MF-Schalungsplatten für anspruchsvolles Sichtbetonprojekt in der Schweiz
Im schweizerischen Luzern wird urbanes Leben verwirklicht – in einem aus drei Häusern bestehenden Ensemble mit 155 unterschiedlich großen Wohnungen und Ateliers plus Gemeinschafts- und Gewerbeflächen. Die Architekten setzten auf Sichtbetonarchitektur; Westag-Schalhaut sorgte für überzeugende Sichtbetonoberflächen.
Urbanes Leben kann schön sein – in zentrumsnahen, modernen, aber bezahlbaren Wohnungen mit durchdachten Grundrissen und inmitten eines lebendigen sozialen Umfelds. Im schweizerischen Luzern wird dies verwirklicht in einem aus drei Häusern bestehenden Ensemble mit 155 unterschiedlich großen Wohnungen und Ateliers plus Gemeinschafts- und Gewerbeflächen. Die Architekten setzten auf Sichtbetonarchitektur; Westag-Schalhaut sorgte für überzeugende Sichtbetonoberflächen.
Im Bernstraße-Quartier, im Zentrum der Stadt mit mehr als 82.000 Einwohnern, bauen die Luzerner Bau- und Wohngenossenschaften abl und Matt gemeinsam ein Ensemble mit Wohnungen, Ateliers und Gewerbeflächen mit gemeinschaftlich nutzbaren Innen- und attraktiven Außenräumen. Es wird nachhaltig nach den Zielwerten der 2000-Watt-Gesellschaft erstellt und betrieben. Neben dem Siedlungspark bieten der nahegelegene Zimmeregg- und Gütschwald und die Reuss in unmittelbarer Nähe Erholungsräume in der Natur. Das Basler Architekturbüro Luca Selva AG gewann den Projektwettbewerb. Die Schmid Bauunternehmung AG aus Ebikon wurde mit der Bauausführung betraut. Bis zum Frühsommer 2024 wird das Projekt vollendet sein.
Massivbauweise – Fassaden selbsttragend
Die Häuser in Massivbauweise bestehen aus Wänden aus Kalksandstein und Beton und Geschossdecken aus Beton. Die Fassaden sind selbsttragend und übernehmen keine statischen Funktionen. Die Lastenabtragung wird anhand der direkt übereinanderliegenden Querwände, den Treppenhauskernen und – wo notwendig – durch Stützen in der Gebäudehülle gewährleistet. Die drei kompakten, teilweise auf Bohrpfählen gegründeten Gebäude-Volumen stehen über einer durchgehenden Einstellhalle und den Untergeschossen. Diese tragen der prägnanten Topografie Rechnung und sind deshalb mehrfach abgetreppt, respektive im Gefälle ausgebildet.
Die neun Ateliers in den Erdgeschossen der oberen Bernstraße bieten viel Platz für kreative Ideen. Alle sind so eingerichtet, dass sie auch bewohnt werden können. Die 54 bis 76 m² großen Räumlichkeiten sind auf zwei Ebenen konzipiert und zeichnen sich durch verschiedene Raumhöhen aus.
Bei einem Pressetermin verdeutlichten die Architekten Lukas Schirmann und Dario Albertini gemeinsam mit Bauführer Martin Nussbaum von der Schmid Bauunternehmung AG die Besonderheiten dieses Bauvorhabens. Wo nun das Bernstraße Quartier mit fünf Vollgeschossen und einem Attikageschoss entsteht, standen zuvor einzelne ältere Gebäude. Die Architekten mussten in der Planungsphase auf ein vorliegendes Servitut reagieren. Luca Selva Architekten lösten die Herausforderung, in dem sie in den kritischen Teilbereich einen Quartierplatz einschoben und erst weiter zurückgesetzt bebauten.
Geschickte Integration in umliegende Bebauung
Trotz seiner enormen Abmessungen wirkt das gesamte Quartier durch seine helle, freundliche und einladende Architektur nicht wie ein Fremdkörper, sondern es integriert sich geschickt in die umliegende Bebauung.
Michael Hörmann, Fachberater des Schalhautspezialisten Westag AG, betreute das Bauvorhaben und beriet die Bauausführenden in Sachen Schalungstechnik: „Im Mittelpunkt stand unsere Betoplan Top MF und die neue Schalungsplatte Magnoplan Duo MF, eine Weiterentwicklung und Erweiterung des Westag-MF Konzeptes und eine passende Ergänzung zur Betoplan Top MF. In den Bereichen, wo nur mittlere Einsatzzahlen gefordert werden, offeriert die Magnoplan Duo MF eine wirtschaftliche Lösung und erreicht eine optimale Oberflächenbeschaffenheit und Optik des Betons. Mit einer Beschichtung von 550 g/m² weist sie die gleichen technischen Werte wie die Betoplan Top MF auf. In vielen Ausschreibungen wird diese Schalhaut seitens der Architekten explizit gefordert.“ Wie Architekt Lukas Schirmann betont, sei die Betoplan Top MF für die Architekten eine gute Wahl für die Sichtbetonschalung.
