Moderne Spannbetonfertigung im oberhessischen Nidda
Das Oberhessische Spannbetonwerk wurde 1965 gegründet und deckt das gesamte Spektrum an Fertigbauteilen, d. h. alle Bauteile aus Beton für den konstruktiven Industrie-, Hoch- und Ingenieurbau ab. Dies beinhaltet schwere Spannbeton- sowie Stahlbetonbrückenteile, Hochbau- und Sonderkonstruktionen, Fertigteilwandplatten und Stabteile aller Art.
Das Oberhessische Spannbetonwerk mit Sitz in Nidda bei Frankfurt/M. wurde 1965 als Tochterunternehmen der weltweit agierenden Lupp-Unternehmensgruppe von Karl-Ludwig Lupp gegründet und deckt das gesamte Spektrum an Fertigbauteilen, d. h. alle Bauteile aus Beton für den konstruktiven Industrie-, Hoch- und Ingenieurbau ab. Zum Portfolio gehören schwere Spannbeton- sowie Stahlbetonbrückenteile, Hochbau- und Sonderkonstruktionen, Fertigteilwandplatten und Stabteile aller Art. In der werkseigenen Mischanlage wird Beton mit Festigkeiten bis C70/85 produziert. Für besondere Anwendungen ist der Einsatz von selbstverdichtendem Beton (SVB) möglich.
Dies ergibt für die Kunden ein umfassendes Angebot, welches durch alle notwendigen Zertifizierungen belegt ist. OSW ist laut eigener Angabe besonders leistungsstark bei großformatigen und langen Fertigteilen bis zu einem Gewicht von 105 Tonnen sowie einer Länge von bis zu 50 Metern. Ergänzt werden diese Leistungen durch ein durchdachtes Zeit- und Kostenmanagement, sodass reibungslose Abläufe und Sicherheit garantiert werden können.
Das Produktprogramm war von Beginn an sehr umfangreich; neben Wandelementen mit unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit wurden Rammpfähle, vorgespannte Decken- und Dachplatten sowie vorgespannte Brückenfertigteile (System Dendl) nebst Brückenkappen produziert. Ende der 1960er Jahre gab es sogar ein selbst entwickeltes Parkdeck; über den gesamten Zeitraum hinweg bis heute liegt der Schwerpunkt jedoch im Brücken- und Gewerbebau.
Dazu Oliver Rühr, Geschäftsführer des OSW: „Eine unserer wesentlichen Stärken liegt darin, auch komplexere Fertigteile herzustellen; Gleiches betrifft die möglichen Dimensionen und Gewichte einzelner Bauteile. Hinzu kommt das Potential für größere Brückenauftrage, wie z.B. zwei aktuelle beauftrage Grünbrücken mit 80 und 86 Brückenträgern à 65 Tonnen. Für eine Angebotsanfrage von 30 Brückenträgern in einer Länge um 35 m und einem Gewicht ca. 90 Tonnen mussten wir einmal bewerten, ob dieses Volumen in unserer Kranbahn gelagert werden kann, auch das wäre definitiv möglich. Neben Großprojekten wie diesen als maßgebende Umsatztreiber sind derzeit hauptsächlich Stabteile und Binder jeglicher Art gefragt. Insgesamt nehmen Anfragen aus dem infrastrukturellen Bereich zu. Im Zuge der erforderlichen Bauzeitenverkürzung sind dies beziehen sich diese dann nicht nur auf Brückenträger allein, sondern umfassen auch alle restlichen Betonelemente des Bauwerks.“
Grundsätzlich besteht eine gewisse Sicherheit durch die, dass Muttergesellschaft Lupp, welche das OSW immer wieder mit Gewerbeprojekten, Hochhausprojekten oder jetzt wiederkehrend mit Fertigteilen für Rechenzentren beauftragt, sodass auch die Expertise weiter ausgebaut werden kann. Dennoch sind wir als OSW für eine kontinuierliche Auslastung des Werks verantwortlich und betreiben dementsprechend auch selbst Akquise. Hierbei überzeugen wir mit sehr guten Fachkräfte im Bereich der Arbeitsvorbereitung und der Produktion, die teilweise eine jahrzehntelange Erfahrung mit einbringen. Am Ende geht es aber auch um das gesamte Team, in dem jeder auch eine emotionale Verbundenheit mit dem Unternehmen mitbringt.
