Fertigstellung sicher und schadlos transportiert werden kann“, erklärt der Bauteilprofi.
Für Erwin Voit hat sein Team den richtigen Flow, wie er sagt. Und das liegt sicher auch am Chef selbst. Der setzt mehr auf kleine Schritte als auf großes Wachstum. Er ist sich der Größe seines kleinen Betriebes bewusst. Und will genau so bleiben. Gleichzeitig fließt immer wieder Geld in neue Technik, Anlagen, Geräte oder eine Halle. Deren Bau ist zwar Corona bedingt aufgeschoben, aber eben nicht aufgehoben. Natürlich soll es auch für das Unternehmen vorwärts gehen, aber eben nicht um jeden Preis.
Weniger ist mehr
Deshalb setzt der Firmengründer auf Qualität statt Quantität. Das gilt für seine Produkte genauso wie für seine Zulieferer. „Das von uns für den Schalungsbau verwendete Schalholz lassen wir speziell für uns fertigen“, erklärt der entspannte Perfektionist. „Das ist vielleicht im Einkauf etwas teurer, aber im Ergebnis spart es uns viel und verbessert die Qualität.“ Ähnlich sieht er es auch bei dem benötigten Zement, den er aus dem Opterra Werk Karsdorf bezieht. Zuverlässigkeit und Flexibilität sind ihm dabei wichtiger als große Namen oder regionale Nähe. „Wir wissen, dass wir keine großen Mengen abnehmen, aber trotzdem werden wir bei Opterra sehr zuvorkommend behandelt.“
Die mit dem roten Nashorn
Vor rund zehn Jahren hat Erwin Voit noch einmal einen großen Schritt gewagt. Bis dahin trug seine Firma den Namen und das Logo des vom Großvater gegründeten Betonwerkes. Zwar wurde das Logo zeitgemäß angepasst, aber nun kam die komplette Abnabelung von der Vergangenheit. „Ich habe damals den Designer Miro Pistek aus Bayreuth und Prag kennengelernt. Er hat zu mir gesagt: „Mensch, Erwin, Dein Produkt, das ist doch schwer und grau. Wenn Du Dich neu positionieren willst, dann entwickle ich Dir etwas Passendes“. Einige Zeit später kam eine Einladung nach Bayreuth und Miro Pistek präsentierte seine Design-Idee: „Ein Nashorn. Das passt zu Dir. Es ist schwer, massiv, hat Kraft und ist sympathisch. Genauso wie Dein Baustoff auch.“
Damit war das Nashorn als Logo geboren und wird seitdem konsequent in die Corporate Identity übernommen. Neben Geschäftsausstattung, LKW-Plane und Internetauftritt sind über die Jahre individuelle Editionen von T-Shirts mit Nashörnern und limitierte Sonderanfertigungen von Mützen entstanden. Ganz neu und auch im passenden „Nashorn-Look“ ist die firmeneigene Kantine. Hier spendiert der Chef seiner Belegschaft einmal pro Woche ein leckeres Menü auf seine Kosten. Bei so viel Engagement und Detailtreue wundert es nicht, dass die Tablettauflagen ein Konterfei des Nashorns „Mampffred“ tragen.
Ein Kleiner, der Großes bewirkt
Aktuell arbeitet Erwin Voit an einem 150-Seiten starken Katalog, der die Vielseitigkeit, Qualität und Expertise des Unternehmens dokumentiert. Damit soll auch ein größerer Kundenkreis auf das kleine, aber feine Unternehmen mit dem roten Nashorn-Logo aufmerksam werden. Denn es sind es nicht nur Masse, Gewicht und Kraft, die genau zur betontechnischen Spezialfabrik passen, sondern auch die Anpassungsfähigkeit, Verlässlichkeit und das Durchhaltevermögen. Ob Nashörner auch so freundlich, warmherzig und verbindlich sind wie der erfolgreiche Amberger Unternehmer, dürfen die neuen Kunden gerne selbst herausfinden.
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