Betoplan Top MF auf Trägerschalung montiert
Für die Fassade wurde die Betoplan Top MF auf Trägerschalung konzipiert und eingesetzt. Die Schmid Bauunternehmung AG übernahm Planung und Umsetzung der Architektenvorgaben. Einlagen und Abschalungen wurden bauseits montiert. An dem zu Baubeginn errichteten Mock-Up und den Musterflächen lassen sich die gestalterischen Überlegungen und Versuche, mit verschiedenen Betonrezepturen und Schaltafeln ein optimales Ergebnis zu erreichen, anschaulich nachvollziehen.
Lukas Schirmann: „Nach kritischer Begutachtung der Exponate durch unser Büro, die Bauleitung und den Bauherrn, zeigte sich eindeutig der Vorteil melaminharz-beschichteter Schalungsplatten. Der fachmännische Einbau des Baustoffs trug außerdem dazu bei, ein überzeugendes Ergebnis abzuliefern. Es betraf besonders die Architektur: Gitter- und Lochfassaden mit auskragenden polygonalen Erkern sowie die Untersichten in Weißzement-Sichtbeton.“
17.000 m³ Transportbeton werden benötigt, 2.500 m³ für die Fassade. Der Einbau erfolgt per Krankübel; Umformer und Nadeln sorgten für eine gute Verdichtung des Baustoffs. Betonfertigelemente wurden für Treppenläufe und die Stützen in der Einstellhalle eingesetzt. Die handwerklich saubere Bauausführung, selbst bei diffizilen Bauteilen, zeigte sich beim Presserundgang: gute Verdichtung, ebenmäßige Oberflächen und gleichmäßige Farbgebung. Nur gelegentlich war Kosmetik erforderlich, um ein besseres Ergebnis zu erzielen.
Sichtbetonfassaden vor den Geschossdecken betoniert
Martin Nussbaum: „Es wurden immer zuerst die Sichtbetonfassaden vor den Geschosswänden und Decken betoniert, Fugen und Bindlöcher abgedichtet bzw. innenseitig abgeklebt und Bindlöcher innenwändig gemäß Norm verfüllt. Die Sichtbetonarbeiten inklusive der Armierungen mussten nach jeder Arbeitsetappe vollumfänglich gegen Rostwasser geschützt werden. Die Dimensionen der Schalung hatten eine Normbreite von 2,00 m bei einer Höhe von 2,90 m.“
Für die definierte Betongüte wurde Weißzement Superblanc nach Norm SN EN 197-1 eingesetzt, für die Betonoberflächen (Klasse BOK 3) galt: gleichmäßige Farbstruktur, geringer Luftporenanteil, keine Kiesnester. Die Ausschreibung forderte Scharfkantigkeit, sehr glatte Oberflächen, erhöhte Anforderungen an die Rissbegrenzung, Frostbeständigkeit sowie die Oberflächen tiefenhydrophobiert und mit Graffitischutz versehen.
Photovoltaik und Dachbegrünung
Die Tageslichtversorgung des Baukörpers erfolgt über großzügige Lochöffnungen in den Fassaden. Diese generieren eine sorgfältig proportionierte „Grid-Fassade“ aus hellem Weißzement-Beton, welcher sichtbar bleibt. Die Fassade wird von innen gedämmt und bekleidet. Dies führe, so die Architekten, zu einer sehr unterhaltsarmen, aber dauerhaften Fassade.
Die dreifach Isolierglasfenster der Wohnungen sind in Holz-Metall und bei den öffentlichen Nutzungen aus Aluminium geplant. Die Absturzsicherung der Fenster, Balkone und Terrassen wird mittels der Sichtbetonfassade und Glasbrüstungen erreicht. Hochwertige außenliegende Lamellen und die Massivbauweise mit der Bereitstellung von thermischen Speichermassen sollen ausgezeichnete Voraussetzungen für den sommerlichen Wärmeschutz bieten.
Die Hauptdächer (Dachflächen über dem Attikageschoss) sind mit einer Photovoltaik-Anlage geplant. Die Nebendächer (Dachflächen über dem vierten Obergeschoss) sind begrünt (extensive Begrünung Luzerner Mischung) und vereinzelt als begehbare Attikaterrassen ausgebildet. Die Wärmeversorgung für die Heizung und das Warmwasser erfolgt ganzjährig über den Fernwärme-Anschluss, der derzeit bis in den Stadtteil Luzern-Littau erweitert wird. Dazu soll ein möglichst großer Teil der auf dem Areal verwendeten Elektrizität mittels Photovoltaik-Anlagen auf den Hauptdächern erzeugt werden. Jeder Gebäudeteil besitzt eigene Haustechnikräume. Durch die Angliederung der Technikräume an die Treppenhauskerne ist eine einfache vertikale Verteilung der Leitungen möglich.
Michael Hörmann von Westag ist sich sicher: „Freunde zukunftsweisender Sichtbetonbauten finden in der Schweiz viele weitere Beispiele. So wurde der ebenfalls von Luca Selva Architekten geplante Nachwuchs-Campus des FC Basel mit Hilfe der Westag Schalhaut Betoplan Top und Phenox 360 in Form gebracht.“