Wichtige Erneuerungsphase
„Wir sind ein kleines Unternehmen, aber dennoch sehr leistungsfähig und dementsprechend auch in der Lage, komplexere Bauaufgaben zu lösen. Die regionale Anbin- dung an die Rhein-Main-Metropolregion ist nicht nur für unsere Kunden interessant. Hinsichtlich infrastruktureller Baumaßnahmen eröffnet sie uns auch sehr gute Akquisemöglichkeiten in diesem Einzugsgebiet; sie ist daher ein wichtiger Erfolgsfaktor. Dass auch wir als kleiner Hersteller absolut wettbewerbsfähig sind, spiegelt sich in unse- rer marktgerechten Preisgestaltung und dem technischen Know-how wider. Ergänzt wird alles um eine oft sehr enge Projektbegleitung durch unsere Belegschaft, die neben der Produktqualität zu einer hohen Kundenzufriedenheit führt“, so Oliver Rühr weiter. Zurzeit durchläuft OSW eine umfangreiche Erneuerungsphase, die sich auf alle Bereiche des Unternehmens bezieht. Die wichtigsten Themen sind dabei:
Bauliche Erneuerung und Erweiterung der Werkshallen: Neben notwendigen Sanierungsmaßnahmen sollen dadurch Produktionsabläufe verbessert werden sowie witterungsunabhängige Lagerflächen für z. B. Holz-Hybridbauteile entstehen
Reduktion des fossilen Energiebedarfs innerhalb der Produktion, Neubau einer Photovoltaikanlage auf den gesamten Hallendächern mit Speichermöglichkeiten und Umbau der bisher gasbetriebenen Schalungsheizung auf elektrischen Betrieb
Erneuerung der Betonrecyclinganlage
Integration eines CRM-Systems zur besseren Koordination der Kundenbeziehungen und des gesamten Projektverlaufs sowie als Unterstützung bei der Potenzialanalyse
Zusätzliches Personal im Bereich Kalkulation/Arbeitsvorbereitung sowie Lager/Verladung; außerdem Ausbildung von Bauingenieuren über ein duales Studium.
Dazu Geschäftsführer Oliver Rühr: „In der nahen Zu- kunft planen wir eine Environmental Product Declaration (EPD) für unsere Produkte erstellen zu lassen, um weitere Optimierungspotenziale daraus abzuleiten. Dabei ist vor allem auch die Entwicklung bei den Bindemitteln und der Betonbewehrung entscheidend. Hinsichtlich der vorangegangenen Überlegung bietet sich auch das Thema Gebäudekataster an; die dazu notwendigen Bauteilinformationen generieren wir ohnehin automatisch bei der Kalkulation unserer Produkte.“
Fertigteil planmäßig im Neckar versenkt
Auf die Frage nach besonders beeindruckenden Referenzprojekten berichtet Projektleiter Christian Heins: „Erst kürzlich haben wir ein 37 m langes Spannbetonfertigteil für ein Hochwassersperrtor geliefert, um mehrere Neckar-Anrainergemeinden in der Nähe von Mannheim vor Überflutungen zu schützen.“
Das Hochwassersperrtor Ladenburg sperrt im Hochwasserfall den Seitenkanal zwischen Ladenburg und Mannheim-Feudenheim ab. Zur Auflagerung des Sperrtores auf der Sohle wird ein Drempel mit Auflagerschiene benötigt. Um auf eine Bauweise mit trockener Baugrube und diesbezüglich halbseitigen langen Beeinträchtigungen der Schifffahrt zu verzichten, kommt ein Spannbeton-Fertigteildrempel mit einem Gewicht von 140 to, einer Länge von 37 m, einer Höhe von 2 m und (als Plattenbalken) 2,60 m Breite zum Einsatz. Seitlich am Ufer wurden zwei Widerlager errichtet, die später das Drehtor aufnehmen sollen und zwischen diesen beiden Widerlagern wird das Fertigteil eingebaut. Unter Wasser wird in der Flusssohle mittels Verbau eine Vertiefung hergestellt, in die das Fertigteil eingebracht wird. Nach dem Verlegen in Endtiefe folgt die Fixierung des Fertigteils mittels Unterwasserbeton in der Flusssohle.
Das Fertigteil wird mittels SPMT-Fahrzeugen in den Hafen Ladenburg transportiert und dort vom Hebo 8, dem größten verfügbaren schwimmbaren Kran, aufgenommen. Am Kran hängend wird das Fertigteil zum Einsatzort verschifft und in die vorgesehene Baugrube abgesenkt. Der gesamte Einbau wird vermessungstechnisch begleitet. Die Toleranz beim Versetzen bleibt unterhalb der vorgegebenen Werte von +/-10 mm.
Die seitlichen Widerlagerbaugruben werden nach dem Verlegen wieder verschlossen, um das Fertigteil mit den Leerrohren am Widerlager anzuschließen.
Weitere – nicht minder imposante – Projektbeispiele sind die teils vorgespannten Unterzüge für den 190 m hohen Omniturm in der Frankfurter City, das Rechenzentrum FRA 10 (ebenfalls Frankfurt) und Danone Nutribition in Fulda sowie Straßenbrücken über die A3 bei Heusenstamm und Marktheidenfeld, bei Petersberg über die A7 und bei Gießen über die B429; weiterhin eine Bahnbrücke bei Breitengüßbach, eine Fußgängerbrücke bei Kirchen und eine Grünbrücke bei Kerpen über die A61.
Auch mittel- und langfristig gut aufgestellt
Neben einer guten Kundenbindung ist für OSW auch ein langjährig gewachsenes Vertrauensverhältnis zu Lieferanten wichtig. Angefangen von den Produktionsanlagen – z. B. Schalungen und Kipptische von Avermann – über die Spanntechnik von Paul und Transportanker aus dem Hause Philipp pflegt der Hersteller auch mit seinen Zement- und Betonchemie-Lieferanten (Schwenk bzw. Fuchs Lubritech) gute partnerschaftliche Beziehungen.
„Trotz einer allgemein rückläufigen Baukonjunktur sehe ich für uns als OSW weiterhin sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten“, so Oliver Rühr abschließend. „Wir sind breit aufgestellt, arbeiten im Hochbau sowie im Brückenbau und können jederzeit komplexe Bauaufgaben lösen. Ich gehe davon aus, dass sich der Anteil an vorkonfektionierten Bauprodukten im Zuge des Fachkräftemangels zukünftig eher noch erhöhen wird. Stahlbeton- und Spannbetonfertigteile sind daher auch unter Berücksichtigung aller Nachhaltigkeitsgedanken vorerst nicht zu ersetzen. Eine Entwicklung in punkto CO2- oder Ressourceneffizienz wird es geben müssen, dies ändertjedoch nichts an der grundlegenden Art unseres Geschäfts. Bezüglich einer Erweiterung unserer Aktivitäten gibt es verschiedene Modelle; dabei stellt sich die Frage, ob wir die vorhandenen Flächen selbst nutzen wollen, um unsere Kapazität zu erhöhen, oder alternativ Partner mit einbinden, die gerne an unserem Standortvorteil und Know-how partizipieren möchten – für interessante Angebote sind wir immer offen. Das heißt, am Standort in Nidda gibt es viel Zukunftspotenzial und die Bereitschaft unserer Mitarbeiter:innen, diese Chance zu nutzen!“
CONTACT
Oberhessisches Spannbetonwerk GmbH
Alois-Thums-Straße 1-3
63667 Nidda/Germany
+49 6043 807 106
Das OSW deckt folgende Spektren von Fertigbauteilen ab:
– Brückenträger schlaff bewehrt
– Brückenträger Spannbetonverfahren
– Alle Elemente für Brückenbauwerke aus Fertigteilen (Schnellbrückensysteme)
– Stahlverbund Brückenbau
– Spannbetonbinder bis zu 50 m
– Fertigteilwandplatten
– Fassadenbau
– Stabteile aller Art
– TT-Platten
– Holz-Hybrid Decken
– Sonderkonstruktionen